Der zärtliche Roboter

Japanische Wissenschaftler haben mit dem Humanoiden Twendy-One einen Roboter mit erstaunlich komplexen Hand- und Fingerbewegungen geschaffen

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Das Team von Shigeki Sugano an der Waseda Universität hat einen neuen humanoiden Roboter vorgestellt, der im Haushalt aushelfen und kranken oder alten Menschen zur Seite stehen soll. Angesichts der alternden Gesellschaft setzt man in Japan auf Roboter als Ersatz für Menschen. Der Twendy-One genannte weiße Humanoide mit blauen Augen und roten Gelenken ist knapp 150 cm hoch, wiegt mächtige 111 kg und gleicht von der Erscheinung der gewohnten Vorstellung eines Alien. Mit einer Schulterbreite von 73 cm und kräftigen Armen wirkt er aber wie ein Muskelprotz. Er bewegt sich nicht auf zwei Beinen, sondern auf Rädern fort.

Bei der Demonstration darf Twendy-One vorführen, wie er mit einem Menschen kommuniziert und ihm die Hände reicht, um ihm beim Aufstehen aus dem Bett zu helfen, so dass er sich in den Rollstuhl setzen kann. Ein bisschen unheimlich ist es schon, wenn man auf den Videos diesen breitschultrigen und kräftigen Roboter mit dem winzigen Gesicht beobachtet, wie er einen Menschen anstarrt und mit ihm interagiert. Mit seinen schon beachtlichen komplexen Verhaltensweisen könnte man sich durchaus vorstellen, dass seine verhaltenen Bewegungen auch in Aggression übergehen könnten.

Mit seinen erstaunlich beweglichen vier Fingern kann er eine Ketchup-Flasche aus dem Kühlschrank holen und sie zu einem Tisch bringen. Beeindruckend auch, wie der Roboter eine Zange ergreift, damit eine Scheibe Brot aus einem Toaster fischt, ohne sie zu zerquetschen, und sie auf einen Teller legt. Schließlich nimmt er das Tablett mit dem Toast und der Ketchup-Flasche und bringt es zu einem anderen Tisch. Twendy-One hat zwei weiche Silikon-Hände und ebensolche Finger mit jeweils 240 Drucksensoren, so dass er Menschen sanft oder gar zärtlich behilflich sein kann, ohne ihnen weh zu tun, während er gleichzeitig genügend Kraft besitzt, um ihnen beim Aufstehen behilflich zu sein, oder eben vorsichtig etwas nehmen kann, ohne es zu beschädigen oder zu zerquetschen. Das funktioniert sogar, wenn er mit der Zange indirekt etwas Weiches ergreift.

Er kann so präzise und behutsam zugreifen, dass er selbst einen Strohhalm aufnehmen und diesen in ein Glas mit Flüssigkeit in der anderen stecken kann. Bei Druck auf seinen Körper, weicht der Roboter zurück und federt den Stoß ab, seine Hände und Finger können nachgeben, aber bei Bedarf auch Kraft ausüben. Die Schwierigkeit sei, so Sugano, den Roboter kräftig und stabil, aber zugleich auch flexibel zu machen. Bei Twendy-One hat man den Eindruck, dass er nicht nur hört und sieht, sondern eben auch taktil seine Umgebung wahrnimmt.

Für den Verkauf ist Twendy-One allerdings erst 2015 vorgesehen. Nach 15 Minuten Aktivität ist nämlich seine Batterie schon leer, zudem scheint er sich schnell zu erhitzen. Zudem meinte Sugano, dass er überhaupt so kompliziert sei, dass es bisweilen schwierig sein könne, ihn dazu zu bringen, sich zu bewegen. Es wird also noch ein wenig dauern, bis uns der smarte Alien-Roboter das Frühstück zubereitet und ans Bett bringt.