Das Pentagon veranstaltet einen Killerspiele-Wettbewerb

Mit 200.000 US-Dollar lockt die Army die weltweit "besten Spieler", die sich an mitunter recht brutalen, in Deutschland indizierten Spielen beweisen sollen

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Für den 4. Juli, den amerikanischen Unabhängigkeitstag, hat sich das Pentagon etwas Besonders ausgedacht. Es veranstaltet ab dem Feiertag die Army Gaming Championships. Das ist ein Wettkampf, bei dem "die besten Spieler der Welt" in bestimmten Games insgesamt 200.000 US-Dollar an Preisen gewinnen können. Wie man erahnen kann, geht es dabei um die Demonstration soldatischer Leistungen in Killerspielen, angefangen von America's Army über Counter-Strike oder Command & Conquer 3 bis hin zu Ghost Recon: Advanced Warfighter 2. Am meisten Preisgeld ist für das hauseigene Rekrutierungsspiel America's Army ausgesetzt.

Besonders moralisch aufbauend ist das das Spiel Gears of War wohl nicht, das von PEGI (Pan-European Game Information) ab 18 Jahre klassifiziert wurde, während die USK in Deutschland eine Alterskennzeichnung verweigert hat, wodurch es indiziert ist. Damit kann hier das Spiel nicht beworben und frei verkauft werden. Das ist schon ein Hinweis darauf, dass es sich um grausames Spiel handeln dürfte. Eine Beschreibung:

Vermischt man die besten Elemente taktischer Actionspiele mit den erschreckendsten Gruselstories, entsteht "Gears of War". …Hyperrealistische, intensive Kampfhandlungen. In „Gears of War“ ist das Schlachtfeld ein tödlicher Ort – wer keine Deckung findet, findet den sicheren Bildschirmtod. Um zu überleben, müssen die Spieler in den interaktiven und dynamischen Umgebungen Schutz suchen, den Gegner mit Sperrfeuer unter Druck setzen und mithilfe von Waffen und ihren Mannschaftskameraden die schrecklichen Feinde niederkämpfen.

Wie im Krieg gegen den Terror bzw. im islamistischen Krieg gegen die neuen Kreuzzüge gewohnt, geht es um den Kampf der Guten gegen die Bösen und um das Überleben der Menschheit. Da darf man nicht lange überlegen, sondern muss den Feind mit allen verfügbaren Mitteln erledigen, was sich mit "Gears of War" um Deutschland herum gut verkauft.

Das Pentagon schätzt offenbar Kettensägemassaker an den Bösen, in diesem Fall außerirdische Monster, wenn sie eliminiert werden und dabei Ströme an Blut fließen sowie die Gedärme herausquellen. Es wäre eine gute Gelegenheit für die deutschen Politiker, die für das Verbot von Killerspielen eintreten, ihre Kollegen in den USA aufzufordern, solche mit Steuergeldern dotierten internationalen Wettbewerbe zu unterlassen. Erfolg hätte dies allerdings sicher nicht, zumal die USA sich als Supermacht hier nicht reinreden lassen würde, sondern transatlantisch auch die Werte verschoben sind. Ächtet man in den USA eher den Sex, so ist in Europa die Gewalt verpönt.

Das Pentagon will mit dem Wettbewerb ebenso wie üerhaupt mit der Entwicklung und dem Angebot von Computerspielen das Image des Militärs aufwerten und Jugendliche anziehen, in die Berufsarmee einzutreten. Der Krieg gegen den Terror sorgt zwar für Einsatz im ersten Leben, aber nicht unbedingt für den erforderlichen Nachschub an Rekruten, die rechnen müssen, in den Irak zu kommen. Dafür sollen die Spiele sorgen, die gleichzeitig Computerspiel und realen Krieg ineinander verschwimmen lassen und die Jugendlichen locken wollen, die die spielgeformten Kenntnisse für den Hightech-Krieg mitbringen.

Aber man will wohl auch einfach die Killerinstinkte befördern. So heißt es im FAQ auf der Wettkampfseite:

The AGC Gears of War Championships are played in Execution mode. You'll need to get close to the enemy when you down him and then pistol-whip or curb-stomp him to finish the job.

Um den "Job" zu beenden, muss man also auch mit dem Stiefel so lange in den Kopf des Gegners eintreten, bis dessen Schädel aufkracht. In Abu Ghraib ging es demgemäß noch relativ harmlos zu. In den USA wurde das Spiel als ungeeignet für Jugendliche unter 17 Jahren eingestuft. Die Website Double Viking meint, das Spiel sei auf der Rangskala der Gewalt nach Manhunt, Thrill Kill und God of War das viertschlimmste.

Enemies limbs are often perforated and torn off by a barrage of machine gun fire and close encounters usually result in a chainsaw to the neck, leaving SOMEBODY headless. Otherwise enemies simply explode into bits of blood and bone, with much of the end product splattering all over the camera - and everywhere else.

Und geschwärmt wird auch hier über die Brutalität des Spiels:

The most spectacular of all the weapons is probably the gruesome and wonderfully satisfying chainsaw bayonet. It instantly dismembers enemies when used successfully, sending copious amounts of blood and various other fluids splattering onto the screen...and everywhere else. Other weapons include a shotgun, sniper rifle (by far the most effective), a couple of machine guns, a rocket launcher, and an explosive bolt shooter, not to mention the Hammer of Dawn (readers, you have to see that one for yourself).

Der Krieg ist grausam, das wissen wir. Es gibt Kollateralschäden, und auch sonst wird unter Todesgefahr manches geweckt. Mit grausamen Computerspielen, bei denen man wie in "Gears of War" auch noch auf Verwundete eintreten muss, um sie zu töten, schafft man Realismus fürs Schlachtfeld: für die Soldaten, die für den Einsatz trainiert werden, für die Jugendlichen, die schon mit den entsprechenden Erwartungen kommen sollen. Louise Eaton von der Army versichert, dass man "die empfohlenen Spiele sehr sorgfältig angeschaut" habe. Man habe den Wettbewerb schließlich auch erst für Spieler ab 17 Jahren geöffnet. Da kann ja nichts passieren. Die Gewinner würden, so Eaton beruhigend, bei der Einstellung von Rekruten auch nicht bevorzugt.