"Toshiba, farbig, zum Sonderpreis"

Frauenhandel bei eBay?

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Da reibt man sich schon verwundert die Augen. So viel versprechend klingt das Angebot: „Natsuki Olaz, weiche Haut, dermatolog. Getestet.“ Und für Frau Olaz verlangt der Verkäufer eoloi beim Schweizer eBay-Ableger gerade einmal 3.000 Schweizer Franken. Ach ja, der zu ersteigernde Gegenstand ist natürlich neuwertig. Aber es geht noch preiswerter. Bei „Toshiba, farbig, zum Sonderpreis“ liegt der Startpreis bei nur 1780 Franken. „Farbig“ geht offenbar in der Schweiz nicht so gut.

Doch wer jetzt mit zittrigen Fingern sofort ein Angebot abgeben will, der sollte lieber erst einmal die Artikelbeschreibung lesen. Dort wird dann deutlich, worum es hier wirklich geht: „Auf dem europäischen Schwarzmarkt kostet eine Frau weniger, als wir jährlich für unsere äußere Erscheinung ausgeben. Mit falschen Versprechungen, Drohungen und fiktiven Schulden werden die Frauen erpresst und abhängig gemacht. Der boomenden Sexindustrie fallen allein in Europa jährlich rund 500.000 zum Opfer. Hunderte von ihnen enden in der Schweiz.“ Und natürlich auch bei uns in Deutschland.

Verantwortlich für diese provokante Aktion ist Amnesty International Schweiz, die am vergangenen Montag bei eBay rund 250 solcher Angebote veröffentlicht hat. „Wir haben nichts gegen eBay – die Online-Handelsplattform schlechthin eignet sich einfach am besten, um der Öffentlichkeit zu veranschaulichen, wie selbstverständlich mit Frauen gehandelt wird“, sagt die zuständige Kampagnenleiterin Stella Jegher. Ebay wurde allerdings von dieser Aktion vorab nicht unterrichtet und hat mittlerweile fast alle dieser vermeintlichen Angebote entfernt.

Wie man im Swiss-Lupe-Blog lesen kann, sollen angeblich vor vier Jahren tatsächlich Vietnamesinnen über eBay zum Verkauf angeboten worden sein. Darüber wurde im März 2004 berichtet: „Seit Anfang März würden drei junge Vietnamesinnen mit Foto für ein Mindestgebot von umgerechnet etwa 4400 Euro auf dem Online-Marktplatz angeboten, erklärte die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte am Freitag in Frankfurt. Die Versteigerung der Frauen sei für zehn Tage angesetzt. Dann sollten sie per Schiff nach Taiwan geschickt werden, wo der jeweilige 'Käufer’ sie abholen könne.“ Allerdings verschweigt der Bericht, ob der Menschenhandel auch zustande gekommen ist.

Welches Ausmaß der Frauenhandel in Europa mittlerweile angenommen, zeigen die Zahlen, die „frauennews" veröffentlicht hat. Demnach werden jährlich rund 500.000 Frauen und Mädchen zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung in EU-Länder geschleust. Allein in Europa machen die Schlepperbanden damit einen Gewinn von 7 Milliarden Dollar. Und „Frauenhandel ist so lukrativ wie Drogenhandel, aber viel weniger riskant: während auf Drogenhandel bis über zehn Jahre Haft steht, steht auf Frauenhandel eine Höchststrafe von zwei Jahren.“