Die geplante Innovationsverhinderung

Unter Bankstern - Teil 6

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Feigheit vor Innovationen

Bankiers haben in den letzten Jahrhunderten durch ihre Geldgier die Entwicklung der weltweiten Nationalökonomien eher behindert als gefördert. Ohne Bankiers würde die Welt heute wahrscheinlich schon Mond- und Marsstationen haben und es gäbe trotzdem keine ausufernde Staatsverschuldung. Hier wird die These aufgestellt, dass die von Bankmanagern ausgelösten Krisen technologische Innovationen um Jahrzehnte verzögert haben. Aus purem Sicherheitsstreben geben Banken nur jenen Leuten und Firmen Kredit, die bereits so viel Geld haben, dass sie eigentlich keinen Kredit brauchen. Das Verhalten der Bankmanager erinnert an das Theaterstück "Biedermann und die Brandstifter" von Max Frisch. Als Kleinbürger und Opportunisten unterstützen die Politiker nur Schmarotzer, die nur darauf warten, Feuer zu legen. Willensschwach und ängstlich sind die Politiker unfähig, den Pyromanen Einhalt zu gebieten.

Wären Bankmanager aktive Gestalter von Veränderungen, hätten sie, anstatt marode US-Hypotheken zu kaufen, Wagniskapital in ausreichendem Umfang bereitgestellt. Im globalen Wettbewerb um die besten Innovationen kommt es darauf an, dass Banken denjenigen Geld leihen, die in der Lage sind, Arbeitsplätze zu schaffen, anstatt im allgemeinen Casino-Kapitalismus alles zu verzocken. Wenn nur eine Firma von hundert ein zweites Siemens wird, hat jede Bank eine höhere Rendite mit geringerem Risiko, als wenn man weltweit Schulden aufkauft, bei denen die Renditeversprechungen nie eingehalten werden können. Letztlich kommt es darauf an, dass alle Kunden verstehen, dass Arbeitsplätze durch Innovationen geschaffen werden. Banken, die nicht auf Innovationen setzen, weil sie Unternehmern die Kreditlinie sperren, haben in einer innovativen Wissensgesellschaft ihre Existenzberechtigung verloren.

Das Problem bei vielen Managern ist ihre Feigheit vor Innovationen. Anstatt Innovationsfeindlichkeit zu bestrafen, wird derartiges Handeln durch hohe Fusionsprämien auch noch belohnt. Im Grunde sollte es Strafen für Manager geben, wenn sie sich nicht mehr bewegen, wenn sie Probleme aussitzen und ihnen nichts mehr anderes einfällt, als sich massiv zu verschulden, um völlig unsinnige Übernahmen zu tätigen. Die Zunahme der Komplexität in der Wirtschaft erfordert deshalb auch, die gegenwärtigen Lenkungsprinzipien in Frage zu stellen. Nicht die Position, sondern die nachgewiesene Leistung, sollte die Aufenthaltsdauer eines Managers in einer Position bestimmen. Manager, deren Leistung nicht stimmt, müssen deshalb möglichst schnell von den Aufsichtsgremien ausgetauscht werden.

Das Paradebeispiel für Kapitalvernichtung durch Misswirtschaft bot über mehr als ein Jahrzehnt hinweg DaimlerChrysler, welches durch unsinnige Übernahmen und Beteiligungen (Chrysler und Mitsubishi) Milliardenbeträge vernichtet hat. Aber so lange Bankvorstände in Verwaltungsräten großer deutscher Konzerne sitzen und Megafusionen genehmigen können, werden Industrie-Manager vom Schlage eines Jürgen E. Schrempp immer zu spät ausgewechselt.

Das tiefer liegende Problem an diesem Skandal ist die Innovationskrise in den Führungsetagen der Wirtschaft. Statt auf Innovationen als Wachstumsmotor für Beschäftigung zu setzen, fallen einfallslosen Top-Managern in Kooperation mit Beratungsunternehmen meist nur Bilanzmanipulationen, Übernahmen und Personalabbau ein, um den Unternehmen ein künstliches Wachstum zu bescheren. Solange Sachverwalter in Vorstandspositionen oder Aufsichtsräten sitzen, die nur ihre persönlichen Einkommen maximieren und undemokratische Entscheidungsstrukturen, Planung und Bürokratismus in Unternehmen überwiegen, ist keine Wende hin zu einer stärkeren Innovationsrate zu erwarten.

Der Mittelstand benötigt Kapital

Den mehr als 3,3 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen stehen in Deutschland etwa 5.800 Großunternehmen gegenüber. Während den Großunternehmen das Geld von Banken nachgeworfen wird, hat der Mittelstand mit erheblichen Problemen bei der Kapitalbeschaffung zu kämpfen, und dies, obwohl knapp 70 Prozent der Arbeits- und rund 80 Prozent der Ausbildungsplätze in Deutschland vom Mittelstand geschaffen werden. Von Banken wird diese ökonomische Bedeutung aus reinem Profitstreben heraus verleugnet. Ohne Kredite können kleine und mittlere Unternehmen jedoch ihr Entwicklungs- und Innovationspotenzial nicht entfalten. Insbesondere beim Existenzerhalt des Mittelstandes kommt es auf eine ausreichende Liquidität an, da es immer wieder vorkommen kann, dass zahlungsunwillige oder zahlungsunfähige Schuldner ihre Rechnungen nicht bezahlen.

Damit Liquiditätsprobleme mit anschließender Insolvenz verhindert werden, sollte der Gesetzgeber hier einschreiten und ein Kündigungsverbot von Krediten einführen, bei denen der Erhalt von Arbeitsplätzen gefährdet ist. "Innovation statt Insolvenz" sollte die Maxime der Banken sein, da neue Arbeitsplätze, ganzheitlich betrachtet, auch den Banken Vorteile bringen. Wenn Banken nicht einspringen, sollte Bürgschaftsprogramme erweitert, der Aufbau von Venture Capital-Gesellschaften gefördert sowie Steuerstundungen bei drohender Insolvenz eingeräumt werden, damit die Träger der Beschäftigung nicht weiter benachteiligt werden. Gerade in einer Zeit des sich intensivierenden Wettbewerbs und höherer Auflagen benötigt der Mittelstand Rahmenbedingungen, die seine Expansion nicht behindern.

Unternehmensfinanzierung ohne Banken

Nachdem die Finanzkrise den Glauben an eine Welt mit hohen Renditen ohne Risiko zerstört hat, wäre es an der Zeit, dass sich Banken wieder darauf besinnen, Gewinne auch durch Innovationen erwirtschaften zu können. Es bleibt die Hoffnung, dass die Krise eine Chance für die Anlageklasse der Innovationsfinanzierung bietet. Nachdem in den letzten beiden Jahrzehnten durch Finanzakrobaten und Verpackungskünstler Rendite scheinbar nicht mehr viel mit Risiko zu tun hatte und ein riesiger Herdentrieb unter den Banken herrschte, dürfte sich künftig wieder die Warren Buffet-Erkenntnis durchsetzen, dass man nachhaltige Renditen nur durch die Schaffung von Werten erzielen kann.

Hätte man nur etwa zehn Prozent des Kapitals, welches im Rahmen der Weltwirtschaftskrise vernichtet wurde, in Forschung und Entwicklung von Technologiefirmen investiert, würde Deutschland vor einem neuen Wirtschaftsboom stehen. Von den rund drei Millionen Unternehmen in Deutschland schließen jedes Jahr etwa 600.000, das heißt, jedes fünfte Unternehmen verlässt den Markt. Von diesen wiederum gehen etwa 30.000 in Konkurs, sprich: fünf Prozent der den Markt verlassenden Unternehmen hatten akute Liquiditätsprobleme. Die Zahl, die gerade noch ohne Überschuldung die Kurve kriegte, aber kurz vor Liquiditätsproblemen stand, dürfte ebenfalls recht hoch sein. Hauptgründe für die Liquiditätsprobleme vieler Mittelständler sind, dass die Banken schon seit Jahren Kreditvergaben immer restriktiver handhaben, Kreditlinien plötzlich zurückführen oder diese ganz kündigen. Deshalb sollten sich Unternehmer systematisch auf den Tag X vorbereiten, wenn ihre Bank ihnen die Kreditlinie streicht. Die Wahrscheinlichkeit ist in der Tat recht hoch.

Die Deutsche Bank zeigte sich jahrelang als Mittelstandsfeind, indem sie diese Kundengruppe komplett aus ihren Filialen hinausekeln wollte. So stellt die Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer (ASU) fest, dass sich Mittelständler einer flächendeckenden Kreditverweigerung gegenübersehen. Mangelhafte Mittelstandsorientierung, schlechte Betreuungsqualität, schlechte Konditionen in der Firmenfinanzierung sowie fehlende Transparenz bei Kreditentscheidungen scheinen die herausragende Eigenschaft deutscher Großbanken zu sein.

Da Banken jungen Unternehmern immer weniger oder gar kein Risikokapital zur Verfügung stellen, verhindern diese die Gründung oder die Expansion von innovativen Unternehmen. Wie unsinnig die Kreditverweigerung der Banken ist, zeigt die Tatsache, dass die meisten Arbeitsplätze in der EU auf Betriebe mit weniger als 250 Mitarbeitern entfallen. Dies zeigt, dass wir zukünftig eigentlich keine Grossbanken sondern nur noch Transaktionsbanken benötigen, die für uns die Zahlungsabwicklung übernehmen. Die Finanzierung von Innovationen muss von Banken vorgenommen werden, die Verantwortung für die Gesellschaft als Ganzes übernehmen.

Die schweizerische WIR Bank

Bereits im Jahr 1934 wurde in der Schweiz die heutige WIR-Bank als Folge der Weltwirtschaftskrise gegründet. In Basel beschlossen 16 Geschäftsleute, in Zukunft untereinander bargeldlos zu handeln. Sie gründeten die WIR-Wirtschaftsring-Genossenschaft mit der Komplementärwährung WIR, die auf der Idee der Freigeldes von Silvio Gesell basiert.

Die WIR-Bank erhielt bereits im Jahr 1936 den Bankenstatus und ist mittlerweile eine gesamtschweizerische Mittelstandsbank, welches kleine und mittlere Unternehmen (KMU) fördern soll. Das WIR-System besteht aus der WIR-Verrechnung und den WIR-Krediten. Im Jahr 2005 hatte die im Umlauf befindliche WIR-Geldmenge (Währungskürzel CHW) etwa einen Gegenwert von 840 Millionen Schweizer Franken (Währungskürzel CHF).

Das WIR-System bietet den KMU über den WIR-Verrechnungsverkehr die Möglichkeit, ihre Betriebe besser auszulasten und so einen höheren Umsatz und damit auch mehr Gewinn zu erzielen. Das WIR-Geld wird nicht verzinst, denn es soll immer wieder rasch in Umlauf gebracht werden. Wer den WIR jedoch nicht eins zu eins zum schweizerischen Franken bewertet, fliegt aus der Gemeinschaft hinaus.

Der Erfolg dieses Systems zeigt sich daran, dass im Jahr 2006 über 60.000 Klein- und Mittelunternehmen, verteilt über die ganze Schweiz und auf alle Branchen, am WIR-Verrechnungsverkehr teilnahmen. An vielen Laden- oder Hoteleingängen in der Schweiz wird mit dem WIR-Signet darauf hingewiesen, dass hier Leistungen ganz oder teilweise auch in WIR-Geld bezahlt werden können. Die WIR-Bank hat im WIR-System eine ähnliche Geldschöpfungsfunktion wie die Schweizerische Nationalbank als Zentralbank des Schweizer Franken und kann somit selbst Geld schöpfen, wenn es benötigt wird. Da der WIR-Bank aus ihrer Geldschöpfung keine Kredit- beziehungsweise Refinanzierungskosten entstehen, kann sie ihre Kredite gegen besonders niedrige Zinssätze zur Verfügung stellen.

Gewinnbeteiligung für Mitarbeiter

Die schwedische Bank Svenska Handelsbanken beteiligt alle Angestellten in gleicher Höhe am Gewinn. Der Finanzdienstleister hat die variable Vergütung so geregelt, dass die Mitarbeiterbeteiligung über eine in den 1970er Jahren eigens dafür eingerichtete Stiftung ausbezahlt wird. An diese wird jährlich ein Wert ausgezahlt, der einem Drittel des in einem Jahr über den Branchendurchschnitt hinaus erwirtschafteten Return on Equity, multipliziert mit dem Eigenkapital, entspricht. Das Limit der so über die Stiftung an die Mitarbeiter ausgeschütteten Ergebnisbeteiligung liegt bei 25 Prozent der an die Aktionäre gezahlten Dividende.

Alle Mitarbeiter sind an diesem System beteiligt, wobei jeder einen gleichen Betrag, unabhängig von Grundgehalt und Position, erhält. Die Bonuszahlungen werden nicht als Gehalt vergütet, sondern in ein Pensionsschema auf Basis eines fondsbasierten Gewinnbeteiligungssystems einbezahlt. Will ein Mitarbeiter Auszahlungen tätigen, so geht dies erst, wenn er das Alter von 60 Jahren erreicht hat. Dies bindet die Mitarbeiter langfristig ans Unternehmen und verhindert ein zu kurzfristig orientiertes Shareholder Value-Denken.

Die variable Vergütung in Form einer Ergebnisbeteiligung bei Svenska Handelsbanken dient als Anerkennung und Belohnung für kollektive Anstrengung und Erfolg. Sie schafft eine hochgradige Transparenz, von der die Ackermänner in Frankfurt nur träumen können. In von Fairness geprägten Unternehmen sollte jeder Mitarbeiter nicht nur alle Finanzberichte des Unternehmens einsehen können, sondern auch jedermanns Gehalt. Hierdurch entsteht eine Selbstorganisation bei der Gehaltskontrolle, die verhindert, dass sich einzelne Manager systematisch auf Kosten aller anderen Mitarbeiter und der Eigenkapitalquote des Unternehmens bereichern. Ein zu ausuferndes Gehalt schränkt die zukünftigen Karrieremöglichkeiten eines Mitarbeiters innerhalb des Unternehmens ein. Wer dies weiß, wird nicht sich selbst versuchen zu optimieren, sondern das Unternehmen als Ganzes.

Mikrokredite für die Dritte Welt

Muhammed Yunus gründete 1983 die Grameen Bank in Bangladesch, die ohne Einkommenssicherheiten Kredite vergibt, um die Armut in der Bevölkerung zu lindern. Die Organisation bekam 2006 zusammen mit ihrem Gründer Muhammed Yunus den Friedensnobelpreis. Arme Menschen benötigen für ihren wirtschaftlichen Erfolg nur kleines Geld, um Materialien oder Rohstoffe für ihr Handwerk einzukaufen. Wenn jedoch Kredite von Geldverleihern nur zu Wucherzinsen erhältlich sind, können sie keinen Gewinn erwirtschaften.

Große Banken glauben bekanntlich nicht an Menschen, sondern sind dem Geld verfallen, weshalb sie Armen auch keine Kredite gewähren. Um die Kreditnehmer, die vorwiegend Frauen sind, an die Grameen Bank zu binden, machte Yunus diese zu Miteigentümern. Die Grameen Bank gehört somit den Kunden. Die Rückzahlquote der Bank liegt über 98 Prozent aller Kredite. Mikrokredite erlauben vielen Kreditnehmern ein besseres Leben und eine größere Unabhängigkeit. Die Bank befindet sich zu 94 Prozent im Besitz der Kunden und nur zu sechs Prozent im Besitz des Staates.

Im Oktober 2007 hatte die Grameen Bank nach eigenen Angaben 7,34 Millionen Kreditnehmer, wovon etwa 97 Prozent Frauen waren. Diese erweisen sich als bessere Managerinnen knapper Ressourcen als Männer. Bei der Grameen Bank herrscht das Vertrauen, das westliche Banken nicht haben. Angst und Misstrauen sind die vorherrschenden Charakterzüge der Bankmanger der westlichen Hemisphäre. Für diese sind Menschen Geld produzierende Maschinen und keine Unternehmer, die es zu fördern gilt. Bankmanager besitzen kein Bewusstsein dafür, andere Menschen glücklich zu machen, sondern lediglich dafür, wie man sie in Abhängigkeiten bringt.

Mit dem Misstrauen, das westliche Bankmanager streuen, schaffen sie nur noch mehr Misstrauen. Sie haben nicht verstanden, dass nur Vertrauen neues Vertrauen schafft. Westliche Banken haben mit ihrer Form der Globalisierung, des Verkaufens von Schulden, deren Herkunft niemand mehr kennt, sich für eine Ausweitung der weltweiten Armut entschieden. Yunus bezeichnet deshalb die Globalisierung als eine 100-spurige Autobahn ohne Autobahnpolizei. Im Rahmen dieses Prozesses findet Entwicklungshilfe ihren Weg selten zu den Armen, jedoch vorwiegend zu den Reichen dieser Länder. Banken beschäftigen sich am liebsten mit den Reichen, da für sie Arme nur lästiges Beiwerk sind. Je mehr Menschen für Yunus im Bonsai-Status der Armut verharren, desto effektiver kann von den Reichen verhindert werden, dass diese zu unabhängigen Unternehmern werden. Dass Armut hierbei die Aberkennung aller Menschenrechte ist, wird von den westlichen Bankiers bewusst in Kauf genommen.

Leonardo für Banker

Der Italiener Leonardo da Vinci, der von 1452 bis 1519 lebte, war nicht nur ein herausragender Künstler, sondern vor allem ein vielseitiger Wissenschaftler. Leonardo entwarf Garten- und Schlossanlagen, Kirchen, Festungen, Brücken und Kanäle. Auch auf dem Gebiet der Naturwissenschaften und der Mathematik sind von ihm herausragende Leistungen überliefert. So beschäftigte sich Leonardo mit der Zeitmessung, entwarf Sand- und Wasseruhren, Hubapparate sowie Kriegsgerät und Flugapparate. Eine Zeichnung Leonardos soll den Ingenieur Sikorski zur Entwicklung des modernen Hubschraubers angeregt haben. Darüber hinaus befasste sich Leonardo mit der belebten Natur. So sind von ihm auch Forschungen auf dem Gebiet der Anatomie, Botanik und Zoologie überliefert.

Im Grunde genommen war Leonardo der erste Bioniker, da er stets die Verbindung von Technik und Biologie suchte. Da Vinci hatte seine genialen Ideen in einer Zeit, in der die Geldmenge zusammengeschrumpft war und nur der Faktor Innovation einen Ausweg aus dem wirtschaftlichen Chaos bot.

Leonardo da Vinci, Selbstbildnis

Leonardo verkörpert all das, was Banker heute nicht verkörpern. Er hatte als Ingenieur eine Vorreiterrolle, ganz im Gegensatz zu den heutigen Bankmanagern, die sich nur noch als Sachverwalter der Vergangenheit betätigen und Innovationen systematisch verhindern, in dem sie selbst lieber im Spielcasino der Finanzmärkte agieren, anstatt kreativen Unternehmern Kredit zu geben. Da Vinci sah in der Natur einen Reichtum an Formen und kam so zu einem völlig neuen Blick der Welt.

Wir wünschen uns, dass durch die heutige Weltwirtschaftskrise Bankmanager lernen, die heutige Wissensökonomie neu zu begreifen. Da Vinci wusste, dass man die Natur nur richtig versteht, wenn man die richtigen Fragen stellt. Bankmanager sollten deshalb erkennen, dass man die Risiken der Finanzmärkte nur dann richtig verstehen kann, wenn man die Wechselwirkungen in der Ökonomie untersucht. Risk-Management, wie es heute betrieben wird, hat nichts mit dem Erkennen von Wechselwirkungen zu tun, eher mit dem Ausblenden der Realität.

Das Vermächtnis Leonardos ist es deshalb, dass sich Banken vor allem um die Steigerung der Innovationsraten kümmern, welche die Gesellschaft als Ganzes voranbringen, anstatt ständig Krisen zu erzeugen, die eine Vielzahl von Marktteilnehmern in die Sklaverei des Zinses treibt. Wenn der Schock einer Weltwirtschaftskrise nicht ausreicht, um die Kunden von Banken aus dem Dornröschenschlaf zu wecken, dann hat diese Gesellschaft keine Zukunft mehr. Doch dem ist längst nicht so.

Es wäre Zeit, dass jeder Bürger aufsteht, seine Konten bei jenen Banken kündigt, die Innovationen verhindern und sich damit nicht mehr fremd bestimmen lässt. Innovation ist die neue Währung des Post-Großbankenzeitalters. Die Welt braucht neue Lösungen und eine der aktuell innovativsten Lösungen wird es sein, Großbanken abzuschaffen. Wenn jeder Bankkunde sein Konto kündigt, werden sie überflüssig. Kaum jemand weiß, dass, wie der Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Solow herausfand, Innovationen für 80 Prozent des Wachstums einer Volkswirtschaft verantwortlich sind. Die Globalisierung der Silicon Valleys hin zu einer Vielzahl von Endo-Valleys der intelligenten Vernetzung unterschiedlicher Wissensgebiete führt zu einer neuen Art von Bank der Zukunft: der Wissensbank!

Die Bank der Zukunft

Im Zeitalter der Globalisierung intensiviert sich der weltweite Wettbewerb um Wissen und die besten Wissensarbeiter. Die Globalisierung der Märkte, das ansteigende Innovationstempo und der Trend zu Käufermärkten stellen alle Unternehmen vor die Herausforderung, die Umlaufgeschwindigkeit des Wissens zu steigern. Jedes für einen Prozess notwendige Wissen muss an der richtigen Stelle der Organisation zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Menge und Qualität zur Verfügung gestellt werden. Es geht in einer zukunftsorientierten Wissensgesellschaft um nichts Geringeres als um die Einrichtung von Wissensbanken, um Wissen jedermann kostenfrei zugänglich zu machen. Der Aufbau von Wissensbanken, die auf einer fraktalen Struktur beruhen, muss zum neuen Herz der Welt avancieren.

Dieses Herz schlägt nicht mit der Taktrate des Stillstandes, sondern mit der der innovativen Erneuerung. Wissensbanken haben eine umrührende Kraft, mit der sie den Menschen aus seiner Unmündigkeit befreien können. Die Kant’sche Aufklärung, die Flucht des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit, muss nach mehr als zwei Jahrhunderten ersetzt werden durch die Befreiung des Menschen. Die Menschen müssen aus der Diktatur der Großbanken fliehen und ihre Unmündigkeit ablegen. Die Erzeugung von Wissen ist die vornehmste Tätigkeit jedes Menschen. Neues Wissen ist ein Geschenk für alle.

Allgemeines Wissen hingegen als Eigentum zu betrachten, wird sich als Mord an der Zukunft erweisen. Die Menschen vom Wissen abzuschneiden, ist eine Übeltat, die Versklavung bedeutet. Den Gegenpol zum gehässigen Ausschluss und der Eliminierung von Wissenszugängen bilden Wissensbanken. Es gibt leider bisher noch keine Lehrstühle für Wissensbanken als Teil der Managementwissenschaft. Deshalb sollten diese sofort eingeführt werden. Das Land, welches Wissensbanken als erstes einrichtet, wird der Menschheit ein Geschenk besonderer Art machen, das die Freude der Befriedigung der Neugier in eine positive Kraft verwandelt.

Wissensbanken können das noch fehlende i-Tüpfelchen sein, um die Menschenrechte zu vervollständigen und erstmals in der Geschichte der Menschheit Wohlstand nicht nur für wenige, sondern für alle sicherzustellen. In Wissensbanken geht es nicht um das Kreisen von spekulativen Geldern, das bekanntlich ohne Energiezufuhr irgendwann abrupt zum Stillstand kommt. Wie Aktienmärkte, die durch kreisendes Spekulationskapital geprägt sind und ständige Injektionen in Form von jährlich fünf bis zehn Prozent erhöhten Geldmengen benötigen. Doch nicht die Erhöhung der Geldmengen, sondern die Zunahme des Wissens und damit der Innovationsraten ist die treibende Kraft hinter einem nachhaltigen Wachstum der Wirtschaft.

In erster Linie benötigen Innovationen die Förderung von Ideen, damit diese eine Autokatalyse der Wissenserzeugung hervorrufen können. Es gibt einen neuen Wissensmarkt. Jeder kann dort von seinem personalisierten Konto kostenlos Wissen abheben. Wissensbanken werden damit automatisch zum größten Dienstleister auf dem Planeten, denn an nichts besteht ein so großer Bedarf. Wenn die Menschen erkennen, dass nichts im Leben so interessant ist wie die Erzeugung von Innovationen aus Wissen, dann werden sie erkennen, dass Großbanken keine Überlebensberechtigung mehr haben, es sei denn, sie transformieren sich zu einer Bank dieses neuen Typus.

In Wissensbanken kann jeder kostenlos von überall aus auf Wissen zugreifen und seine informationellen Bedürfnisse stillen. Man wird jede Schul-, Universitäts- und Handwerksausbildung in Wissensbanken machen können und man wird alle medizinischen Informationen, juristische Hilfestellungen sowie alle Infrastruktur-Informationen dort erhalten können. Auch wird man sich bei Wissensbanken informieren können, auf welche Weise ein bestimmter Notstand, der irgendwo auf der Welt herrscht, am besten gelöst werden kann und welche Experten helfen können. Wissensbanken bilden damit auch die größte Selbsthilfegruppe der Welt.

Dipl.-Ing. Artur P. Schmidt studierte Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin. Für die Promotion entwickelte er ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bücher wie "Endo-Management" und "Der Wissensnavigator" sowie Wirtschaftsbücher wie "Wohlstand_fuer_alle.com" oder "Crashonomics" hervorgingen. Heute entwickelt der Wirtschaftskybernetiker Lenkungs-Cockpits und ist Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com sowie von Finanzportalen wie www.bankingcockpit.com und www.wallstreetcockpit.com.

Literatur