CO2-Konzentration in der Atmosphäre nimmt schneller als erwartet zu

Nach den Berechnungen eines internationalen Wissenschaftlerteams steigen seit 2000 die CO2-Emissionen steil an, während die Aufnahmefähigkeit der natürlichen Senken stark zurückgeht

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Der UN-Klimarat ging im letzten Bericht davon aus, dass in diesem Jahrhundert die globale Durchschnittstemperatur der bodennahen Atmosphäre um bis zu 6,3 Grad Celsius ansteigen könnte (Kein Weckruf, sondern eine gellende Sirene). Das zugrunde gelegte Szenario könnte aber, wie Wissenschaftler herausgefunden haben wollen, zu optimistisch sein, denn nach ihren Berechnungen gelangte seit 2000 35 Prozent mehr CO2 in die Atmosphäre, als in den meisten Klimamodellen angenommen wird.

Nach Angaben des Berichts, der von einem internationalen Wissenschaftlerteam für das australische Global Carbon Project auf der Grundlage der Auswertung zahlreicher Daten erstellt und in den Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht wurde, stieg der CO2-Gehalt in der Atmosphäre in den 80er und 90er Jahren noch um 1,58 ppm (Teilchen pro Million), seit 2000 beträgt der Anstieg bereits 1,93 ppm. Damit gelangen jährlich 4,1 Milliarden Tonnen CO2 mehr in die Atmosphäre. Mit derzeit 381 ppm ist der höchste Stand seit 650.000 Jahren erreicht worden, zu Beginn der industriellen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts lag der Wert noch bei etwa 280 ppm. Verantwortlich dafür sind vor allem fossile Brennstoffe und Zementherstellung, veränderte Landnutzung und Entwaldung.

Bild: Raupach et al./PNAS

Die von Menschen verursachten Emissionen wuchsen in den 90er Jahren noch um 0,7 Prozent jährlich, seit 2000 nehmen sie aber mit 2,7 Prozent weitaus schneller zu. Verantwortlich für den verstärkten Anstieg der CO2-Konzentration sind die in den letzten Jahren schnell gewachsene Weltwirtschaft und deren vermehrte Verwendung von fossilen Treibstoffen. In den 90er Jahren wuchsen die diesbezüglichen Emissionen noch um 1,3 Prozent pro Jahr, seit 2000 aber um 3,3 Prozent. Als Grund nennen die Wissenschaftler vor allem aber die sinkende Effizienz bei der Nutzung fossiler Brennstoffe, wozu die vielen Kohlekraftwerke in Indien und China beitragen. Während die Kohlenstoff-Intensität des Bruttoweltprodukts seit den 70er Jahren von 0,35 Kilogramm C pro Dollar bis zum Jahr 2000 auf 0,24 um 1,3 Prozent pro Jahr zurückging, wächst sie seit sieben Jahren um 0,3 Prozent wieder an.

Bild: Raupach et al./PNAS

Problematisch dabei ist, dass mit den steigenden, von Menschen verursachten Emissionen gleichzeitig die Aufnahmefähigkeit von Meeren und Landmassen abnimmt. Seit 2000 wurden die CO2-Senken nur noch bis zu 3,4 Milliarden Tonnen CO2 aufnehmen, also sehr viel weniger, als emittiert wird, wodurch der CO2-Gehalt noch schneller ansteigt. So tragen die von Menschen verursachten Emissionen zwei Drittel zur CO2-Zunahme bei, die sinkende Aufnahmefähigkeit von Meeren und Land ein Drittel (35 +/- 16%). Während daher die Aufnahmefähigkeit der natürlichen Senken während der letzten 50 Jahre um 10 Prozent abgenommen hat, nimmt die Kohenstoff-Intensität erstmals seit 100 Jahren nicht mehr ab, sondern steigt an.

Mitverantwortlich bei den Meeren sind dafür die bereits durch die Klimaerwärmung stärker werdenden Westwinde auf der südlichen Halbkugel, die mehr CO2-gesättigtes Wasser nach oben bringen. Auf dem Land tragen ebenfalls bereits durch die Klimaerwärmung verursachten Dürren dazu bei, dass weniger CO2 aufgenommen werden kann. Wurden vor 50 Jahren noch 600 kg pro Tonne CO2 von den natürlichen Senken aufgenommen, so sind es jetzt, wie Pep Canadell vom Global Carbon Project sagt, nur noch 550 kg. 2006 lagen die CO2-Emissionen bei 9,9 Milliarden Tonnen, 35 Prozent höher als in den neunziger Jahren.