Eine Milliarde Lichtjahre Nichts

Astronomen haben ein gewaltiges Loch im Universum entdeckt

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Astronomen der University of Minnesota haben bei einer Analyse der Daten des Very Large Array-Radioteleskops ein gewaltiges Loch im Universum entdeckt, das einen Durchmesser von einer Milliarde Lichtjahre besitzt. In ihm scheint nichts enthalten zu sein, weder normale Materie noch dunkle Materie. Das ist die bislang das größte Nichts, das im Universum entdeckt wurde.

Bild: Rudnick et al., NRAO/AUI/NSF, NASA

Schon vor drei Jahren war man durch den Satelliten Wilkinson Microwave Anisotopy Probe (WMAP), mit dem die kosmische Hintergrundstrahlung gemessen wird, auf eine große Region im Sternbild Eridanus gestoßen, der kälter als die Umgebung war, wenn auch nur ein Millionstel Grad. Die Astronomen hatten zunächst überlegt, ob die kalte Region mit dem Urknall verbunden ist und so auf Strukturen des frühen Universums verweist oder ob sie durch etwas verursacht wird, was die kosmische Hintergrundstrahlung auf ihrem Weg zur Messstation auf der Erde passieren muss. Die Hintergrundstrahlung entstand kurz nach dem Urknall, als das Universum sich bereits so weit abgekühlt hat, dass sich stabile Atome bilden konnten.

Die Analyse der Daten des Radioteleskops wies darauf hin, dass die geringfügig niedrigere Temperatur der kosmischen Hintergrundstrahlung in die Region von einem gewaltigen Loch ohne Materie in einer Entfernung zwischen 6 und 10 Milliarden Lichtjahren von der Erde verursacht wird. Das Ergebnis müsse zwar noch von anderen Wissenschaftlern bestätigt werden, aber die Astronomen gehen davon aus, wie sie in ihrem Artikel im Astrophysical Journal berichten, dass sie etwas gefunden, was weder nach der beobachtungsgestützten Forschung noch nach Computersimulationen als "normal" bezeichnet werden könnte. Lawrence Rudnick, einer der Astronomen, sagte, die Leere sei tausend Mal größer als alles, was man erwartet habe. Warum dieses Nichts existiert, sollte es diese wirklich geben und es sich nicht um einen Messfehler halten, ist nicht bekannt.

Bild: Rudnick et al., NRAO/AUI/NSF, NASA

Nach den Angaben der Astronomen wird die geringere Temperatur von der "dunklen Energie" verursacht, die die Ausweitung des Universums vorantreibt und gegen die Schwerkraft wirkt. Photonen der kosmischen Hintergrundstrahlung, die kurz vor den Ankunft auf der Erde eine große Leere passieren, haben weniger Energie als jene, die eine Region mit einer normalen Verteilung von Materie passieren. Passieren die Photonen hingegen eine Region mit viele Materie, in der die "dunkle Energie" dominant ist, fallen sie nicht wie sonst üblich nach der Beschleunigung durch die Schwerkraft wieder in ihre alte Geschwindigkeit zurück, sondern erreichen die Erde mit einer leicht höheren Energie. Über die "dunkle Energie", auf die man erst vor zehn Jahren zur Erklärung der Ausdehnung des Universums stieß, ist allerdings wenig bekannt (MOND statt Dunkler Materie).