Wie klingt es, wenn Beethoven zu Ende ist?

Die Kunst der Pause. Pause als Kunst

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Pausen sind wichtig, das Schönste an der Arbeit. Und man sollte sie genießen. Genießen kann man sie jetzt tatsächlich auch auf einer CD. Sieben Jahre lang hat nämlich der amerikanische Komponist und Sohn eines Jazz-Musikers Christopher DeLaurenti klassische Konzerte besucht, um dort heimlich die Zeit vor, zwischen und nach der Musik aufzunehmen. Das Ergebnis kann man sich nun auf der bei einem kleinen US-Plattenlabel erschienenen CD „Favorite Intermissions: Music Before and Between Beethoven - Stravinsky -Holst“ anhören.

Zu hören gibt es, wie man in der New York Times lesen kann, probende oder stimmende Orchestermusiker, Stühle, die herum geschoben werden und natürlich Geräusche des anwesenden Publikums. Ganz neu ist diese Idee jedoch nicht. Sie erinnert vielmehr an John Cages Stück 4’33 bei dessen Uraufführung ein Pianist genau vier Minuten und 33 Sekunden still vor einem Klavier saß.

Kenner, heißt es, könnten an den Pausengeräuschen sogar erkennen, was im Anschluss gespielt wird. Aber, wie gesagt, nur Kenner. Denn wann und was DeLaurenti aufgenommen hat, das verrät er nicht. Zum einen weil er damit seiner Komposition einen universelleren Charakter verleihen möchte. Und zum anderen weil er drohende Tantiemenforderungen der Orchester befürchtet, schließlich ist auch eine Pause ein Teil eines Konzerts. Eine Sorge, die offenbar nicht berechtigt ist. Zwar sind heimliche Tonaufnahmen während eines Konzerts grundsätzlich verboten, doch nach Ansicht von Leonard Leibowitz, einem Anwalt der Musiker und Orchester in Rechtsfragen vertritt, verkauft DeLaurenti mit seiner CD keine Musik, sondern eben nur den Sound der Pause („Intermission“).

Doch einige wenige auf der CD versammelten Stücke oder Komponisten, die man ja eigentlich überhaupt nicht hört, hat er dennoch verraten. So erfährt man beispielsweise durch diese ungewöhnliche Sammlung, wie es klingt, wenn Beethoven zu Ende ist. Was wir doch bestimmt schon immer hören wollten - oder? Hören kann man übrigens das rund drei Minuten lange Stück „After Beethoven“ auf dieser Seite der "New York Times". Und eine weitere Kostprobe gibt es auf DeLaurentis Homepage. Und nach soviel Musikgenuss machen wir jetzt an dieser Stelle erst einmal eine lange Kunstpause. Ganz geräuschlos natürlich.