Neue Hoffnung für die "Schwule Bombe"

... und warum sich fundamentalistische Christen und Deutschrapper in Zukunft möglicherweise von chinesischem Essen fernhalten

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Einem Forscherteam um David Featherstone von der University of Illinois in Chikago (UIC) gelang es, homosexuelles Verhalten bei Fliegen an- und abzuschalten, nachdem sie herausfanden, dass die sexuelle Orientierung der Insekten von einem bislang unbekannten Gen mit abhängt, welches die Synapsenstärke reguliert.

Ursprünglich hatte sich Featherstone für dieses Gen interessiert, weil es die ungewöhnliche Fähigkeit hat, den in der asiatischen Küche als Geschmacksverstärker eingesetzten Neurotransmitter Glutamat aus Gliazellen herauszutransportieren. Eine Veränderung der Glutamatmenge außerhalb von Zellen kann die Synapsenstärke und damit das Verhalten von Lebewesen verändern. Dann fand Yael Grosjean heraus, dass eine Mutation dieses Gens bei männlichen Fliegen zum "Umwerben" anderer männlicher Fliegen führte. Dabei wurden die Fliegen allerdings nicht ausschließlich homo- sondern bisexuell. Das Team nannte das betreffende Gen deshalb "genderblind" oder kurz "GB".

Die Feststellung, dass Gene an homosexuellem Verhalten beteiligt sind, war wenig überraschend (vgl. auch Wissenschaftliche Austreibung der Homosexualität?). Die Möglichkeit, dass – wie Grosjean es formulierte – gleichgeschlechtliches Interesse aus einer Art "Überreaktion" auf sexuelle Stimuli erfolgen könnte, stellte dagegen die wissenschaflichen Paradigmen der letzten 15 Jahre geradezu auf den Kopf. Um ihre Hypothese zu testen, fütterten die Forscher die Fliegen mit Substanzen, welche die Synapsenstärke ohne genetische Eingriffe verändern. Und auch damit gelang ihnen ein "Umschalten" binnen Stunden.

Ob die Entdeckung der Idee einer "Schwulen Bombe", die Soldaten übereinander herfallen lassen soll, neuen Auftrieb geben wird, ist allerdings noch mit einigen Fragezeichen versehen: Featherstone fand heraus, dass die Steuerung des "geschlechtsblinden" Verhaltens bei den Fliegen über die Interpretation von Gerüchen stattfindet, welche sich mit der Manipulation der Synapsenstärke verändert. Ob dies auch bei anderen Lebewesen so funktionieren würde, ist offen. Der Entdecker des "Schwulschalters" will in jedem Falle nicht an einer "Schwulen Bombe" arbeiten, sondern denkt stattdessen darüber nach, wie man durch die Manipulation des Geruchssinns von Fliegen aus lästigen Biestern wertvolle Bestäuber machen könnte, die bei Bienensterben einspringen.