Australien: mehr Hitze, Dürren und Stürme

Australische Wissenschaftler legen Bericht über die Folgen der Klimaerwärmung in Australien vor, was für den Regierungschef, Klimaskeptiker und Bush-Freund Howard ein Schlag ins Gesicht ist

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Nach dem Bericht Climate Change in Australia, den Wissenschaftler der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO) und des australischen Wetterdienstes verfasst haben, stehen Australien mit der zunehmenden Klimaerwärmung schlechtere Zeiten bevor. Es wird mehr Dürrezeiten, Hitzewellen, Buschfeuer und schwere Wettereignisse geben.

Bis 2030, so die Schätzung, wird die Temperatur durchschnittlich um 1 Grad Celsius ansteigen, was sich nicht mehr verhindern lässt. Je nach dem Ausmaß der Treibhausgasemissionen wird die Temperatur, falls die Emissionen gering sind, bis 2070 zwischen 1 und 2,5 Grad steigen, falls sie hoch sind und nicht reduziert werden, kann die durchschnittliche Temperatur auch bis zu 5 Grad wärmer sein als heute.

Der Bericht wurde im Rahmen der Konferenz Greenhouse 2007 vorgestellt, zu dessen Eröffnung Tim Flannery, ein bekannter Biologe und Verfasser des Buches "Wir Klimakiller", der zum "Australier des Jahres 2007" ernannt wurde, erklärte, dass nun dringend gehandelt werden müsse. Australien ist wie die USA dem Kyoto-Protokoll nicht beigetreten und der konservative Regierungschef Howard hat nicht nur beim Irak-Krieg, sondern auch bei der Abwehr von verbindlichen Klimazielen im Verbund mit US-Präsident Bush gearbeitet. In den letzten Jahren stand er deswegen unter wachsender Kritik. Flannery sagt, nun müsse die Wissenschaft festlegen, wie man dem Klimawandel begegnen müsse – und das müsse im Rahmen der Vereinten Nationen geschehen. Flannery rief Howard dazu auf, das Kyoto-Protokoll zu unterschreiben und seinen Einfluss auf Bush zu nutzen, um auch die USA dazu zu bringen.

Nach einer aktuellen Umfrage sagen 76 Prozent der Australier, dass die Klimaerwärmung ein ebenso großes oder größeres Problem wie der Terrorismus sei. Seit Jahren mit großer Dürre und Wassermangel ist der Klimawandel für die Australier unübersehbar geworden. Noch im Juli hatte Klimaskeptiker Howard den australischen Bürger empfohlen, den Film "Der große Klima-Schwindel" anzusehen, der vom australischen Sender ABC ausgestrahlt wurde – möglicherweise unter Druck. Der von einem Briten gedrehte Film sucht die allerdings widerlegte Behauptung zu stützen, dass die Klimaerwärmung von der Sonne und nicht von den Menschen verursacht wird (Der Anti-Gore). Howard neigt nicht nur der Verschwörungstheorie zu, die in dem Film ausgebreitet wird, sondern hat sie auch selbst verfochten. Zwar hat ein Drittel der Australier den Film gesehen, seine Thesen haben offenbar keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.

69 Prozent wünschen, dass die USA und Australien verbindliche Ziele der Klimapolitik vereinbaren. Das geht einher damit, dass zwei Drittel der Australier US-Präsident Bush ablehnen, auch wenn die Mehrheit eine Kooperation mit den USA weiter befürworten. 64 Prozent sind gegen den Einsatz von australischen Truppen im Irak, die Beteiligung am Irak-Krieg wird dafür verantwortlich gemacht, dass Australien zum Terrorziel wurde. Regierungschef Howard räumt zwar mittlerweile ein, dass die Klimaerwärmung ein großes Problem sei, setzt die Terrorbedrohung aber höher an. Dieses Jahr wird in Australien gewählt, mit seiner Treue zu Bush dürfte Howard mitsamt seiner Regierungskoalition ein Wahlsieg aber wohl nicht mehr gelingen.

Sir David King, der Wissenschaftsberater der britischen Regierung, schloss sich dem an und erklärte, es gebe keine andere Wahl, als weltweit verbindliche Emissionswerte zu übernehmen. Freiwilligkeit mache keinen Sinn, ebenso wenig wie die Behauptung von einzelnen Menschen, Firmen oder Ländern, dass ihr Beitrag zum Klimawandel so gering sein, dass sie nichts tun müssten. Penny Whetton von CSIRO und Mitautor des Berichts, machte deutlich, dass eine gewisse Klimaerwärmung für Australien bereits jetzt unvermeidlich sei und man sich auf die Folgen einstellen müsse.

So müsse man bis 2030 damit rechnen, dass es 20 Prozent mehr Trockenmonate gibt, bis 2070 könne dies für Ostaustralien auf 40 Prozent und für den Südwesten bis 80 Prozent ansteigen, wenn weiterhin dieselbe Menge an Treibhausgasen wie jetzt in die Atmosphäre gelange. In weiten Teilen des Landes werden die Niederschlagsmengen zurückgehen. Mit zunehmender Trockenheit sollen die Niederschläge heftiger werden. Nach dem Bericht ist die durchschnittliche Temperatur seit 1950 bereits um 0,9 Grad angestiegen – weitgehend verursacht durch menschliche Aktivitäten. Während im Nordenwesten und im zentralen Australien extreme Niederschläge zugenommen haben, hat es im Rest des Kontinents weniger als zuvor geregnet. Zudem ist die Zahl der warmen Tage und Naächte angestiegen. Die Meere um Australien haben sich erwärmt, um Tasmanien sogar dreimal mehr als der weltweite Durchschnitt, was sich allerdings zumindest teilweise einer Verlagerung einer antarktischen Meeresströmung verdankt. Zwischen 1920 und 2000 ist der Meeresspiegel an den australischen Küsten um 10 cm gestiegen.