Müssen die Zahlen 1 und 8 verboten werden?

Eine politisch-korrekte Posse aus Thüringen

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Das Urteil ist vernichtend: „es riecht metallisch, der schaum hat wirklich keine zeit. mild soll es sein, etwas süsslich ist es und wirkt insgesamt eigentlich nur billig. der nachgeschmack lässt etwas hopfiges durch aber der billige beigeschmack bleibt.“ Mit diesen drastischen Worten beschreibt ein User bei Biertest-Online ein Bier der Marke Braugold 1888. Aber die Geschmäcker sind ja zum Glück verschieden.

Gebraut wird dieser Gerstensaft in Thüringen. Und dort war das Bier dann der Partei „Bündnis 90/Die Grünen“ sogar eine Presseerklärung wert. Ihr war nämlich am Logo etwas aufgefallen:

Es ist schon sehr verwunderlich, dass sich die Firma Braugold trotz Vorrecherchen für dieses irreführende Logo entschieden hat, um damit "neue Frische" in die Bierlandschaft zu bringen. Mag das Jahr 1888 für Braugold ein prägendes sein, so hätte man sich doch nicht vor der Tatsache verschließen dürfen, dass genau diese Zahlen für Rechtsextremisten als Zahlencode dienen.

Ja richtig, da war doch was. Die Eins steht nämlich für den ersten Buchstaben des Alphabets, die Acht dann logischerweise für den achten. Das ergibt dann AH, was wiederum bei den Neonazis natürlich für „Adolf Hitler“ steht, und HH, was dann eben „Heil Hitler“ bedeutet. „Deshalb“, heißt es folgerichtig in der Presseerklärung weiter, „fordern BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Thüringen Braugold dazu auf, diese Marke aus dem Verkehr zu ziehen oder sich mindestens für ein anderes Logo zu entscheiden, um den Nazis keinerlei Möglichkeit zur Anknüpfung und zur Beachtung zu gewährleisten! Wir empfehlen dies auch im Hinblick auf den möglichen Schaden, den Braugold mit dieser Biermarke nehmen könnte.”

Dass 1888 auch für ein Jahr stehen kann, das wiederum in der Geschichte der Brauerei ein ganz wichtiges war und daher der Biermarke dann auch den Namen verschaffte, spielt in dieser verhitlerten Logik nur eine ganz untergeordnete Rolle. Nein, 88 gehört grundsätzlich verboten und 18 genauso. Und vielleicht sollte man beide Zahlen am besten zusammen mit dem Jahr 1888 ja völlig aus dem Verkehr ziehen.

Dabei ist für die Stärke der Neonazis in Ostdeutschland keineswegs ausschließlich das Bier Schuld, sondern der Genmais. Das hat kürzlich dieses Schweizer Weblog dankenswerterweise aufgedeckt. Unter dem Titel „Genmais macht rechtsradikal“ lesen wir dort:

die neo-nazis in deutschland sind entschuldigt: zwei grafiken, basierend auf den quellen greenpeace und statistische landesämter, beweisen, dass in jenen gebieten, in denen genmais angepflanzt wird, deutlich mehr neonazis anzutreffen sind und auch mehr verbrechen durch neonazis begangen werden, als in "nicht-genmais-ländern".

Und da die im Blog dazu veröffentlichen Grafiken tatsächlich diesen Zusammenhang eindeutig belegen, sollte man neben dem Zahlen- auch ein sofortiges Genmais-Verbot verhängen. Nicht nur in Ostdeutschland, aber dort ganz besonders. Also noch ein Fall für die aufmerksamen Bündnisgrünen aus Thüringen.