Wer's glaubt, wird selig

Die christliche Online-Community soulsaver.de eröffnet spannende Einblicke in fundamentale Weltsichten

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Glauben spielt heutzutage wieder eine sehr große Rolle. Man glaubt - wie vor kurzem noch bei Radlern -, dass als sauberer Profi-Spitzensport deklarierte Extremsportarten wie Leichtathletik oder Tennis von Menschen getragen werden, die im Zwei-Jahres-Rhythmus leistungsmäßige Evolutionssprünge absolvieren, für die der Homo Sapiens im Altertum vor 1900 noch Jahrhunderte gebraucht hat. Man glaubt, dass eine von Microsoft und Daimler-Chrysler gesponserte globale Jam-Session von Musikanten, die teilweise den Evolutionssprung zum Multimillionär bereits geschafft haben, den von denselben Mäzenen gesponserten Regierungen gehörig Angst machen wird, damit die sich das mit dem Klima nochmal überlegen. Und man glaubt wahlweise auch daran, dass der Neoliberalismus das Perpetuum Mobile erfunden, die Schwerkraft (bzw. „Unten“ und „Ab“) abgeschafft hat, sowie die Afrikaner auf ewig dazu zwingt, nicht - wie etwa asiatische Staaten - vielleicht auch einmal aus eigenem Antrieb zivilisatorische Weiterentwicklungen zustande zu bringen.

Zum Glauben gehört es, ihn auch öffentlich zu bekennen. Das Internet hilft hier ungemein. Individuell wird vieltausendfach per MySpace und in sonstigen Privat-Blogs bekannt, aber Glaubensgemeinschaften verlangen auch nach zentralen Plattformen. Eine solche ist die christliche Community Soulsaver.de.

"Vom Terrorkandidaten zum Christen"

Eindrucksvoll sind hier vor allem die Lebensberichte mit geradezu BILD-artigen Schlagzeilen. Aktuelle Brisanz besitzt etwa "Nassim Ben Iman - vom Terrorkandidaten zum Christen": Misstrauisch stimmt dort jedoch folgender Satz:

„Mit derselben Radikalität [Hervorhebung d.Verf.], mit der ich versuchte Allah zu gefallen, bin ich auch heute noch bestrebt, den Herrn von ganzem Herzen zu lieben und IHM zu dienen“.

Neben dem radikalen Islam machen Soulsaver sich im Weltgeschehen auch Gedanken über instrumentalisierte Naturgewalten und stellen die bange Frage: "War Tsunami das Gericht Gottes?" Wenn scheinbar sinnlose schlimme Dinge passieren, dann zürnen manche schwarzen Schafe hilflos dem Schöpfer. So berichtet der Tsunami-Autor von einem abgefallenen Sünder, der Gott empfiehlt, sich im Falle einer Begegnung „warm anzuziehen“ und findet dies „schockierend“. Tja, im Himmel muss es wohl kalt sein. Die philosophische Betrachtung von Sündern als faulen Äpfeln, die den Korb verderben, führt dazu, dass ganz Deutschland schon längst einem Super-Tsunami zum Opfer gefallen sein müsste. Da ist das göttliche Klima-Programm offensichtlich bereits spät dran.

Wie könnte der Mensch dem Klima auf Erden entkommen? Wohl nur durch Flucht in den Weltraum. Aber da sieht es auch nicht gerade gut aus, wie in den Gedanken zur Weltraumtouristin Anousheh Ansari deutlich wird. Der Autor meint leicht populistisch angehaucht: „Das ist einfach nicht unser Ding, der Weltraum!“ und beklagt die (vermutlich im Vergleich zur triumphal angekündigten Rückkehr Jesu) zu wenig glamouröse Erscheinung der frisch gelandeten Astronautin nach längerem Aufenthalt im All. Eine „völlig mitgenommene“ Frau, die nicht mehr laufen kann und aus einer „klitzekleinen verkokelten Kapsel“ gezogen werden muss, das entspricht ja wirklich nicht ganz dem Abbild Gottes, aus dem der Mensch schließlich geschaffen ist.

Nicht nur bei einer Kreatur wie Armin Meiwes, dem perversen Penis-Gourmet von Rothenburg, muss man da manchmal seine Zweifel haben. Soulsaver meldet, dass der „Kannibale“ auf Platz 4 der „besten deutschen Schwulen“ gewählt wurde und beruft sich dabei auf "Hinnerk - Das schwule Magazin im Norden". Wie ein Soulsaver wohl darauf kommt? Aufgefallen ist dem Autor zudem, dass im Kino heutzutage Verbrecher gerne verklärt werden und die „Guten“ auf dem Boden liegende Verbrecher erschießen, anstatt sie Justizia zu übergeben. Neben „24“-Rambo Jack Bauer soll aber auch früher schon deutschen Kommissaren die Hand ausgerutscht sein.

"Lustige Kifferstory – bitte langsam lesen"

Wenn da mal nicht die satanischen Drogen schuld sind, auch Bauer war schließlich schon mal nicht nur nach Folter süchtig. Soulsaver warnt u.a. mit: "Lustige Kifferstory - bitte langsam lesen". Die Tierfabel kriecht tatsächlich betont laaangsam zur „Pointe“, könnte auch gut und gerne „under the influence“ geschrieben worden sein, wo man bekanntermaßen über ALLES lacht – noch nicht ganz überzeugend.

Schon besser ist die Beichte vom Claus, der Schluss mit THC gemacht hat. Monatelange Psychiatrie-Aufenthalte durch die tägliche Tüte, ein „neues Hirn“ muss her. Und dann ist der „Schmerz“ nach einem Gebet zu einem bislang unbekannten Gott plötzlich wie weggeblasen, und der Zwang die Bibel zu lesen ist da. In die Kirche will der Claus aber nicht, stattdessen trifft er zwei geheimnisvolle bibelfeste Christen – klingt irgendwie stark nach Zeugen Jehovas.

Auch zum Thema Popkultur weiß Soulsaver tolle längliche Geschichten beizutragen wie die zum Ableben von Tekkno-Fatty Markus Löffel. Spoon verkörperte demnach wohl die einzig stilvolle DJ-Art mit Ravern umzugehen:

Wenn er einen schlechten Tag hatte, hing er mit finsterer Miene lustlos am Plattenspieler, wehe, wenn ihm einer krumm kam. Er goss sich Bier über den Kopf, beschimpfte und verspottete die Raver, und als er im letzten Jahr (2004) ausgebuht wurde, kam er hinterm Pult hervor und verpasste dem Unzufriedenen eine Backpfeife. [...] seine vermurksten Übergänge waren notorisch... .

Irgendwie hat der Soulsaver-Autor, seines Zeichens selbst Tekkno-DJ, weiter unten im Gegensatz zu dem armen Spoon dann aber doch den Eingang in einen ganz besonderen VIP-Club mit einem Türsteher namens Jesus Christus gefunden. Er meint dazu: „Jetzt denkst Du vielleicht: blöde Story.“ Niemals.

Die klassischen Themen: Hardrock und Sex

Mehr noch als Tekkno ist Hardrock/Heavy Metal ein ewiges Ärgernis für Rechtgläubige. Der Soulsaver Stefan hat gerade noch rechtzeitig eine neue Platte aufgelegt. Exzessives Hören satanischer Verse von AC/DC seit frühester Kindheit führte dazu, dass Stefan als angehender headbangender Agrarwissenschaftler in seinem Studium durch diverse Zwischenprüfungen fällt und die Krise kriegt. Beim sublimierenden Töpfern erscheint ihm unter den Händen ein Lamm, das ihn dazu bringt alle (raubkopierten?) AC/DC-Cassetten zu löschen und seitdem fast nur noch die Sounds of Silence zu genießen.

Tja, und der hochproblematische Sex? Da gibt es im Speakers Corner Mitglieder namens „sweetlovely“, die Probleme mit lesbisch-nymphomanen Freundinnen haben:

Bitte betet für meine Freundin. Sie hat sexuelle Probleme (Sex mit anderen Frauen!), aber ist Christin. Ich kann ihr nicht ins Herz schauen, aber sie scheint Jesus lieb zu haben und will von ihrer Sucht wegkommen. aber sie schafft es nicht. Ständig ist dieses Verlangen da und ihre "Freundinnen", mit denen sie Sex hat, nennen sich auch noch teils Christen!

Erschütternd, sowas.

In der Soulsaver-Rubrik „Roots“ versteckt sich übrigens ein sehr interessanter Link namens „Do not click !!“. Dieser Versuchung kann man nicht widerstehen. Es lohnt sich, denn dann erscheint eine Philippika, besser/überzeugender als jedes Popup der MS-Vista-Benutzerkontensteuerung:

Auf unserer Seite gibt es so viele Dinge zum Anklicken: Artikel, Filme, Links, Leserbriefe, Gratisbücher, Downloads …, aber du hast ausgerechnet auf dieses Banner geklickt. Du bist den Weg des Ungehorsams gegangen – damit zeigst du die gefährliche Neigung Verbotenes zu tun. Aber dein Verhalten ist typisch menschlich. Das gab es schon vor langer Zeit; anscheinend ist uns von daher auch der Trieb, verbotene Dinge zu tun, vererbt. Damals hatte Gott für den Menschen den wunderbaren Garten Eden geschaffen. Er übergab ihn den Menschen und sie konnten alles tun, was sie wollten. Sie waren für den Garten verantwortlich. Es gab nur eine, eine klitzekleine Sache, die sie beachten mussten: sie sollten nicht von dem verbotenen Baum essen – es war der Baum vom Wissen über (bzw. der Erfahrung von) Gut und Böse. Ebenso, wie du den verbotenen Klick gemacht hast, so haben es die ersten Menschen getan. So kam die Sünde, die ewige Trennung des Menschen von Gott in unsere Welt. Das war der Anfang vom Ende.

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