Die Roboter kommen!

..in die Vitrine. Und sie arbeiten hart

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Zugegeben, ich habe meinen Professores an der Uni auch nicht immer meine volle Aufmerksamkeit geschenkt. Aber als uns eines Tages so ganz nebenbei von einem sonst eher phantasielos wirkenden Professor für Alte Geschichte erklärt wurde, im antiken Rom der Kaiserzeit habe man schon so etwas wie Strom-Generatoren - allerdings nur in klein und als Spielzeug - gekannt, wäre aber sicher auch in der Lage gewesen, große Maschinen, z. B. für die Landwirtschaft zu bauen, habe dies aber unterlassen, weil: wohin dann mit den vielen Sklaven? Da war ich wach.

„robot gun-slinger“ bei der Arbeit. („Westworld“, 1973)

Nun hat das Wort Roboter seine Herkunft bekanntlich im Slawischen, wo es so etwas wie Fronarbeit bedeutete und wurde durch den tschechischen Autor Karel Capcek in die Science Fiction-Literatur eingeführt. Es handelt sich also um eine Maschine, die dem Menschen die Fronarbeit abnimmt. Nicht zu verwechseln übrigens mit Automaten, die einfach nur irgendetwas selbständig tun, z. B. Musik machen, womit sie die Menschheit lediglich von einer Tätigkeit befreien, die viele Menschen durchaus freiwillig und gerne selbst ausüben.

Auch nicht zu verwechseln mit den Androiden, die aufgrund ihrer Gestaltung gerne mal zum Vor- oder Nachteil der jeweils Beteiligten mit Menschen verwechselt werden. Ein Phänomen, das bislang allerdings (hoffentlich!) auf Science Fiction Literatur und Filme begrenzt ist - je nach Vorlieben denken wir nun zuerst an Asimov und Lem, oder auch ETA Hoffmanns Der Sandmann („Ach, Ach!“), die Maria aus Metropolis, Yul Brunner in Westworld, die gleich in zwei Generationen verfilmten Frauen von Stepford, den Blade Runner, den Terminator, Ghost in the Shell, usw..

Roboter hingegen gibt es schon lange, ganz real, und tatsächlich arbeiten sie meistens hart. Zum Beispiel in der Autoindustrie, wo sie auch in Deutschland seit den 70er Jahren Einzug gehalten haben. Allerdings waren keineswegs alle vorher dort beschäftigten Menschen begeistert von ihrer „Befreiung“ von der Fronarbeit. Konnte dies doch sehr schnell und völlig unphantastisch den Verlust des Arbeitsplatzes und damit meist auch des Familien-Einkommens bedeuten.

Feierabend für den „robot gun-slinger“

Während aber die Eltern auf Roboter teilweise gar nicht gut zu sprechen waren, und Kraftwerk mit dem dazu passenden Soundtrack „Wir sind die Roboter“ auch nicht eben glänzende Perspektiven eröffnete, wurden sie den Kindern per Fernseher z. B. in Gestalt des gleich viel vertrauenswürdigeren Robbi aus Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt freundlich nahe gebracht.

Mittlerweile herangewachsen nehmen wir Roboter also ganz gelassen, egal ob Kampf-, Haushalts-, Industrie- oder Wasauchimmer-Roboter. Schon, weil wir ihnen in der Realität auch eher selten begegnen. Wenn man dies ändern möchte, kann man sich ins Museum für Kommunikation nach Berlin begeben, wo zur Zeit eine Ausstellung mit dem Titel "Die Roboter kommen!" zu sehen ist, die in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung Stuttgart konzipiert wurde.

Dort kann man sich dann persönlich, live und ganz real davon überzeugen, daß Roboter tatsächlich umherrollen und dabei putzig aussehen, Fußballspieler, Geishas und Haustiere prima ersetzen, krabbeln, staubsaugen, schachspielen, Autos oder Kugelschreiber zusammensetzen, Kamele reiten, Musik machen, medizinische Operationen durchführen, Kunst und Gegenstand von Utopien sein, aber auch vollkommen sinnlos und trotzdem ziemlich groß und mit reichlich Zubehör ausgestattet sein (Sabor V!) oder auch Watschen austeilen und dabei Wittgenstein zitieren können.

Zur Klärung von gesellschaftsrelevanten Fragen wie „Wer sind die Roboter?“ und „Wohin jetzt mit den Sklaven?“ bleibt aber wohl weiterhin nur der Griff ins Buchregal, der Gang ins Kino oder der Blick ins Internet.

Was die Kuratoren der Ausstellung wohl auch ganz ähnlich gesehen haben, weshalb sie auf der eigentlich recht kleinen Ausstellungsfläche reichlich Bücher, Filmausschnitte und Computer mit Internetzugängen inklusive eigenem Portal verteilt haben. Dafür muß man sich nun nicht unbedingt in die Ausstellung und nach Berlin begeben. Das kann man auch einfacher haben. In diesem Sinne ein paar Links zum Einstieg:

www.robotclips.com www.roboter.com www.roboternetz.de www.gutenberg.org Björk