Die Glasfaser in ihrem Lauf... hält DSL immer noch auf

Die Versorgung mit Breitband-Zugängen über DSL geht vor allem in den neuen Bundesländern nach wie vor schleppend voran. Unterdessen schießen Alternativen aus dem Boden

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Die Online-Anbindung kann es ja richten, wenn etwas nicht geht: Aktuelle Treiber, Software-Patches, Linux-Packages. Jeder ist online, und jeder ist es auch mit der nötigen Bandbreite, um mal eben einen nvidia-Grafiktreiber von 43,8 MB Umfang aus dem Netz zu laden. Ist doch so, oder? Wie sonst sollte man es interpretieren, dass selbstverständliche Download-Pakete, die eigentlich unter einem Megabyte liegen müssten, inzwischen gerne das 50- bis 100-fache ausmachen, weil man gleich noch zwangsweise die Treiber für sämtliche anderen Geräte des selben Herstellers mit herunterlädt? Und vor allem: Es müsste doch jemand mal aufbegehren, wenn DSL und andere Breitbandzugänge noch nicht entsprechend verbreitet wären.

Also, so nimmt man an, sind sie verbreitet, überall. Tatsache ist aber: In manchen Regionen und Städten ist DSL keineswegs Standard. Während in ländlichen Gegenden der Ruf nach einer DSL-Anbindung gerne mit dem Argument abgewiegelt wird, dass sich solch teure Investitionen für einen kleinen Kundenkreis finanziell nicht lohnen, lagen die Gründe in Städten wie Magdeburg und Dresden woanders. Der Hauptverantwortliche für die mangelnde Verfügbarkeit eines Breitband-Zugangs heißt dort "Optische Anschlussleitung", kurz: OPAL. Nach der Wiedervereinigung machte sich die Telekom sogleich euphorisch ans Werk, die rückständigen analogen DDR-Leitungen durch – vermeintlich – zukunftssichere Glasfaser-Kabel zu ersetzen. Das Problem mit diesen Leitungen: Der von der Telekom und anderen Anbietern verwendete ADSL-Standard nutzt Frequenzbereiche, die mit der herkömmlich installierten Telekom-Hardware nicht über Glasfaser genutzt werden konnten. Bekannt ist das Problem bereits seit vielen Jahren, behoben ist es allerdings immer noch nicht.

Weitgehend abgeschlossen sind zwar die OPAL-Überbauten der längeren Leitungsstrecken – teilweise wurden sie auch wieder durch Kupferkabel ersetzt -, es hapert aber noch gewaltig an den kurzen Leitungen zwischen Verteilerstellen und Einzelanschluss. Ist hier noch OPAL-Technologie verlegt, so ist T-DSL – und damit auch die technisch identischen ADSL-Produkte der Konkurrenzanbieter – nicht realisierbar. Dennoch sind die Glasfaserleitungen keineswegs nutzlos – im Gegenteil: Für "neue" Technologien (Der DSL-Nachfolger VDSL ist in Amerika bereits seit ca. 2000 verfügbar) sind die OPAL-Kabel eine taugliche Grundlage.

Dennoch bleibt der Konzern mit dem Magenta-farbigen Logo im Kreuzfeuer der Kritik. So wird ihm vorgeworfen, den VDSL-Ausbau zu Gunsten seiner Wettbewerbsposition lediglich in Gegenden voranzutreiben, die bereits ausreichend mit ADSL versorgt seien. Dafür werden gewaltige Finanzmittel investiert, um noch nicht mit OPAL bebaute Ballungszentren nachzurüsten, während Regionen, die gerade wegen ihrer Glasfaserstruktur bisher keinen Breitbandzugang erhalten konnten, vernachlässigt werden. Gerade dort könnte die flächendeckende Glasfaser-Verlegung bis in die einzelnen Häuser für schnellere Fortschritte beim Netzausbau sorgen. Immerhin ist für die derzeit erreichbare Maximalbandbreite von 100Mbit/s im Downstream und 10Mbit/s im Upstream eine Leitungslänge von nicht über einem Kilometer zwischen den Verteilerstellen nötig. Der Münchner Anbieter M-Net bietet derzeit in einem Pilotprojekt diese Verbindungsgeschwindigkeiten für Privatnutzer zu erschwinglichen Preisen um die 40 Euro monatlich an, kämpft aber mit der nur sehr eingeschränkt vorhandenen Infrastruktur.

Immerhin - bei der ADSL-Anbindung vernachlässigte Großstädte wie die eingangs erwähnten Dresden und Magdeburg gehören zu den ersten, in denen die Telekom flächendeckend VDSL anbieten kann. Der dafür nötige Ausbau der Glasfaserleitungen wurde in Dresden bereits 2007 abgeschlossen, für Magdeburg ist der Ausbau für 2008 angekündigt. Nur die ländlichen Regionen mit OPAL-Leitungen werden wohl auf längere Zeit noch ohne DSL auskommen müssen. Ohne DSL, wohlgemerkt - nicht zwingend ohne Breitbandzugang zum Internet.

Als verbreitetste und leistungsfähigste Alternative zum gemeinhin synonym für eine Breitbandverbindung gebrauchten DSL bietet sich hier der Internetzugang über das TV-Kabel an – mit 25-32Mbit/s erreicht diese Technik zumindest theoretisch eine dem herkömmlichen ADSL überlegene Verbindungsgeschwindigkeit. Praktisch dürfte dieser Vorsprung mit zunehmender Auslastung der Kabelnetze allerdings schwinden - oder einen Ausbau erfordern. Grundsätzlich ist der Kabelzugang eine Alternative für abgelegene Gegenden mit langen Telefonleitungen – die maximale Leitungsreichweite des Signals ist erheblich größer -, allerdings ist gerade das Kabelnetz auch hauptsächlich in dicht besiedelten Gebieten adäquat ausgebaut, in denen ohnehin DSL zur Verfügung steht.

Ebenfalls denkbar – wenn auch wiederum hauptsächlich in großstädtischen Gebieten – ist der Internetzugang über das UMTS-Mobilfunknetz. Auch hier gibt es inzwischen Flatrate-Angebote zu erschwinglichen Preisen. Allerdings behält sich der Anbieter vor, bei "übermäßigem" Transfer den Anschluss zu sperren. Außerdem sind die angebotenen 7,2Mbit/s auch eher ein theoretischer Wert: Zum Einen setzen sie eine HSDPA-Verfügbarkeit voraus, zum Anderen ist die Verbindungsstärke und -stabilität erheblich von Umgebungsfaktoren abhängig: "In Gebäuden und Randgebieten kann die Netzabdeckung eingeschränkt sein."

Kaum ausgebaut ist bisher der Funk-Standard WiMAX. Er könnte eine gute Chance auch für ländliche Regionen darstellen, Highspeed-Internet anzubieten, da eine Verteilerstelle auch über mehrere Kilometer funken kann. Auch die erreichbaren Bandbreiten liegen im mit VDSL vergleichbaren Bereich. Für den Zugang wird ein WiMAX-Modem benötigt. Im Moment ist eine flächendeckende Versorgung mit dieser Technologie allerdings noch Zukunftsmusik, wenn auch ihre Existenz Konkurrenzdruck auf die DSL-Anbieter auslöst.

Die einzige echte Alternative für immer noch nicht mit DSL-fähiger Infrastruktur erschlossene Gebiete ist derzeit ein Internetzugang über Satellitenschüssel. Wie beim Satellitenfernsehen auch, muss hierfür allerdings eine entsprechende Anlage an der Hauswand montiert werden – und montiert werden dürfen. Die Anschaffungskosten für solch ein Gerät liegen mit rund 300-400 Euro beträchtlich höher als die für die DSL-Konkurrenz nötigen Investitionen. Der Monatspreis dagegen spielt mit rund 40-50 Euro wenigstens in der gleichen Liga, wenn man auch mit etwas geringeren Bandbreiten zwischen einem und sechs Mbit/s vorlieb nehmen muss. Wenn die einzige Alternative allerdings Analogmodem heißt, so nimmt man diese Nachteile wohl gerne in Kauf.