Die männliche Sexlust springt automatisch an

Holländische Wissenschaftler wollen in einem Experiment herausgefunden haben, dass die Anwesenheit einer Frau den Testosteronspiegel von Männern unabhängig von ihrer Attraktivität ansteigen lässt

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Männer sind wenig wählerisch. Nach Experimenten holländischer Wissenschaftler von der Universität Groningen scheinen Männer schlicht auf jede Frau anzuspringen, die ihnen den Blick kommt – ganz unabhängig davon, wie sie aussieht. Schon nach 300 Sekunden, die männliche Versuchspersonen mit einer Frau gemeinsam in einem Raum verbringen, steigt ihr Testosteronspiegel im Blut um 8 Prozent an, auch wenn sie die Frau eigentlich nicht attraktiv finden.

Für die Studie, die in der Zeitschrift Hormones and Behaviour erschienen ist und vom Telegraph vorgestellt wurde, haben die Wissenschaftler 63 junge Männer im Alter von 21 bis 25 Jahren in ein Experiment geschickt, dessen Zweck sie nicht kannten.

Mit einer Speichelprobe wurde zunächst der Testosteronspiegel gemessen, dann wurden sie in ein Zimmer geschickt, in dem sie angeblich ein Sudoku lösen sollten. Dort saß ein Mann oder eine Frau, die angeblich auch ein Sudoku lösen sollten. Der Versuchsleiter erklärte dann, dass das richtige Rätsel nicht vorhanden sei und verließ den Raum, um es zu holen, so dass die beiden Zurückbleibenden fünf Minuten alleine blieben. Dann holte der Versuchsleiter die andere Person und brachte das richtige Sudoku. 15 Minuten später wurde eine weitere Speichelprobe genommen.

Wenn die Versuchspersonen mit einem anderen Mann gemeinsam im Raum waren, stieg der Testosteronspiegel nicht, befand sich eine Frau im Raum, die auf der Grundlage ausgewählt wurde, für Studenten mäßig attraktiv zu sein, stieg er durchschnittlich um 7,8 Prozent. Bei Männern, die als dominanter oder aggressiver beurteilt wurden, schoss der Hormonspiegel noch höher. Nach dem Test wurden die Versuchspersonen gebeten anzugeben, wie attraktiv sie die Frau gefunden hatten. Diese Bewertung hatte keinen Zusammenhang mit der Hormonausschüttung.

Die Wissenschaftler interpretieren dies so, dass Männer unwillkürlich oder automatisch auf die Anwesenheit von Frauen reagieren und sich gewissermaßen paarungsbereit machen, um keine Chance ungenutzt vergehen zu lassen. Mit dem höheren Testosteronspiegel verändert sich auch das Auftreten der Männer, die dominanter erscheinen, beispielsweise die Schultern breiter machen, aufrechter sitzen, mehr mit den Händen gestikulieren, Augenkontakt suchen oder irgendwelche Geschichten erzählen, um die Frau zu beeindrucken. All das Testosteron gesteuerte Verhalten könnte wiederum ihre Attraktivität als Sexualpartner erhöhen, meinen die Wissenschaftler, da die Frauen darauf eher anspringen.

Man könnte versucht sein, diese Hypothese mit der sexuellen Selektion zusammen zu bringen, die von den Frauen dominiert wird. Die Männer balzen und präsentieren sich als tolle Hechte, die Frauen schauen zu und wählen aus, wozu auch gehören könnte, dass die sexuelle Lust bei den Männern ungerichteter ist, schließlich werden sie letztlich erwählt, auch wenn sie das selbst vielleicht anders sehen würden.