US-Haushalte wurden ärmer

Sinkende Immobilienpreise lassen das Nettovermögen der US-Haushalte im 4. Quartal 2007 erstmals seit 2002 zurückgehen

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Laut der am Donnerstag veröffentlichten Flow of Funds Accounts der US-Notenbank ist das Vermögen der US-Haushalte, die Vermögenswerte wie Immobilien und Aktien abzüglich Schulden, im 4. Quartal 2008 nominell erstmals seit dem dritten Quartal 2002 zurückgegangen. Im Gesamtjahr 2007 ist das Nettovermögen nominell zwar noch um 3,4 Prozent angestiegen, zieht man jedoch auch die Inflationsrate von 4,1 Prozent in Betracht, ist es auch im Gesamtjahr zu einem Rückgang gekommen, was schon seit mehr als 20 Jahre nicht mehr der Fall war.

Das Nettovermögen der US-Haushalte ging im 4. Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,9 Prozent oder 532,9 Milliarden US-Dollar auf 57,72 Billionen USD zurück. 176,4 Milliarden davon entfielen auf das Absinken der Immobilienpreise, wobei das Verhältnis des Gesamtwertes der Immobilien zu den darauf aufgenommenen Hypothekarkrediten – „Home equity“ genannt – von 48,9 Prozent auf 47,9 Prozent gefallen ist, der niedrigste Wert seit 1951, als diese Statistik erstmals veröffentlicht wurde. Im Vorjahr hatte dieser Wert noch bei über 50 Prozent gelegen, so dass den Kreditgebern 2007 erstmals ein höherer Anteil an den Wohnimmobilien gehört als den Hausbesitzern.

Die Schulden der Haushalte hatten dabei annualisiert um 5,6 Prozent zugenommen, nach einem Anstieg von 6,8 Prozent im Vorquartal, wobei die Hypothekarschulden auf Jahresbasis mit plus fünf Prozent den niedrigsten Zuwachs seit 1997 zeigten und die Konsumkredite um vier Prozent zunahmen, was insgesamt weniger als halb so viel ist, wie während des Kreditbooms von 2003 bis 2006.

Von annualisiert zuvor 8,8 Prozent auf zuletzt 5,1 Prozent zurückgegangen ist auch der Zuwachs der Verschuldung der US-Bundesregierung, so dass die Schulden außerhalb des Finanzsektors im vierten Quartal insgesamt nur von 30,62 Billionen auf 31,21 Billionen USD anstiegen, wovon 13,8 Billionen USD auf Unternehmen, 10,1 Billionen USD auf die Haushalte und 7,3 Billionen USD auf die Öffentliche Hand entfallen.

Auffällig ist, das die Verschuldung der Wirtschaft ungebrochen stark um annualisierte 12,8 Prozent zunahm, obwohl durchwegs von einem „Credit Crunch“, einem stark verschlechterten Zugang zu Krediten, die Rede ist. Die Daten zeigen jedenfalls, dass durchaus Finanzierungen zu erhalten sind, wenn höhere Zinsen akzeptiert werden. Immerhin war der Risikoaufschlag, den Top-Unternehmen gegenüber Regierungsanleihen mit gleicher Laufzeit zahlen müssen, laut der New Yorker Investmentbank Merrill Lynch von 1,28 Prozentpunkten am letzten Tiefpunkt im Februar 2007 auf nunmehr 2,05 Prozentpunkte angestiegen, wovon auch „AAA“-geratete Unternehmen wie Generel Electric nicht verschont bleiben. So musste GE laut Blomberg für eine letzte Woche begebene 2,25-Milliarden-Euro-Anleihe einen um 17 Millionen höheren Jahreszins akzeptieren, als für eine identische Anleihe, die vor neun Monaten begeben wurde – dies obwohl die US-Notenbank zwischenzeitlich den Leitzins um 2,25 Prozentpunkte auf drei Prozent abgesenkt hat. Dennoch nahmen die börsennotierten US-Unternehmen im Berichtszeitraum eigene Aktien im Volumen von 854 Mrd. Dollar aus dem Markt.

Ausländische Käufer erwarben laut Flow of Funds im Vorjahr netto US-Aktien im Volumen von 182 Mrd. USD, Unternehmensanleihen um 301 Mrd. USD und US-Staatsanleihen um 209 Mrd. USD. Ausländische Banken haben ihre Kreditvergaben an US-Banken im Vorjahr hingegen um 109 Md. USD reduziert.