Transparentes Volk

Großbritannien will möglicherweise das alte Instrument der Volkszählung aufgeben, um mit einer anderen Methode bessere Informationen über Entwicklungen zu erhalten

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In Großbritannien wird darüber diskutiert, ob nach der nächsten Volkszählung, die 2011 stattfinden wird, noch weitere durchgeführt werden sollen, bei denen alle Haushalte des Landes erfasst werden. Wie sich bei der letzten Volkszählung 2001 herausgestellt hat, sind die Daten wegen der steigenden Mobilität und der Einwanderung unvollständig und schon bald nach ihrer Erhebung teilweise wieder veraltet.

Für Kritik sorgt nun eine weitere Erhebung, die Langzeitstudie britischer Haushalte, für die über 100.000 Menschen von 40.000 Haushalten nun auch Speichelproben abliefern sollen, mit dem sich DNA-Profile erstellen lassen.

Die UK Household Longitudinal Study soll die bereits seit 1991 jährlich durchgeführte British Household Panel Survey (8.400 Haushalte) ersetzen und verbessern. Großbritannien, sowieso schon führend in der Überwachung, würde damit "die größte und ehrgeizigste Befragung dieser Art weltweit" haben, um weitere Einzelheiten der Bevölkerung und neue Trends zu erfassen. Befragt werden sollen zu vielen Themen jährlich oder alle zwei Jahre alle Mitglieder von 40.000 Haushalten, die über 10 Jahre alt sind. Ansonsten will man kontinuierlich die Daten aktualisieren und neue Methoden und Techniken einführen. Dabei werden die einzelnen Personen, zumindest ist das geplant, über Jahrzehnte verfolgt.

Neben den üblichen Daten und Fragen soll auch der psychische und physische Gesundheitszustand durch Untersuchungen überprüft und Genanalysen auf der Grundlage von DNA-Profilen durchgeführt werden, die aus Speichelproben gewonnen werden. Nicht alle sind begeistert von der wissenschaftlichen Gründlichkeit der Langzeitstudie, die am Institute for Social and Economic Research der Essex University ausgearbeitet wird. Bürgerrechtler warnen vor den Massen an persönlichen Daten, die hier gesammelt und für Jahrzehnte gespeichert werden. Angesichts der vielen Pannen in Großbritannien, durch die von Behörden oder Krankenhäuser gesammelte persönliche Daten von Millionen Menschen abhanden gekommnen sind, dürften nicht nur Datenschützer skeptisch sein.