Wiederauferstehung der Mammuts in Sicht?

Wissenschaftler wollen das gesamte Genom von Mammuts sequenziert haben

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Wissenschaftler der Pennsylvania State University haben mit neuen Sequenzierungsmaschinen das gesamte Genom eines Mammuts sequenziert, wie sie in ihrem Artikel berichten, der in der Zeitschrift Nature erschienen ist. Grundlage dafür war, dass gut erhaltene Haare von zwei Mammuts zur Verfügung standen, die im sibirischen Permafrost mehr als 20.000 bzw. 60.000 Jahre eingefroren und so konserviert waren.

Bild: ExhibitEase LLC - Steven W. Marcus

Allerdings waren die genetischen Informationen lückenhaft. Um die beschädigten Stellen aufzufüllen, haben die Wissenschaftler diese mit dem genetischen Code des Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana) verglichen, der genetisch mit den Mammuts zu 99,7 Prozent identisch sein soll. Von den 4,17 Milliarden sequenzierten Basenpaaren konnten allerdings nur 3,3 Milliarden dem Mammut zugeschrieben werden, was noch eine große Unsicherheit darüber bestehen lässt, inwieweit trotz des Vergleichs mit dem Genom von modernen Elefanten wirklich die Lücken aufgefüllt und der genetische Code ausgeschlossen werden kann, der beispielsweise von Pilzen, Bakterien oder anderen Quellen stammen kann.

Frühere Versuche, das Genom von ausgestorbenen Tieren zu sequenzieren, hätten nur zu kleinen Datenmengen geführt, sagt Stephan C. Schuster, Professor für Biochemie an der Penn State University und Leiter des Projekts: "Unsere Daten sind hundert Mal umfassender als alle anderen Daten von ausgestorbenen Tieren. Das zeigt, dass Untersuchungen alter DNA ebenso genau durchgeführt werden können wie die Projekte moderner Genome."

Die Wissenschaftler schätzen, dass das Mammut-Genom etwa 20.000 Gene, das Genom der Mitochondrien 13 Gene umfasst. Aufgrund des Vergleichs der beiden sequenzierten Genome gehen die Wissenschaftler davon aus, dass sich die Mammuts vor 2 Millionen Jahre in zwei Gruppen ausdifferenziert haben und zu zwei Unterarten wurden. Eine dieser Unterarten soll etwa vor 45.000 Jahren, die andere vor 10.000 Jahren nach der Eiszeit ausgestorben sein. Allerdings ist die Basis mit zwei sequenzierten Genomen für solche Aussagen ziemlich klein. Die Wissenschaftler räumen ein, dass die Unterschiede auch daher stammen können, dass die beiden Mammuts zu verschiedenen Zeiten gestorben sind. Zudem gehe aus der Sequenzierung hervor, dass die Mammuts mit modernen Elefanten viel näher verwandt seien, als man bislang angenommen habe.

Haarballen eines Mammuts. Bild: S.C. Schuster

Entdeckt habe man auch, dass das Genom der Mammuts sehr wenige Unterschiede enthalte. Das könnte nach Ansicht der Wissenschaftler auch ein Grund sein, warum sie so schnell ausgestorben sind. Die Sequenzierung des Genoms könnte etwa Aufschluss darüber gewähren, ob die Mammuts Opfer eines Virus oder eines genetischen Defekts geworden sind, wenn sie nicht durch klimatische Veränderungen oder durch den Menschen ausgerottet wurden.

Und natürlich werden mit der gleichwohl unvollständigen Sequenzierung gleich entsprechende Erwartungen geweckt, dass man Mammuts wieder zum Leben erwecken könnte, wenn man ein rekonstruiertes Genom in eine Eizelle von Elefanten einfügt und von einem solchen austragen lässt. Da sich ein so großes Genom bislang nicht künstlich herstellen lässt, könnte man auch, wie Schuster vorschlägt, das Genom einer Eizelle eines Elefanten schirittweise so modifizieren, dass es zum Genom eines Mammuts wird.

Und könnte man Mammuts wieder erschaffen, ließen sich möglicherweise auch andere ausgestorbene Arten erneut erzeugen. Man könnte dabei natürlich auch an den Neandertaler denken, wie Michael Hofreiter vom Max Planck Institut für Evolutionäre Anthropologien in einem Bgleitartikel schreibt. Fragt sich nur, was man mit den wiederauferstandenen Mammuts oder Neandertalern machen will? Und ob es nicht sinnvoller wäre, die jetzt noch lebenden und vom Aussterben bedrohten Tierarten, allen voran die Menschenaffen, zu retten? Aber der technische Fortschritt scheint eher nach dem Prinzip zu gehen, Ersatz für das zu bieten, was durch ihn verschwindet. Das lässt den Verlust besser ertragen, weil ja nichts verloren zu gehen scheint und alles geklont oder einer Wiederauferstehung zugeführt werden kann.