Angriff auf iranische Atomanlagen?

Israel drängt, Washington blockt und setzt auf Sanktionen

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Die Gerüchteküche kocht immer wieder einmal auf, ob Israel oder gar die USA doch noch Irans Atomanlagen bombardieren werden, bevor der neue US-Präsident ins Amt kommt. Vor allem in Israel wird gesagt, dass jetzt noch eine Chance bestünde, das vermutete Atomwaffenprogramm zu stoppen. Sollte Israel wie im Irak oder letztes Jahr in Syrien vorpreschen und sich wie jetzt Georgien auf die USA verlassen, stünde die US-Regierung vor einem gewaltigen Dilemma, sollte sie einen Militärschlag nicht im Geheimen unterstützen.

Danach sieht es aber seit einiger Zeit trotz Drängens von israelischer Seite nicht aus. Wie der israelische Verteidigungsminister Barak im Armeeradio sagte, sind die USA im Augenblick nicht für einen Angriff auf Iran zu haben. Haaretz berichtet, das Pentagon habe eine dringende Anfrage nach militärischer Ausrüstung und Unterstützung abgelehnt, die für Israel wichtig gewesen wären, um die iranischen Atomanlagen zu bombardieren. So wurde Israel offenbar nicht die Erlaubnis gewährt, mit Militärmaschinen den Irak auf dem Weg nach Iran zu überfliegen. Dagegen wurde Waffenunterstützung zur besseren Verteidigung gegen Boden-zu-Boden-Raketen angeboten. Bei dem Besuch von Bush im Mai in Jerusalem hatte die israelische Regierung ihm ihre Wünsche unterbreitet und auch anderweitig auf Unterstützung gedrungen. Die US-Regierung geht inzwischen eher davon aus, dass es doch noch Jahre dauern werde, bis Iran tatsächlich Atomwaffen herstellen kann, so dass es noch keine große Eile gibt.

Israel scheint zumindest die Vorbereitungen treffen zu wollen, um losschlagen zu können. Angeblich wurde nun von höchster Stelle im Pentagon vor einem Angriff gewarnt, da dieser die amerikanischen Interessen untergraben würde. Verlangt wurde, dass zumindest Washington vor einem dennoch geführten Angriff benachrichtigt werden müsse. Die israelische Seite soll darauf geantwortet haben, dass man das Recht behalten werde, jede mögliche Aktion durchzuführen, falls die diplomatischen Bemühungen scheitern sollten, Iran von der Wiederaufbereitung von Uran abzubringen. Allerdings scheint man zu befürchten, dass die iranische Führung weiter eine Entscheidung hinauszögert und sogar die Wiederaufbereitung zeitweise beenden könnte, um die Zeit bis zum Amtsantritt des nächsten US-Präsidenten zu überbrücken.

Allerdings scheint sich die US-Regierung nicht einig zu sein. Während Außenministerin Rice ebenso wie Verteidigungsminister Gates einen Angriff ablehnen, hat der israelische Verteidigungsminister Barak während eines Besuchs in Washington vor zwei Wochen bei US-Vizepräsident Cheney offenere Ohren gefunden. Problematisch ist aber auch, dass Russland eine entscheidende Rolle für das iranische Atomprogramm und gleichzeitig bei der möglichen Verhängung von schärferen Sanktionen im Sicherheitsrat spielt. Daher suchte, laut Haaretz, Israel zu erreichen, dass Washington den Druck auf Russland mäßigt und beispielsweise anbietet, das Raketenabwehrsystem nicht in der Nähe der russischen Greze zu errichten, wenn Russland die Unterstützung Irans beendet. Das aber will die Bush-Regierung nicht, die sich bislang auch im Georgien-Konflikt noch zurückgehalten hat und geneigt zu sein scheint, die Kontakte mit Iran zu verbessern.