Angst vor der Depression

Neue Gefahr für Finanzmärkte könnte von Hedge-Fonds drohen, Ökonom vermutet, dass die Börsen geschlossen werden müssen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Wichtige Börsen weltweit verloren am Freitag erneut zwischen 5 % und 10 %. Der deutsche Leitindex DAX brach zeitweilig um 11 % bis auf fast 4000 Punkte ein. Er stabilisierte sich etwas und schloss mit 4.296 Punkten bei einem Verlust von 5 %. Gegenüber dem Jahreshoch von 8.100 Punkten hat sich der DAX nahezu halbiert. Dramatisch fielen Kurstürze in Asien aus, der japanische Nikkei-Index verlor erneut 9,5 % und der Hongkonger Hang Seng 8,3 %.

Nun werden Forderungen lauter, die Börsen zu schließen. Die Diskussion feuert Nouriel Roubini an. Der prominente Ökonomie-Professor der New York University, der 2006 die Finanzkrise ankündigte, sagte auch im März die Verstaatlichung von Banken voraus, die im Sommer begann. Am Freitag warnte er in London vor einem "Banken-Fiasko", das in die Geschichtsbücher eingehen werde. Hunderte Hedge-Fonds säßen auf riesigen Schuldenbergen und versuchten in blanker Panik, Vermögenswerte zu verkaufen, um die eigene Pleite zu verhindern. 25-30 % der 8000 Hedge-Fonds würden verschwinden, sagt Roubini. "Seien Sie nicht überrascht, wenn die Börsen für ein oder zwei Wochen geschlossen werden müssen." Er befürwortet dies, um der "blanken Panik" zu begegnen. Er zielt er auf Maßnahmen ab, wie sie Franklin D. Roosevelt 1933 mit dem Bank Holiday einführte. Geldinstitute wurden tagelang geschlossen, an denen nervöse Sparer ihr Geld nicht abziehen konnten.

Statt von einer Aweltweiten Rezession spricht Roubini offen von "Depression" und sagt das Ende des US-Finanzimperiums voraus. "The Great Depression ended in a massive war. I hope that's not going to happen but it's pretty ugly now." Wir bezahlten nun den Preis der größten Kreditblase der Geschichte. Er glaubt nicht, dass die Rettungspakete den Absturz verhindern. "The bail-outs have not worked because the markets are no longer rallying, and the policy-makers have run out of options." Die Finanzmärkte hätten sich in einen "Minenfeld" verwandelt, in dem blind umhergewandelt werde. Tatsächlich seien viele Banken zu groß, um sie abstürzen zu lassen, "aber sie sind auch zu groß für eine Rettung", weist Roubini auf das Dilemma hin, das mit der Konzentrationswelle noch vergrößert wird.

Ein Blick auf den Crash 1929 und die folgende Depression ist zwar kein Drehbuch für die Zukunft, doch kann man sich mit dem Blick zurück eine Vorstellung davon machen, was noch kommen kann. Robert Shiller, Professor der Yale University, hat einen Index konzipiert, der Gewinne der börsennotierten Konzerne inflationsbereinigt auf Basis von Zehnjahresabständen misst. Beim Price Earning Ratio handelt es sich um ein Kursgewinnverhältnis, mit dem Shiller das Platzen der Internet- und Immobilienblase voraussagen konnte. Eine weitere Halbierung der Kurse wäre denkbar. "Das ist eine ernsthafte Möglichkeit, weil es schon früher vorkam", meint Shiller.

Massenarbeitslosigkeit wird die Folge sein. Für 2009 wird ein Schock erwartet. Spanien dient hier als Beispiel. Da hier in den Boomjahren der Immobilienspekulation zudem wenig produktiv investiert wurde, ist die Arbeitslosigkeit schon jetzt offiziell auf 11,3 % hochgeschnellt und im August löste das Land die Slowakei am Ende der EU-Liste ab. Für 2009 werden 12,5 -13 % erwartet. So weit dürfte es in Deutschland nicht kommen, wie das Beispiel des Baskenlandes zeigt, wo eine produktivere Struktur aufgebaut wurde. Die Arbeitslosigkeit ist hier nur gut halb so hoch, hat aber nun auch zu steigen begonnen.