"Vergiss das Paranormale!"

TV-Mystifier Uri Geller über seine Erfahrungen mit der CIA, paranormale Ölfunde in Mexiko, seinen Einsatz für israelische und palästinensische Rettungswagen, den Libanon-Krieg, seinen medienkritischen Schlüsselroman "Ella" - und seinen Rat, Löffelbiegen zu vergessen ...

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Letztes Jahr erschien auf Telepolis eine medienkritische Kurzbiographie über Uri Geller, der man selbst den Vorwurf machen könnte, eine wesentliche Quelle ausgelassen zu haben, nämlich Uri Geller höchst persönlich. Dies wurde nun letzten Donnerstag im karnevalistischen Köln nachgeholt, wo der weltbekannte Löffelbieger anlässlich seiner aktuellen TV-Show für zwei Monate residiert. Zwischen einem Krankenhausbesuch und seinem Auftritt zur Harald Schmidt-Show nahm er sich für Telepolis die Zeit für ein Interview speziell zu politischen Themen.

Uri, lassen Sie uns mit Ihren Berührungen mit der zwielichtigen Welt der Geheimdienste beginnen. 1972 bekamen Sie einen direkten Anruf von Robert Gates, einem späteren kontroversen CIA-Direktor, heute Verteidigungsminister. Was wollte er von Ihnen?

Uri Geller: Zunächst einmal, es war ein direkter Anruf. Und ich glaube, dass Sie falsch liegen. Warum sagen Sie „Gates“? Ich denke, es war Bill Casey. Wie auch immer, wo haben Sie diese Information her? Das ist interessant.

Ich glaube, ich habe das in einem Interview mit Ihnen gelesen. Ich kann das gerne noch mal recherchieren, wenn Sie möchten.

Uri Geller: Ja, recherchieren Sie das mal! Ich bekam einen direkten Anruf von Bill Casey.

Der wurde ja später ein noch kontroverserer CIA-Direktor als Gates.

Uri Geller: Und er stellte mir eine Frage. Er war in Washington, ich in Palo Alto. Und er sagte, „Mr Geller, ich halte etwas in meiner Hand. Können Sie mir sagen, was es ist?“ Und ich benötigte etwas Zeit, dann sagte ich zu ihm: „Sie halten einen Dolch. Und er hat einen Griff aus Elfenbein.“ Er sagte, glaube ich, „Nun gut, ich werde verdammt sein!“ Und er beendete das Telefonat.

Und das war 1972?

Uri Geller: Ich kann mich an die genauen Zeitpunkte nicht erinnern.

Ich frage, weil Sie in den USA erst ein Jahr später bekannt wurden.

Uri Geller: Mehr oder weniger zu dieser Zeit. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann dieser Anruf kam, ich führe kein Tagebuch. Aber es gab damals Anrufe, über die ich jetzt aus speziellen Gründen nicht sprechen kann. Wenn Sie die Entwicklung dieser CIA-Sache erfahren möchten, da gibt es etwas sehr interessantes: Zunächst, ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass ein Teil der Arbeit in Stanford damals vom Verteidigungsministerium finanziert wurde.

Heute ist das bewiesen.

Uri Geller: Ja, von einer Agentur namens ARPA - Advanced Research Projects Agency. Wie auch immer, als sie sahen, dass es erstaunlich ist, was ich machen kann, kontaktierten sie mich. Mein erster Kontakt war in Mexico City. Soweit ich mich erinnere, war dort jemand von der CIA, der zu mir sagte, „Ich bin ein CIA-Agent. Wir möchten, dass Sie für uns arbeiten.“ Und ich war sehr aufgeregt. Ich war jung und es war wie ein Film für mich. Es war wie eine unglaubliche Erfahrung. Wow, ich würde für CIA arbeiten. Ich würde Aufträge bekommen, die russische Botschaft auszuspionieren, Floppydiscs von KGB-Agenten im Diplomatengepäck zu löschen. Sie brachten damals Floppydiscs aus Mexico City auf einem Air Mexico-Flug nach Paris. In Paris würden sie umsteigen und mit Aeroflot nach Russland fliegen. Und ich würde mit ihnen fliegen, in der ersten Klasse sitzen und würde mich auf die Diplomatentasche konzentrieren.

Es gab noch weitere Aufträge, über die ich nicht sprechen kann. Und sie wollten, dass ich Henry Kissinger traf. Ich traf ihn in Mexiko, und ich traf sehr interessante, ungewöhnliche Leute. Die CIA hatte immer einen Wunschzettel. Sie sagten mir immer, was ich tun sollte.

Damals hatte die CIA einige Probleme mit Kissinger, weil das Weiße Haus und die CIA sich nicht besonders gut miteinander verstanden. Daher ist es interessant, dass die CIA von Ihnen verlangte, Kissinger zu treffen.

Uri Geller: Ja, ich werde Ihnen aber nicht sagen, warum. Ich sagte „treffen“. Ich habe noch immer ein Foto mit Kissinger.

Zu schade, dass Sie der Gedankenleser sind, nicht ich!

Uri Geller: Dann war da noch etwas anderes interessantes, was sie taten. Sie sagten zu mir, dass Sie Präsident Carter davon überzeugen wollten, Millionen von Dollars in parapsychologische Forschung zu stecken. So sagte ich zu ihnen: „Wie soll ich das für Sie bewerkstelligen?“ Das war, als er gewählter Präsident war, also noch nicht eingeschworen. Sie sagten zu mir „Wenn wir arrangieren, dass Sie am Tage der Inauguration im Weißen Haus sind, dann reden Sie dort mit ihm.“ „Wie wollen Sie mich ins Weiße Haus bringen?“ „Don´t worry!“ Um eine lange Geschichte abzukürzen, ein Mädchen kam in mein Leben, sie arrangierte, dass ich und Shipi am Tage der Inauguration im Weißen Haus waren.

Als Carter da stand, ging ich zu Carter, ich nahm seine Hand, so wie jetzt, ich hielt sie und er sagte zu mir „Uri Geller, Sie sind der Kerl, der Öl finden kann, können Sie für uns Öl finden?“ Und während ich noch immer seine Hand hielt, sah ich ihm in die Augen und sendete ihm eine Botschaft: „Investieren Sie acht Millionen Dollar in parapsychologische Forschung!“ Ich glaubte wirklich, dass ich das tun kann, Ich bombardierte ihn. Und als er danach Präsident wurde, bewilligte er das Geld. Das ist eine wahre Geschichte.

Und dann in Mexiko, als ich Öl fand, wollten Sie, dass ich mit dem mexikanischen Präsidenten Freundschaft schließe. Aus verschiedenen Gründen kann ich Ihnen nicht sagen, warum. Aber ich erinnere mich, als mich der mexikanische Präsident zum Geheimagenten des mexikanischen Schatzamtes machte. Ich habe noch immer einen Ausweis, aus Metall, dass Uri Geller ein Geheim-... - es stand da nicht „Geheim-“, sondern „Spezial“-Agent des Schatzamtes ist.

Und als Präsident Lopéz Portillo mir einen Revolver als Geschenk überreichte, aus schönem Silber mit goldenen Gravuren, einen 38er Colt, sagte ich zu ihm, „Ich kann ihn nicht nach New York mitnehmen, denn dort es gibt Waffengesetze.“ Und sein Verwaltungsleiter sagte „Doch, Sie können, weil Sie ein Agent sind, denn mexikanische Agenten haben einen Vertrag, dass sie Schusswaffen nach New York bringen dürfen. Als ich dann auf dem Kennedy-Airport ankam, sagte ich „Ich habe eine Schusswaffe, und hier ist mein Ausweis.“ Und ich werde nie vergessen, wie der Kerl am Schalter des Kennedy-Airports sagte, „Oh, Mr Geller, ich kann den Ausweis sehen, aber ich muss diese Schusswaffe nehmen, um sie zu untersuchen. Und wenn sie okay ist, werde ich sie zurückgeben. Es ist so ungewöhnlich, dass jemand als Agent des Schatzamtes einreist und eine Waffe mit sich führt.“ Am nächsten Morgen klopfte jemand an die Tür meines Appartements. „Mr Geller, wir geben Ihnen die Waffe zurück.“

Sie fanden Öl in Mexiko. Wie haben Sie das gemacht?

Uri Geller: Warten Sie! Es gibt noch ein paar andere interessante Sachen mit dem FBI, einige andere Sachen, die sie von mir wollten, und über die ich heute sprechen kann. Ich sollte russische Diplomaten davon überzeugen, zum Westen überzulaufen. Dazu veranstalteten sie Partys. Das FBI arrangierte Partys für russische Diplomaten in Long Island, und das waren sehr exklusive Partys. Ich sollte umher gehen und mit russischen Diplomaten sprechen und ihnen senden, sie sollten überlaufen.

Paranormale Ölsuche in Mexiko

Uri Geller: Nun, wie habe ich in Mexiko Öl gefunden? Ich war in Los Pinos, dem „Weißen Haus“ von Mexiko mit Präsident Echevaría. Und Präsident Echevaría hatte irgendwo gehört, dass ich Sachen finden kann, nur mit meiner Hand. So holte er seinen Ölminister, Díaz Serrano. Und Díaz Serrano sagte zu mir, „Uri, wenn Sie Öl für PEMEX finden könnten, wäre das fantastisch.“ PEMEX ist die nationale Ölfirma.

Dann gab ich eine kleine Demonstration. Ich sagte, „Ich werde aus dem Raum gehen. Nehmen Sie Olivenöl, verstecken sie es irgendwo im Raum und ich werde es finden.“ Dann ging ich raus. Nach zwei Minuten kam ich wieder zurück und ging so durch den Raum und sagte, „Hier ist es drin!“ Und so war es! Er hatte das Olivenöl in eine Pflanze am Fenster gegossen. Dann sagte er, „Was benötigen Sie?“ „Ich brauche einen Helikopter oder ein Flugzeug. Ich brauche einige Karten und ich muss mit Geologen sprechen. „No problem.“

Und so arrangierte er mir in den kommenden Wochen Karten und Geologen. Ich besprach mich mit ihnen und ich flog mit einem Flugzeug, die Karte auf meinem Bein. Ich ging so über die Karte und sagte, „Hier fühle ich es.“ Und ich nahm einen Stift und markierte ein „X“. Und dann kam ein Bericht in der „New York Financial Times“ oder dem „New York Wallstreet Journal“, ich kann mich jetzt nicht erinnern, ich habe den Artikel, über den größten Offshore-Ölfund im Golf von Mexiko. Und das war der gleiche Platz!

Der mexikanische Präsident sagte zu mir, „Uri, Sie haben eine so erstaunliche Sache für uns gemacht, ich möchte, dass Sie ein mexikanischer Staatsbürger werden. Und seither ich habe einen mexikanischen Pass.

Sie sind mexikanischer Staatsbürger ...

Uri Geller: Britischer Staatsbürger nun, aber immer noch israelischer Staatsbürger, sicher, aber ich habe einen mexikanischen Pass, und zwar mit der Seriennummer 1. Niemand kann einen mexikanischen Pass bekommen, wenn er nicht in Mexiko geboren wurde. Der Präsident musste eine Carta Naturalisation unterschreiben, um mich zu einem Mexikaner zu machen.

Roter Kristall

Faszinierend. Auch heute noch sind Sie in Politik involviert. 2005 zum Beispiel saßen Sie einer Londoner pressure group „Friends of Magen David Adom“ vor, der israelischen Ambulanzorganisation, vergleichbar mit dem Roten Kreuz oder dem Roten Halbmond. Magen David Adom war damals nicht akzeptiert vom Roten Kreuz und dem Roten Halbmond, und es gab einige Probleme mit den religiösen Symbolen der Organisationen. Wie sind Sie mit dem Problem umgegangen?

Uri Geller: Zunächst, wie wurde ich involviert? Der Vorsitzende von Magen David Adom, Dr. Noam Ifrach, hatte eine BBC-Dokumentation über mich gesehen namens „Reputations“. Und in diesem Dokument hatte ich erzählt, wie der Vorsitzende des amerikanischen Komitees für Auslandsbeziehungen, Senator Clairborn Pell, mich mit Botschafter Max Kempelman bat, die Russen zu bombardieren, um den Nuklearvertrag zu unterzeichnen. Ich war dann nach Genf gefahren, Al Gore war dort, und ich tat es und es funktionierte. Und diese Geschichte hatte ich der BBC erzählt. Der Vorsitzende von Magen David Adom, Dr. Noam Ifrach, meinte „Wow! Uri Geller ist der richtige Mann für uns!“ Er rief mich an und sagte „Uri, wir möchten, dass Du Magen David Adom hilfst.“ Ich sagte „Komm in mein Haus, wir reden darüber!“

Ich dachte, sie wollten, dass ich Ihnen Geld spende. Und als sie ankamen, sagten sie „Nein, nein, wir wollen nicht dein Geld, wir wollen dein Talent.“ „Worum geht es?“ „Erstens: Wir werden von der Organisation des Internationalen Roten Kreuzes seit 59 Jahren nicht akzeptiert. Zweitens: Wir haben ein Problem mit den Palästinensern. Wir können nicht zu einer Einigung gelangen. Kannst du uns helfen?“ „Schau, ich werde helfen, bring mich zu allen Treffen, lass uns bei den Palästinensern anfangen.“ Dr. Noam Ifrach meinte, wir müssten mich rechtlich zu einem Repräsentanten machen. Daraufhin machten mich die Anwälte von Magen David Adom offiziell zum President of the „Friends of Magen David Adom“. Offiziell. Das kann man machen, ist nicht illegal. Das erlaubte mir, allen Verhandlungen beizuwohnen.

Und das war ein langer Prozess. Wir mussten das Außenministerium kontaktieren, Condoleza Rice, wir mussten Arik Sharon kontaktieren, die israelische Verwaltung, den israelischen Außenminister und das Rote Kreuz in Genf. Das war sehr komplex. Es dauerte eineinhalb Jahre! Aber es war nicht nur ich, es war der Verdienst von jedem. Es war ein Verdienst des amerikanischen Roten Kreuzes. Ich habe eine Menge an Verhandlungen mit der Präsidentin des American Red Cross, Botschafterin Bonnie McElveen-Hunter geführt, mit dem Leiter der Rechtsabteilung des Außenministeriums, John Bellinger, mit den Israelis, und – wer uns unglaublich half – Micheline Calmy-Rey, der späteren Bundespräsidentin der Schweiz. Sie war damals Außenministerin. Und ich ging zu den Palästinensern, verhandelte dies und das, ...

Sehen Sie, da war ein wirklich großes Problem, über das ich sehr verärgert war: Wenn ein verletztes palästinensisches Kind oder eine schwangere palästinensische Frau ins Krankenhaus mussten, dann mussten Sie immer zum Checkpoint, und dort wurden sie angehalten. Und manchmal musste eine schwangere Frau zwei Stunden im Auto warten. Dies ist inhuman. Dies ist unakzeptabel. Ob Sie ein Israeli oder ein Araber sind, dies ist unakzeptabel. Dies war also Teil des Problems. Wie werden wir diese Checkpoints für palästinensische Verletzte oder schwangere Frauen los? Die Palästinenser wollten fünf Roter Halbmond-Ambulanzen in Jerusalem. Das war eine Art politische Humanität, es war sehr schwierig.

Dann kam die große Verhandlung in Genf mit Michelin Calmy-Rey. Wir saßen rund um den Tisch, Palästinenser und Israelis. Es gab keinerlei Gespräch, es war völlig kalt. Schließlich sagte ich zu Michelin Calmy-Rey: „Bitten Sie den Oberkellner, er möchte mir einen Löffel bringen. Und sie sagte: „Uri, einen Löffel? Sie möchten einen Löffel biegen, hier in dieser Verhandlung?“ „Ja!“ Als er dann mit dem Löffel, zeigte ich ihn den Palästinensern, etwa sieben Palästinensern, sehr hohe Vorsitzende des Roten Halbmonds. Ich sagte, „Schauen Sie auf den Löffel!“ und ich macht das hier. Und der Löffel verbog sich – das brachte sie zum Ausflippen! Das führte zu „Wow! Was ist dies? Und das?“ Und sie begannen, zu lachen, und plötzlich war die Wand gebrochen: wir konnten miteinander reden! Ich legte meine Hand auf die Schulter eines Palästinensers – es gibt davon eine Menge Bilder auf meiner Website. So funktionierte es schließlich. Und es war das Ergebnis von Entertainment, Charisma, Persönlichkeit, und Nettigkeit.

Und dann, nach sechs Monaten, war Israel im Red Cross Movement akzeptiert, erstmals nach 59 Jahren Ausschluss. Die Palästinenser haben nun in Jerusalem eigene Ambulanzen, und schwangere Frauen und kranke Kinder von Palästina müssen nicht mehr an Checkpoints warten. Sie gehen einfach geradeaus weiter. Für mich war das die größte Leistung meines Lebens!

Erzählen Sie uns das mit den Symbolen!

Uri Geller: Ja, ja, schauen Sie: Wenn Sie ein Land mit Krieg haben, können religiöse Symbole die Schwierigkeiten verstärken, wie der Rote Davidstern oder das Rote Kreuz, das ja ein religiöses Symbol ist. So mussten sie es ändern und ein Symbol erschaffen, das neutral ist. Daher haben sie den Roten Kristall gewählt. Wie Sie wissen, habe ich ein Edelstein-Juweliergeschäft, und interessanterweise, nun akzeptierten alle Nationen das dritte Protokoll, das den Roten Kristall betrifft. In allen Ländern, in denen Krieg ist, müssen Sie nicht mehr das Rote Kreuz verwenden, Sie müssen nicht mehr den Roten Halbmond verwenden, Sie müssen nicht mehr den Roten Stern verwenden, Sie können den Roten Kristall nehmen.

Ich hörte, Sie hätten ihn persönlich gestaltet?

Uri Geller: Nein. Es war ein Design-Entwurf von jemandem in Genf. Aber, wie Sie wissen, habe ich mit Edelsteinen zu tun, so habe ich es vielleicht beeinflusst. Aber erinnern Sie sich, ich sagte, dass ich das nicht alleine gewesen war. Es war der Verdienst von jedem dort, und als Michelin Calmy-Rey eine Rede vor der Presse hielt, sagte sie „Es gab eine Menge verbogener Löffel auf dem Weg zu diesem Vertrag.“

Ich hörte, diese Ambulanzen haben keine Waffen an Bord.

Uri Geller: Ja, eine unserer Bedingungen war, dass in den israelischen Krankenwagen keine Waffen sein dürften. Und wir sind uns einig geworden. So sind heute keine Waffen mehr in den Ambulanzen. Das ist ein Riesenfortschritt. Ein Riesenfortschritt!

Libanon-Krieg

Zwischen damals und heute war dieser schrecklicher Krieg in der Region. Hat es während des Krieges funktioniert?

Uri Geller: Schauen Sie, als der Krieg losging, am ersten Kriegstag, sagte ich am Morgen, als ich bei London aufwachte: „Hannah, dort ist ein Krieg. Lass uns nach Israel gehen!“ So haben wir am gleichen Tag ein Flugzeug genommen und wir flogen in den Krieg. Kennen Sie den Mann, der ESTÉE LAUDER hat? Kennen Sie Ron Lauder?

Nein.

Uri Geller: Er ist ein Milliardär. Er gab mir ein gepanzertes Auto, einen großen Van. So reisten Hannah und ich und Shipi zum Krieg in den Libanon. Und ich war im Krieg! Explodierende Bomben, unglaublich! Wir waren mit den Truppen da. Ob es da für sie Ambulanzen gab? Es war unmöglich, dort war so ein großes Durcheinander ... Aber ich war dort, um alles zu sehen. Und Dr. Noam Ifrach und ich waren dort, um die Türen für den Schirmherren des Roten Kreuzes aus Genf, Jakob Kallenberger, zu öffnen, der gekommen war, um Beirut zu sehen, wie Israel Beirut zerstört hat; und ebenso kam er nach Israel, um zu sehen, wie Katjuschas und Raketen viele Städte in Israel zerstört hatten. Ich begrüßte ihn an der Grenze in Rosh Hanikra.

Und die Idee mit den Ambulanzen funktionierte während des Krieges?

Uri Geller: Es funktioniert nun, absolut. Sie wissen, es ist nun ein Vertrag, nun sind die palästinensischen Ambulanzen in Jerusalem. Verstehen Sie die politische Bedeutung? Dass sie gegenwärtig im israelischen Jerusalem fünf oder sechs oder zehn palästinensische Ambulanzen haben?

Bild: ProSieben

Und sie werden nicht als Spione oder ähnliches betrachtet?

Uri Geller: Das war immer ein Problem, weil man sich nie sicher sein kann. Ich sagte, „Seht, das ist eine humanitäre Organisation. Magen David Adom, das Rote Kreuz, der Rote Halbmond sind humanitäre Organisationen.“ Und ich muss Ihnen etwas sehr wichtiges sagen: Irgendwann sagte das israelische Außenministerium plötzlich: „Nicht Unterzeichnen!“ Wir riefen, „Warum? Was geht hier vor?“ „Weil wir kein grünes Licht geben können. Nur Arik Sharon kann es.“ „Aber wir haben nur noch wenige Stunden! Wo ist Arik Sharon?“ „Er schläft!“ „Geben Sie mir seine Telefonnummer!“ „Das können wir nicht.“ Ich musste das Weiße Haus und Bonnie McElveen-Hunter anrufen, die Präsidentin des amerikanischen Roten Kreuzes. Ich sagte, „Bonnie, wir müssen vom Weißen Haus die Geheimnummer von Arik Sharon raus kriegen. Wir müssen ihn aufwecken, weil er die einzige Person ist, die grünes Licht für den Vertrag mit den Palästinensern geben kann.“

Sie vollbrachte ein Wunder: Sie fand die Nummer, wir riefen Arik Sharon an, er wachte auf, und sie sagten ihm „Arik, Sie haben alle Dokumente auf dem Tisch, bitte sehen Sie sie sich schnell an! Er ging, er sah, er saß etwa eine halbe Stunde lang, er rief Genf an und sagte: „Okay, Sie haben grünes Licht!“ Das war gerade einmal ein paar Monate, bevor er ins Koma gefallen ist. Es war unglaublich, weil wir dachten: Alle Welt saß ein Stockwerk höher: CNN, NBC, CBS, bereit für Michelin Calmy-Rey und alle diese Würdenträger, die zu unterzeichnen hatten, und plötzlich würden sie „Nein“ sagen. Und Arik Sharon gab - im letzten Moment - grünes Licht. Nun kennen Sie die Geschichte, die bislang niemand kennt.

Offensichtlich korrespondiert Ihr Engagement für den Rettungsdienst mit Ihren schlimmen Erfahrungen im Sechs Tage-Krieg, oder? Sie waren in diesem Krieg verwundet worden.

Uri Geller: Kennen Sie die die Situation? Ich komme gerade aus dem Krankenhaus! Ich habe meine Hand verletzt. Haben Sie die letzte Show gesehen?

Aber sicher.

Uri Geller: Wissen Sie, was passiert ist? Ich werde es Ihnen zeigen! Ich bin im Krieg hier an der Hand verwundet worden, sehen Sie? (Zeigt seinen Arm.) Als ich in der Show die Zigarettenschachtel nahm, warf ich sie mit der linken Hand, und nun bin verletzt, sehen Sie? Es ist geschwollen.

Angegriffen von Zigaretten!

Uri Geller: Daher musste ich ins Krankenhaus und röntgen lassen. Ich kann meine Hand wegen der Kriegsverletzung nie ganz öffnen. Und als ich die Zigarettenschachtel in die Menge warf, streckte ich sie sehr stark.

Jetzt erkenne ich die Schwellung.

Uri Geller: Der Arzt sagte, dass es ein Bänderriss ist. Ich war im Krieg hier verwundet worden (zeigt auf seine Arme und an seine Stirn). Es ging in die Knochen, nicht aber ins Gehirn. Aber was genau war die Frage?

Ob das Ihr Motiv für Ihr Engagement bei den Rettungswagen ist.

Uri Geller: Ja, ja. Übrigens, nach dem Krieg, als ich berühmt wurde, war ich zunächst von Waffen besessen. Ich und Frank Sinatra, wir waren die einzigen zwei Leute, die eine Lizenz für sieben Waffen hatten. Ich trug Waffen hier, Waffen hier und hier, überall. (Zeigt verschiedene Stellen, wo er Waffen versteckte.) Ich war verrückt! Verrückt nach Waffen! Ich ging durch die Straßen mit sieben Waffen! Und dann realisierte ich, mein Gott, was mache ich?

Das ist mir völlig neu!

Ella

Aber lassen Sie uns das Thema wechseln: Sie sind bekannt für Ihre Erfahrung im Umgang mit den Medien. Ich war überrascht, zu lesen, dass ausgerechnet Sie einen medienkritischen Roman geschrieben haben, „Ella“, der unsauberen Journalismus und schmutzige PR-Praktiken beklagt. Protagonistin ist ein 14 Jahre altes Mädchen mit psychokinetischen Fähigkeiten. Ella wird nahezu von jedem ausgenutzt, um Aufmerksamkeit, Geld und Sensation zu erlangen. Warum haben Sie über diese Themen geschrieben?

Uri Geller: Nun, Markus, zunächst einmal, weil Ella Kräfte hat, die ich nicht habe. Ich wollte immer die Fähigkeit haben, schweben zu können. Ich kann das nicht tun. So habe ich sie Ella gegeben. Außerdem, weil ich weiß, wie die Presse arbeitet.

Definitiv!

Uri Geller: Genau. Das ist genau das, was um Ella herum passiert. Das ist exakt ein Beispiel aus meinem Leben. Das ist es. Es ist sehr einfach.

Sie haben das Buch, das nun erstmals auf Deutsch erschienen ist, vor zehn Jahren geschrieben, als Ihre echte Tochter dieses Alter passierte. Hat sie auch geschwebt, wie Ella im Buch?

Uri Geller: (Lacht.) Nein, aber sie ist auf dem Cover.

Sie ist das?

Uri Geller: Beim englischen Buch! Das ist Natalie, auf dem Cover des englischen Buches. Auf der deutschen Ausgabe ist es ein blondes Model. Ella ist ein wirklich starkes Buch und es wird jetzt ein Film werden. Es geht um die Psychologie der Presse, um Geld, um Macht, um jemanden, der Sie besitzen will, für Macht. Das ist genau das, was mir zu Anfang meiner Karriere passiert war. Andrija Puharich, er besaß mich.

Wissen Sie, Andrija ließ mich einen Vertrag unterzeichnen, in dem ich mein ganzes Leben an Andrija übergab. Ich war naiv. Und Andrija dachte, ich wäre eine Art Botschafter der Außerirdischen, es war verrückt. Und dann, als in England das Buch "Uri" herauskam, sagte ich zu Andrija, „Andrija, ich werde das Buch nur promoten, wenn Du den Vertrag zerreißt. Ich möchte kein Gefangener sein.“ Und er zerriss den Vertrag.

Sehen Sie, Andrija machte Uri Geller. Er brachte mich zur CIA, er und Edgar Mitchel. Er war derjenige, der nach Israel kam. Und ich schulde Andrija viel.

Sie haben öffentlich gemacht, dass Sie Probleme mit Bulimie hatten, wie Ihre fiktive Ella. Warum haben Sie solch ein privates Problem in die Öffentlichkeit gebracht?

Uri Geller: Weil eine Menge Männer Bulimie haben und das geheim halten, weil sie sich dafür schämen. Sie sterben. Eine Menge Männer.

Sie sterben?

Uri Geller: Aber sicher. Sie sterben an Bulimie, wenn Sie es nicht aufhalten. Und ich kam damit raus, weil ich so dünn war. Ich konnte nicht lügen, dass ich in New York herumrenne und trainiere. Die Leute sahen mich. Weil ich ohnehin schon eine dünne Person bin. Können Sie sich vorstellen, wie dünn ich war, als ich Bulimie hatte? Ich sagte mal in einer amerikanischen Talkshow, dass ich Bulimie habe. Daraufhin bekam ich Briefe von Männern, die schrieben: „Oh, Mr Geller, vielen Dank, dass Sie das gesagt haben. Ich habe Bulimie, und ich verberge das vor meiner Familie. Und Sie haben mir sehr geholfen.“ Es war sehr gut.

Mystifier

Die Geschichte von „Ella“ handelt auch in kritischer Weise sowohl von religiösen Fanatikern als auch von widerwärtigen Besserwisser-Skeptikern. Was können Sie uns dazu sagen?

Uri Geller: Weil ich das lebe! Das ist mein ganzes Leben so. Und Sie wissen, was ich immer antworte. Ich bekomme gerade viele Emails, und darin werde ich gefragt „Ist es wahr, dass Sie in einer deutschen Fachzeitschrift für Zauberer neulich gesagt haben, Sie seien kein Psychic?“ Und das ist meine Antwort – hören Sie sehr sorgfältig zu: Ich habe nie gesagt, ich sei kein Psychic. Sie müssen meinen Worten zuhören. Lesen Sie meine Worte, was ich gesagt habe!

Ich sagte zu dieser deutschen Zeitschrift, dass ich meine Persönlichkeit geändert hätte, und, soweit mich erinnere, sagte ich, dass ich nicht länger übersinnliche Dinge tue. Das heißt nicht, dass ich keine Kräfte hätte. Das heißt, dass ich nicht sagte, „Es ist übernatürlich“ - ich sage, ich bin ein „Mystifier“! Dass ist, was ich sagte. Und die Skeptiker drehten es herum und sagen „Uri Geller hat gesagt, er ist ein Zauberkünstler!“ Das habe ich nie gesagt. Und ich werde es nie sagen. Sogar Criss Angel hatte mich in seiner Show bei einem Interview gefragt: „Bist Du ein Zauberer?“ Ich sagte, „Nein, was willst Du? Ich bin ein Mystifier.“ „Aber kannst Du einen Löffel biegen, wenn ich ihn hier auf den Tisch lege?“ „Ja, ich kann einen Löffel auf dem Tisch biegen, mit einem Trick, aber das heißt nicht, ich hätte keine Fähigkeiten! Die Leute möchten hören und schreiben, was sie hören möchten, nicht, was ich sage.

Sie bekommen oft Emails von jungen Leuten, die ihre paranormalen Fähigkeiten entdeckt haben und Sie um Rat fragen. Was sagen Sie ihnen?

Uri Geller: Ich sage ihnen folgendes: Vergiss das Paranormale!

Warten Sie, ich möchte Ihnen etwas zeigen. (Scrollt in seinem Handheld PC.) Weil ich die ganze Zeit Emails bekomme. Von jungen Kindern, und Jugendlichen, die sagen .., Einen Moment, ich möchte, dass Sie eine Email lesen. Schauen Sie! (Liest eine Email vor.) Dies ist ein 12 Jahre altes Kind, Finn, und er schrieb mir, „Ich möchte wissen, wie Du es machst!“ Und ich sagte: Vergiss das Übersinnliche! Vergiss Löffelbiegen! Konzentriere Dich stattdessen auf die Schule! Werde ein positiver Denker! Glaube an Dich selbst und stecke Dir ein Ziel! Geh auf die Universität! Rauche nie! Halte Dich von Drogen fern! Und denke an Deinen Erfolg!“ Das ist meine Botschaft! An jeden 12-, 13-, 14-Jährigen.

Das Alter von Ella, nebenbei bemerkt.

Uri Geller: Das Alter von Ella.

Heute gibt es einige obskure Wissenschaftler, die Ihre Entertainment-Show "The next Uri Geller" auf ProSieben für eine Wissenschaftssendung zu halten scheinen und gegen Sie wettern. Was halten Sie von denen?

Uri Geller: Ich kümmere mich nicht um die. Das können Sie schreiben! Die verschaffen uns nur eine großartige Publicity! Das ist großartig!

Das kann ich schreiben?

Uri Geller: Aber sicher! Na klar doch! Ich werde besorgt sein, wenn sie eines Tages nicht mehr über mich sprechen! Erinnern Sie sich daran, was ich Ihnen von Oscar Wilde gesagt hatte: Es gibt nur eine schlechtere Sache, als wenn man über mich redet: das wäre, wenn man nicht über mich redet! Ich wäre sehr besorgt, wenn sie plötzlich aufhören würden, über Uri Geller zu schreiben, denn das wäre das Ende von Uri Geller.

Das wird nie passieren!

Uri Geller: Wahrscheinlich nie!

Sie leben nun seit zwei Jahrzehnten in London, obwohl Sie in Zypern und Israel aufgewachsen sind, und Sie haben einen mexikanischen Pass. Warum haben Sie London als Ihren Wohnsitz gewählt?

Uri Geller: Es ist nicht London, es ist ein kleines Dorf außerhalb von London. Ich weiß nicht, ob es ein Zufall gewesen war. Kennen Sie Richard Branson?

Ja, kenne ich.

Uri Geller: Ich flog mit Richard Branson, als er seine neue Airline eröffnete. Er sagte zu mir „Uri, ich möchte dass Du beim Jungfernflug mitfliegst.“ So flogen wir von London nach New York. Und neben mir saß Clement Freud, der direkt von Sigmund Freud abstammt. Sein Bruder ist Lucien Freud, ein sehr berühmter Maler. Und Clement sagte zu mir „Uri, ich weiß, dass Du auch mit Sigmund Freud verwandt bist. Wo wohnst Du?“ „Ich lebe in New York.“ „Du solltest nach England gehen, um dort zu leben. Es ist dort zivilisierter und Deine Kinder können britische Schulen besuchen.“

Da habe ich gedacht: „Wow!“ Ich hatte in New York seit zehn Jahren gelebt. Das ist eine lange Zeit. Vielleicht sollten wir nach England gehen. Und das sagte ich Hannah. Sie meinte „Weißt Du was? Es wäre nett, wenn Daniel und Natalie auf britische Schulen gehen könnten.“ Und deshalb haben wir unsere Entscheidung getroffen. Dann gingen wir nach England, um dort zu leben. Und ich bin sehr glücklich dort, weil ich in einem Dorf lebe, wo es keine Umweltverschmutzung gibt. Nun sind meine Kinder groß. Mein Sohn ging an die LSE - London School of Economics, nun ist er ein Rechtsanwalt, ein Barrister (Gerichtsanwalt). Er kommt her. In zwei Wochen. Und Natalie kommt auch.

Eine letzte Frage: Unser Magazin ist für kritischen Journalismus bekannt. Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen die folgende Frage nicht ersparen: Wie oft treffen Sie Ihren Beinahe-Nachbarn und Magierkollegen Harry Potter?

Uri Geller: (Lacht.) Ich wünschte, ich könnte! Sie wissen, dass ich David Berglas oft treffe. Und gerade letzten Monat bekam ich einen neuen Nachbarn. Kennen Sie die Band Led Zeppelin?

Sicher.

Uri Geller: Jimmy Page ist neben mir eingezogen. Sie kennen Jimmy Page, den Gitarristen von Led Zeppelin? Vielleicht ist er der echte Harry Potter. Ich habe Harry Potter nie getroffen, ich würde ihn sehr gerne mal treffen! Ich glaube an Harry Potter!

Ich auch! Uri, vielen Dank für dieses Interview!