Berichte von einem Massaker in Burma

Zuverlässige Berichte dringen kaum mehr aus dem Land, in dem die Proteste vom Militärregime niedergeschlagen wurden

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Nachdem das Militärregime in Birma die Internetverbindungen geschlossen hat und angeblich jeden verhaftet, der eine Kamera mit sich führt, dringen nur noch wenige Informationen nach außen, die sich zudem nicht bestätigen lassen. Es gibt nur Vermutungen, wie viele Menschen festgenommen oder getötet wurden. Menschenrechtsorganisationen gehen davon aus, dass bis zu 1000 Mönche und 500 Bürger inhaftiert wurden. Das Militärregime spricht von bislang neun Toten, Vermutungen gehen davon aus, dass die Zahl weitaus höher sein dürfte. Im Augenblick befindet sich der UN-Sonderbotschafter in Birma, der aber bislang mit der obersten Militärführung noch nicht sprechen konnte.

Nachdem ein im Exil lebender Blogger davon berichtet hatte, dass in Rangun bis zu 500 Mönche in Lagern festgehalten würden und ein Kloster auf dem Land von Soldaten eingenommen wurde, die die 200 Mönche misshandelt, den Leiter zu Tode gefoltert und anschließend die meisten Mönche getötet hätten, gibt es weitere unbestätigte Berichte oder Gerüchte über das brutale Vorgehen der Militärs. Ein Bild von einem grausam zugerichteten Leichnam eines Mönchs, der in einem Fluss treibt zirkuliert derzeit in den Blogs und Medien. Auch ob dieses Bild aktuell ist und der Mönch tatsächlich von Soldaten getötet wurde, ist bislang nicht bekannt.

So will die Daily Mail von Hla Win, einem desertierten Geheimdienstgeneral, erfahren haben, dass während der letzte Tage angeblich mehrere tausend Menschen getötet worden seien. Hunderte von Mönchen seien mit Lastwagen aus Rangun in den Dschungel fortgebracht und dort getötet worden. Er sei geflohen, als er den Auftrag erhalten hatte, an dem Massaker teilzunehmen. Jetzt sei er an der Grenze zu Thailand und bittet Norwegen um Asyl.

Nach weiteren Berichten, die die Daily Mail erhalten haben will, seien mindestens 2000 Mönche inhaftiert, viele seien geschlagen worden. Die schwedische Diplomatin Liselotte Agerlid, die sich in Thailand aufhält, erklärte, dass die Revolte vorüber und von den Militärs niedergeschlagen sei. In der Hauptstadt seien extrem viele Soldaten stationiert, man könne nichts mehr machen, die Menschen hätten Angst. Sie berichtet, dass nach Informationen, die sie aus einer Botschaft erhalten habe, dass mindestens 40 Mönche in einem Gefängnis zu Tode geprügelt worden seien. Drei weitere Klöster seien durchsucht worden und stünden jetzt leer.

Von zahlreichen Stürmungen und Durchsuchungen von Klöstern in Rangun und anderen Städten berichten auch andere Medien wie Irrawaddy. Mindestens 1.500 Mönche seien festgenommen worden, viele Klöster seien umstellt, manche auch mit Stacheldraht eingeschlossen worden. In manchen Klöstern würden die Soldaten verhindern, dass sie von den Menschen mit Lebensmitteln als Almosen wie üblich versorgt werden. Die Mönche würden sich aber weigern, die Lebensmittel von den Soldaten zunehmen und befänden sich so in einer Art Hungerstreik. Auch auf den Buddhist Channel werden ähnliche Berichte von Informanten über Verhaftungen und Hungerstreiks verbreitet. Die Vereinigung der burmesischen Mönche hat die Bevölkerung aufgerufen, ihren Protest Zuhause durchzuführen und an drei Abenden hintereinander das Licht und den Fernseher auszulassen.

BBC meldet, dass 4000 Mönche aus Rangun, die in den letzten Tagen inhaftiert wurden, in Gefängnisse im Norden des Landes gebracht werden sollen. In der Hauptstadt soll es ruhig und angespannt sein, Mönche seien kaum mehr zu sehen, überall Soldaten postiert. Nach Berichten, die BBC erhalten hat, werden die Informationen bestätigt, dass die Soldaten systematisch Passanten und Fahrzeuge nach Kameras durchsuchen. Das sowieso streng kontrollierte Internet ist noch weitgehend funktionsunfähig, ebenso wie die Handynetze. Die staatlichen Medien warnen die Menschen davor, mit ausländischen Medien zu kooperieren oder diese zu rezipieren.

Man hört allerdings auch weiterhin von kleinen Protesten und davon, dass Menschen sich vor Klöster stellten und Soldaten daraufhin wieder unverrichteter Dinge abzogen. Amnesty International ruft den UN-Sicherheitsrat auf, sofort ein umfassendes Verbot von Waffenverkäufen an das Regime zu verhängen, nachdem es Informationen über Tötungen und Massenverhaftungen gebe. Genannt als Waffenlieferanten werden China, Russland, Indien, Serbien und die Ukraine.

Am 4. Oktober findet eine internationale Aktion von Bloggern unter dem Titel Free Burma! statt (Free Burma!).