Rechte Wikipediakopie zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Metapedia: fad und ohne Aktualität

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Als eine „alternative Enzyklopädie für Kultur, Philosophie, Wissenschaft und Politik“ bezeichnet sich das Online-Nachschlagewerk Metapedia. Auf dem ersten Klick macht es den Eindruck, als wäre es eine leicht abgeänderte Kopie der internationalen Online-Enzyklopädie Wikipedia. Allerdings wird schnell deutlich, dass man von Moderne und Internationalität wenig hält.

Prangt bei Wikipedia die Erdkugel auf der Startseite, hält man bei Metapedia viel von der Antike und ihrer europäischen Rezeption. Liest man sich das kurze Selbstverständnis der Metapedia-Macher durch, wird klar, dass es sich nicht bloß um konservative Romantiker handelt.

Metapedia und vor allem die Deutsche Version, ist ein Portal zur Erhaltung der europäischen Kultur. Jeder kann teilnehmen, sofern er sich diesem Kampf ebenfalls widmen möchte und eben nicht für Multikultur und Globalisierung steht.

Die beiden Rechtsextremismusexperten Dorothea Silvester und Mathias Brodkorb haben nun Metapedia genauer analysiert. Ihre Recherchen haben ergeben, dass alle Metapedia-Seiten auf einem schwedischen Server liegen und und von der rechtsextremen NFSE media AG betrieben werden. Die beiden Autoren sind zu dem Schluss gekommen, dass auf den Metapedia-Seiten „kein allgemeingültiges Wissen zusammengetragen, sondern unter dem Anstrich der Information rechte Ideologie verbreitet wird“.

Das Ziel werde schon im Namen deutlich:

Die Vorsilbe „Meta“ zieht die Verbindung zu „Metapolitik“. Gemeint ist damit, dass die Eroberung der Gesellschaft vor der Politik beginnt, nämlich durch die Erlangung der intellektuellen Meinungsführerschaft. Dieser Strategie ist offenkundig auch „Metapedia“ verpflichtet. Die Begründer dieses subtilen Politikansatzes sind in der „Neuen Rechten“ zu suchen.

Eine zentrale Rolle spielt der Terminus Metapolitik bei einem wichtigen Theoretiker der Neuen Rechten, dem französischen Publizisten Alain de Benoist.

In seinem Buch als „europäisches Manifest des 21.Jahrhunderts“ beworbenes Buch "Aufstand der Kulturen", das in rechten Kreisen eine wichtige Rolle spielt heißt es:

Metapolitik ist keine andere Art, sich politisch zu betätigen. Sie ist keineswegs eine 'Strategie', die auf die Durchsetzung einer intellektuellen Hegemonie hinzielen würde; ebenso wenig will sie andere, mögliche, Vorgehensweisen und Haltungen für untauglich erklären. Sie beruht lediglich auf der Feststellung, dass die Ideen eine entscheidende Rolle im Kollektivbewusstsein und überhaupt in der gesamten Geschichte der Menschheit spielen.

Veraltete Version von Altermedia

Dieser hohe Anspruch scheint von den Nutzern von Metapedia bisher nicht eingelöst zu werden. Zwar können sie nun in 11 Sprachen kommunizieren. Allerdings erinnert die Homepage bisher eher an eine veraltete, fade Version von Altermedia, der rechten Indymedia-Kopie (vgl. Rechte Internetseite im globalisierungskritischen Outfit).

Sehr frisch ist die Seite nicht; offensichtlich wird sie auch nicht gelesen, auf jeden Fall nur selten benutzt: Vom "user-generated-contend" finden sich nur ein paar muffige Spuren aus dem letzten Sommer: unter „aktuelle Neuigkeiten“ steht noch immer der Sachsentag der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ ganz oben und der hat immerhin schon am 4.August 2007 stattgefunden. Auch dass am 6. Mai 2007 die norwegische Seite von Altermedia und am 18. April 2007 schwedische Rechtsextremisten ihre eigene Seite online stellten, scheint für Metapedia zu den großen Meldungen zu gehören.

Davon abgesehen, dass veraltete Termine ins Archiv sollten, wird beim Projekt "Metapedia" wieder einmal die Diskrepanz zwischen dem laut herausgekrähten und weit überzogenen Anspruch rechter Nationalisten - "Portal zur Erhaltung der europäischen Kultur" - und der realen, inhaltslosen Umsetzung deutlich.