Stromverbrauch in der EU steigt mit dem Wirtschaftswachstum

Die bislang umgesetzten Energiesparmaßnahmen konnten den wachsenden Stromverbrauch nicht neutralisieren, nur wenige EU-Länder konnten den Stromverbrauch leicht senken

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Der Stromverbrauch in der EU steigt nach einem Bericht Electricity Consumption and Efficiency Trends in the Enlarged European Union: Status Report 2006 der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) weiter an. Angeblich würden, so die EU-Kommission, mit dem im November 2006 verabschiedeten Aktionsplan für Energieeffizienz, um den Energieverbrauch bis 2010 um 20 Prozent zu senken, viele Maßnahmen umgesetzt, um die Gründe für den Anstieg anzugehen. Zwischen 1999 und 2005 wurde 10,8 von den Privathaushalten Prozent mehr Strom verbraucht, womit er etwa parallel zum BIP angestiegen ist. Im Dienstleitungssektor ist er um 15,8 Prozent und in der Industrie um 9,5 Prozent gestiegen. Die von den EU-Mitgliedsländern eingeführten Maßnahmen zum Absenken des Stromverbrauchs und der damit verbundenen CO2-Emissionen seien so neutralisiert worden (vgl. auch 2020: Das Ampere schlägt zurück ....

Mit einem Anteil von 41,6 Prozent verbraucht die Industrie in den 27 Mitgliedsländern am meisten Strom, gefolgt von Privathaushalten (29,8%) und dem Dienstleistungssektor (25,3 %). Transport (2,7%) oder Landwirtschaft (1,7%) spielen nur eine geringe Rolle. In den Privathaushalten geht am meisten Strom in die Heizung (22%), dann in Kühlschränke/Geriertruhen (15%) und Licht (12%).

In einigen Ländern (Schweden, Großbritannien, Finnland) ist allerdings von 2003 auf 2004 der Stromverbrauch leicht zurückgegangen. Mit mehr als 6 Prozent am stärksten unter den EU-15 Ländern gestiegen ist er in Irland und Spanien. Bei den 12 neuen Mitgliedsländern senkten ihren Stromverbrauch die Slowakei, Bulgarien, Rumänien, Malta und Ungarn), angestiegen ist er mit Abstand am stärksten in Litauen (9%), Polen (3,4%) und Lettland (3,2%).

Der Bericht führt den wachsenden Strombedarf vor allem auf die steigende Ausstattung der Haushalte mit elektrischen Geräten zurück. Eine Sättigung sei hier noch lange nicht in Sicht. Verstärkt wird dies noch durch größere Häuser und Wohnungen und dem Trend zu kleineren Familien oder Single-Haushalten verstärkt. Die zunehmende Zahl älterer Menschen hält sich mehr in den Wohnungen und Häusern auf, wodurch mehr Strom durch Licht, Heizung oder Kühlung verbraucht wird. Viele Geräte wie Fernseher, Computer oder Kühl- bzw. Gefrierschränke seien zudem oft mehrfach vorhanden. Es gebe die verbreitete Tendenz, beim Kauf von neuen Geräten die alten weiterhin in anderen Räumen zu nutzen. Auch längerer Fernsehkonsum und längere Nutzung von Computern, inklusive Telearbeit und allgemein Internet, schlagen sich in höherem Stromverbrauch nieder.

Die steigende Energieeffizienz besonders bei Kühlschränken, Waschmaschinen und Geschirrspülautomaten kann aber beispielsweise bislang die Vermehrung der Geräte, die vielfach Standby laufen und dadurch erhebliche Strommengen verbrauchen, nicht kompensieren. Zu Buche schlägt auch die vermehrte Ausstattung mit Informations- und Kommunikationstechniken, die oft im Standby-Modus sind: Set-Top-Boxen, DVD-Spielern, Breitband-Geräte, schnurlose Telefone etc.

Energie ließe sich in Privathaushalten nach dem Bericht in erheblichem Maße einsparen, wenn Geräte nicht mehr Standby betrieben oder vermehrt solche mit sehr geringem Standby-Verlusten angeboten würden, wenn Glühbirnen durch effizientere Lampen ersetzt oder ganz verboten würden und wenn stärker Sonnenenergie für die Warmwasserherstellung genutzt würde. So sei es "realistisch" den Stromverbrauch bei der Beleuchtung in Privathaushalten von TWh im Jahr (2005) bis 2015 auf 16 oder Standy von 44 TWh im Jahr au 20 zu reduzieren. Bei der Büroausstattung ließe sich eine Reduzierung von 60 auf 10, bei Systemen mit elektrischen Motoren von 700 auf 60 erzielen. Erhebliche Einsparungen, die gleichzeitig den Markt kräftig fördern, wäre eine schnelle Ersetzung der alten durch neue Geräte. Allerdings warnt der Bericht auch davor, dass der Standby-Verbrauch durch neue Geräte der Unterhaltungselektronik und der Informations- und Kommunikationstechnik weiterhin schnell zunehmen wird. Allein die Set-Top Boxes, die durch die Umstellung au digitales Fernsehen in die Privathaushalte einziehen werden, könnten 2010 unter der Annahme, dass es bis dahin 50 Millionen in der EU-25 gibt, zusätzlich 10 TWh jährlich verbrauchen. Entsprechende Zuwächse werde es auch bei der Breitband-Technik geben, wo viele Geräte wie Router oder Modems permanent an sind. 2015 könnte der Strombedarf hier bei 50 TWh liegen, mit der Umsetzung der Energiesparmaßnahmen ließe sich das, so schätzen die Autoren, auf die Hälfte absenken.