Länger leben mit dunkler Schokolade

Bitterschokolade senkt selbst in sehr kleinen Mengen den Blutdruck

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Pralinen und Schokoriegel sind ungesund, machen dick und lassen die Pickel sprießen – aber sie machen auch glücklich. Das ist eine alltägliche Erfahrung von vielen, die sich als Schokoladensüchtige bezeichnen. Die Wissenschaft sieht das etwas anders: Tatsächlich heben die Kakaoprodukte nicht wirklich die Stimmung, aber in ganz geringen Maßen genossen, hat zumindest die dunkle Schokolade durchaus eine positive Wirkung auf den Organismus.

Der Kakao stammt aus Amerika, wo ihn die Tolteken bereits vor mehr als tausend Jahren als Geschenk des Quetzalcoatl, des gefiederten Schlangengottes, schätzten. Bei den Azteken waren die Samenkerne der Kakaofrucht sogar Zahlungsmittel. Ebenso bei den Maya, in dieser Hochkultur trank der Adel sehr gerne flüssige Schokolode, gewürzt wurde der Kakaotrunk unter anderem mit Chili (vgl. Geschichte der Schokolade).

Aus dem Rohstoff Kakaobohnen wird durch das Rösten und anschließende Mahlen die stark nach Schokolade duftende Kakaomasse. Foto: Info-Zentrum Schokolade

Der elitäre Genuss von einst hat natürlich nicht viel gemeinsam mit den heutigen Zeiten, wo sich in den Supermärkten die Schokolade-Produkte in verschiedenster Form bis unter die Decke stapeln. In Deutschland verzehrte statistisch im Jahr 2005 jeder fast 9 kg Schokolade, hauptsächlich in Form von Tafeln und Riegeln, dazu kamen pro Kopf 1,4 kg kakaohaltige Brotaufstriche (vgl. Angaben der Süßwarenhersteller).

Um es gleich klar zu stellen: eine ganze Schachtel Pralinen auf einmal weg zu mampfen ist nicht gesund! Und hat nach Untersuchungen australischer Forscher auch keine wirklich Stimmungs aufhellende Wirkung. Die Studie von Gordon Parker und Kollegen vom Black Dog Institute in Sydney kommt zu ernüchternden Resultaten. Nur wer sich aus purer Fresslust den zarten Schokoladenschmelz auf der Zunge zergehen lässt, bekommt dafür eine kurze Glücksbotschaft aus dem Gehirn. Wer sich gegen den Frust mit Tafeln und Riegeln voll stopft, hat nichts davon – nur anschließend mehr Pfunde auf den Rippen.

Die Forscher unterscheiden zwischen zügellosen Naschern und emotionalen Schokoladekonsumenten. Erstere erfahren ein Genussgefühl, letztere mampfen die Kakaoprodukte vor allem, um damit gegen Stress, Langweile oder Bedrücktheit anzukämpfen – und zwar vergeblich (vgl. Mood state effects of chocolate). Schokolade wirkt nicht gegen Depressionen, wie Gordon Parker gegenüber australischen Medien klarstellte:

Es stimmt zwar, dass Schokolade auf dasselbe neurologische System wirkt wie Serotonin, aber man müsste eine Lastwagenladung davon essen, um den Effekt einer einzigen Tablette eines Antidepressivums zu erzielen.

Seit vielen Jahren ist bekannt, dass Schokolade durchaus eine positive Wirkung auf die Gesundheit haben kann. Voraussetzung dafür ist, dass der Kakao möglichst pur, also ohne viel Anreicherung von Fett und Zucker gegessen oder getrunken wird. Untersuchungen zeigten bereits in der Vergangenheit, dass der sehr gemäßigte Genuss von Bitterschokolade positive Wirkungen unter anderem bei der Entstehung von Krebs und gegen Herzerkrankungen haben kann (vgl. Chocolate and Prevention of Cardiovascular Disease: A Systematic Review. Dabei sollte entweder ein wenig dunkle Schokolade gegessen oder Kakao in Wasser aufgelöst getrunken werden. Milch verhindert die Aufnahme der gesunden Bestandteile im Körper (vgl. Über die Wirksamkeit von Flavonoiden).

Schokolade senkt den Blutdruck

An der Universität Köln beschäftigt sich seit Jahren eine Arbeitsgruppe mit der Wirkung von Kakao auf das Herzkreislaufsystem. Das Team stellte verglich schon vor einigen Jahren einmal den Effekt des Konsums von weißer und dunkler Schokolade und stellte fest, dass Bitterschokolade den Blutdruck von Patienten leicht sinken ließ, während ihre helle Schwester – die kein Kakaopulver, sondern nur die Kakaobutter enthält – wirkungslos blieb. Allerdings aß jeder der Versuchsteilnehmer die beachtliche Menge von einer ganzen Tafel täglich.

Foto: Info-Zentrum Schokolade

Im April diesen Jahres veröffentlichten die Wissenschaftler um Dirk Taubert eine Studie, eine Meta-Analyse, zum Effekt der Polyphenole in Kakao sowie schwarzem und grünem Tee. Polyphenole sind pflanzliche Stoffe, die entzündungshemmend wirken und gut für das Herzkreislaufsystem sind – sie sind auch in Rotwein enthalten (vgl. In vino sanitas).

Obwohl sowohl Schokolade als auch Tee viele Polyphenole enthalten, zeigte sich in den breit angelegten Studien (fünf Studien mit 173 Teilnehmern mit Schokoladenkonsum, fünf Studien mit 343 Teilnehmern mit Teegetränken), dass nur die Kakaoprodukte nachweislich den Blutdruck der Probanden senkten, der Tee hatte keine derartige Wirkung. Die Forscher vermuten, dass es an den verschiedenen Arten von Polyphenolen liegt, die Kakao und Tee enthalten (vgl. Cocoa, but not tea, may lower blood pressure).

Jetzt legt die Forschergruppe in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Journal of the American Medical Association ( JAMA and Archives) nach. Die Studie war sehr sparsam angelegt. 44 Patienten mit erhöhtem Blutdruck bekamen pro Tag 6,3 Gramm Bitterschokolade, was 30 Kalorien entspricht. 18 Wochen lang verspeiste eine Vergleichsgruppe jeweils eine entsprechende Menge weißer Schokolade.

Aufgrund des nur sehr kleinen Stückchens Schokolade täglich nahm niemand zu und auch die Blutfettwerte erhöhten sich nicht, aber erneut zeigte sich, dass der Blutdruck der Bitterschokolade-Konsumenten sich nachweislich senkte. Der Effekt war nicht groß, aber signifikant: 2,9 Millimeter Quecksilbersäule (mm Hg). Erstaunlich ist, dass die geringe Menge Schokolade ausreichte, um den positiven Effekt zu erzielen. Dirk Taubert ist überzeugt, dass die speziellen Inhaltsstoffe des Kakaos den Blutdruck mindern können und er hofft, dass dunkle Schokolade in der Zukunft einen wichtigen Beitrag zur Senkung von Schlaganfällen und Herzinfarkten leisten wird.