Weltweit werden die Menschen glücklicher, aber nicht die Deutschen

Nach einer internationalen Studie geht es weltweit aufwärts mit der Zufriedenheit, nur in wenigen Ländern geht der Trend in die andere Richtung

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Das ist endlich mal eine gute Nachricht. Die Menschen werden immer glücklicher. Nach der World Database of Happiness, die Umfragedaten seit 1946 bis 2006 aus 24 Ländern umfasst, geht es in allen Ländern aufwärts mit der Happiness. Das widerspricht geläufigen Annahmen, dass ab einem gewissen Wohlstandslevel das Glück nicht mehr zunimmt. Das hätte für die Armen und Unglücklichen zumindest ein kleines Gefühl der Gerechtigkeit mit sich gebracht. Aber nichts da, es kann angeblich stetig bergauf gehen.

Doch selbst nach den Zahlen ist der Trend nicht immer ungebrochen. So ging die Happiness in den USA ab den fünfziger Jahren nach unten, stieg Ende der 60er Jahre kurzfristig, ging wieder zurück und kletterte dann erst ab den 80er Jahren mit Schwankungen nach oben und unten zu neuen Höhen. Der Krieg gegen den Terror hat dem Glück nicht geschadet, so wie es aussieht, schob der Irak-Krieg zuerst das Glückgefühl der Amerikaner erst einmal sprunghaft weiter in die Höhe, um dann 2005 einzubrechen, aber dann doch sehr schnell wieder die Euphorie nach dem Kater zu erreichen.

Der World Database of Happiness liegen u.a. die Daten des World Values Survey zugrunde. Seit den letzten 26 Jahren werden Menschen in zahlreichen Ländern gefragt, ob sie alles in allem sehr glücklich, ziemlich glücklich, weniger glücklich oder nicht glücklich sind. Zudem werden sie gefragt, ob sie alles in allem mit ihrem Leben gegenwärtig zufrieden sind. Von 52 Ländern, von denen eine Reihe Umfrageergebnisse vorliegen, stieg die Zufriedenheit in 40 Ländern, in 12 Ländern ging sie zurück. In armen Ländern wie China oder Indien ist die Zufriedenheit in den letzten Jahrzehnten besonders stark gestiegen. In den letzten Jahren ging es vor allem in der Ukraine, gefolgt von Moldovien, Slowenien, Nigeria, Türkei und Russland aufwärts mit der Zufriedenheit.

Die Datenlage ist freilich oft spärlich. Von 26 Ländern liegen langfristige und aktuelle Umfragedaten vor, die vom University of Michigan Institute for Social Research (ISR) im Auftrag der National Science Foundation (NSF) aufbereitet und in der Zeitschrift Perspectives on Psychological Science veröffentlicht wurden. Für die Autoren stehen hinter der wachsenden Zufriedenheit Wirtschaftswachstum, zunehmende Demokratisierung und soziale Toleranz – letztere hätten sogar mehr Einfluss auf Zufriedenheit als wirtschaftliches Wohlergehen. Mit Frieden und mit Demokratie sei Zufriedenheit eng verbunden. Trotzdem sind in der Regel die Menschen in den reicheren Ländern auch die glücklicheren.

I strongly suspect that there is a strong correlation between peace and happiness. "Ultimately, the most important determinant of happiness is the extent to which people have free choice in how to live their lives.

Ronald Inglehart, Institute for Social Research

An erster Stelle der Rangliste im Hinblick auf Glück steht Dänemark. An zweiter Puero Rico und an dritter Kolumbien, gefolgt von Island, Nordirland, Irland, Schweiz, Holland, Kanada, Österreich und El Salvador. Gerade bei Kolumbien und El Salvador möchte man zweifeln, ob die These, dass Frieden, soziale Toleranz und Demokratie das Maß der Zufriedenheit entscheidend bestimmen, tatsächlich richtig ist. Die Länder am Schluss, in denen die Stimmung am düstersten ist, sind nach Irak an der siebtletzten Stelle Moldavien, Armenien und Simbabwe. Unglücklich seien die Menschen, so die Interpretation, in Staaten mit einer Geschichte autoritärer Herrschaft und breiter Armut.

Die NSF hebt in ihrer Pressemitteilung darauf ab, dass die Menschen in den USA doch sehr glücklich seien. Immerhin stehe man weltweit an 16. Stelle: "We're number 16 ... in world happiness. Feel the joy." Trotz wirtschaftlicher Rezession und hoher Unzufriedenheit, so Ronald Inglehart vom ISR, seien die Amerikaner nicht unglücklicher, weil das entscheidende Kriterium für die Zufriedenheit eben das Ausmaß der Freiheit sei, wie man sein Leben führen will – und die sei in den USA hoch. Für Deutschland scheint das allerdings gar nicht zuzutreffen. Auf der Rangliste von 97 Staaten steht Westdeutschland auf 35. Stelle zwischen Malaysia und Vietnam, allerdings noch vor Frankreich, Japan, Spanien, Italien oder Portugal. In Ostdeutschland sieht es noch trüber aus. Das rangiert auf Platz 49.

Viele Menschen glauben, sie wären glücklicher, wenn sie mehr Geld hätten oder auf der sozialen Leiter weiter oben stünden. Die Forschung zeigt jedoch, dass diese Dinge kaum eine Rolle spielen, zumindest nicht in wohlhabenden und egalitären Gesellschaften wie der deutschen. Unterschiede in puncto Einkommen und sozialem Status erklären nur rund 5 Prozent der Unterschiede.

Ruut Veenhoven/World Database of Happiness

Nach neueren Daten von 26 Ländern, geht in Westdeutschland – ähnlich wie in Österreich, Belgien und Großbritannien – die Zufriedenheit leicht zurück, während sie in 19 Ländern, etwa in Argentinien, Kanada, China, Dänemark, Frankreich, Italien, Polen oder Spanien, zugenommen hat und in den USA, der Schweiz und Norwegen gleich geblieben ist.