Der beschnittene Hulk

Viel Ärger und wenig Spaß mit dem grünen Kinomonster

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Beim Geld hört bei der Filmwirtschaft der Spaß auf. Das neueste Beispiel liefert nun ausgerechnet ein grünes Monster. Um mehr Zuschauer in die Kinos zu locken, präsentiert die amerikanische Produktionsfirma Marvel und ihr deutscher Verleiher, die Concorde, in den Kinos nämlich eine geschnittene Fassung des Actionkrachers „Der unglaubliche Hulk". Zuvor hat die FSK es abgelehnt, den ungeschnittenen Film bereits ab 12 Jahren freizugeben. Dazu heißt es in einer Erklärung des Verleihs: „Erst in der vierten Vorlage hat sich die FSK bereit erklärt, einer geschnittenen Fassung die Altersfreigabe ab 12 Jahren zu erteilen. Diese Fassung wird derzeit in vielen deutschen Kinos gezeigt. Eine 12er Fassung anbieten zu können, war auch der ausdrückliche Wunsch vieler Kinobetreiber, die im Vorfeld von uns auf diese Problematik angesprochen wurden.“

So weit, so jugendfrei. Doch wo geschnitten wird, da fallen – nun ja – Späne. Geschnitten wurde offensichtlich besonders der finale Zweikampf des Hulks mit seinem bösen Kontrahenten. Und das hat allem Anschein nach auch böse Folgen. Im Forum des hannoverschen Cinemaxx am Raschplatz schreibt ein empörter Kinobesucher:

... die Schnitte waren so offensichtlich, da diese die Handlung so zerstückelten, das sie den gesamten Filmspaß verdrängte. Beispiel1: Der 'Hulk' nimmt sich einen Gegenstand um zu schlagen + Schnitt + Gegner am Boden kein Schlag, Kampf zu Ende???
Beispiel2: Nach einem Schnitt hat der Hauptcharakter (urplötzlich!) eine Kette um den Hals und wird gewürgt. Danach hat er gewonnen. ???
=> Der Filmhöhepunkt wurde einem dabei doch vorenthalten!

Und am Schluss heißt es bei ihm:

Beim nächsten Mal werde wir uns überlegen, ob wir uns das Geld für die DVD sparen, anstatt in eine Premiere zu gehen, die auf Kosten der Finanzoptimierung die Handlung opfert.

Ganz ähnliche Stimmen findet man in großer Zahl auch im Forum von Schnittberichte.com. Nur ein Beispiel von vielen:

Alle Zuschauer waren richtig sauer. Jetzt ist mein Geld weg für einen Film, wo das Ende fehlt und dazu kommen noch Fahrtkosten und meine wertvolle Zeit. Ich bin am überlegen, ob ich dieses Hobby aufgeben muss und einfach nur noch DVDs schauen und mir die Kinofilme ungeschnitten wo anders besorgen bzw. anschauen soll.

So vergrault man also Kunden, die dann eben zukünftig lieber zur ungeschnittenen DVD-Version greifen oder sich womöglich den Film illegal aus dem Netz herunterladen werden. Übrigens wird in den entsprechenden Foren bereits eine deutschsprachige Raubkopie angeboten. Und wer den Schaden hat, der braucht ja bekanntlich für den Spott nicht zu sorgen.

Um den Schaden zumindest etwas zu begrenzen, kann man sich in einigen Großstadtkinos - meist in den Abendvorstellungen - auch den Hulk freigegeben ab 16 Jahren anschauen. Eine Liste der Kinos gibt es hier.

Dennoch hat in diesem Fall der Verleih ja zumindest versucht. Eine ungeschnittene Fassung (ab 12 Jahren) in die Kinos zu bekommen. Ganz anders beim „Iron Man“, der ebenfalls geschnitten lief. Doch Schuld hat in diesem Fall nicht die humorlose FSK, sondern der vorauseilende (Zensur-)Gehorsam der Verleihfirma. Das hat jetzt das Forum Widescreen Vision herausgefunden.

Anlass für die Recherche war die überraschende Freigabe der DVD-Version ab 12 Jahren. Und vermutet wurde im Netz, dass es sich dabei um ein „Freigabe-Chaos“ bei der FSK handeln würde, weil sie den Film ja angeblich Monate zuvor ungeschnitten die „Freigabe ab 12 Jahren“ verweigert habe. Dabei hat der Verleiher, ebenfalls die Concorde, der FSK gleich eine geschnittene Fassung vorgelegt. „Die ungeschnittene Fassung,“ so „Widescreen Vision", „bekam die FSK demnach erst zu Gesicht, als Concorde diese nun für die DVD prüfen ließ.“ Und prompt wurde der Film ungeschnitten für Zuschauer ab 12 Jahren freigegeben. Das nennt man dann wohl Künstlerpech.