Die Verschwörungsindustrie

Wie "nine-eleven" in den USA von Linken und Rechten ausgeschlachtet wird - und wer davon profitiert

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Mehr als sieben Jahre nach „9/11“ sind immer mehr US-Bürger davon überzeugt, nicht die volle Wahrheit über die Anschläge zu kennen. Einer Umfrage aus dem Jahr 2006 zufolge glauben etwa 40 % der Amerikaner, dass Regierungsvertreter im Vorfeld von den Anschlägen wussten. Eine weitere Umfrage kam 2007 zu dem Ergebnis, dass etwa zwei Drittel der Amerikaner der Meinung sind, die Regierung Bush hätte versucht, Beweise, die der offiziellen Version widersprachen, zu vertuschen.

Vorab eine Bemerkung des Autors: Nachdem der Artikel „Die Verschwörungsindustrie“ von einigen Lesern heftig kritisiert wurde, möchte ich dazu kurz Stellung beziehen.

Zunächst erscheint es mir wichtig, die Kritiker darauf hinzuweisen, dass es nicht die Intention des Artikels gewesen ist, die Plausibilität der offiziellen Darstellung der Anschläge vom 11.09.2001 oder aber alternativer Theorien dazu zu bewerten. Dies wurde bei Telepolis bereits ausführlich erörtert.

Ebenso lag es nicht in meiner Absicht, unbequeme Fragen bezüglich der offiziellen Darstellung zu diskreditieren; ich verweise im Gegenteil ausdrücklich darauf, dass ich eine gesunde Skepsis gegenüber den offiziellen Verlautbarungen für angebracht halte. Jedoch besteht ein Unterschied zwischen gesunder Skepsis und Verschwörungstheorien, die als Fakt dargeboten werden.

Die Grundlage meines Artikels ist der Umstand, dass es Personen gibt, die aus finanziellen und ideologischen Gründen ein starkes Interesse daran haben, die Ereignisse des 11.09.2001, bzw. die Theorien zu deren Urheberschaft für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.

Wenn es in diesem Zusammenhang zu Missverständnissen gekommen ist, so bedauere ich dies.

Dieses große Maß an Misstrauen gegenüber den staatlichen Autoritäten ergibt zweifellos auch einen idealen Nährboden für Demagogen und Scharlatane jeglicher Couleur – welcher durch die unzureichende Aufklärung der Anschläge, und den dementsprechend lückenhaften offiziellen Abschlußbericht der Kommission zur Untersuchung der Anschläge vom 11.9.2001, eher noch vergrößert wird. Auch darf nicht vergessen werden: gerade in Krisenzeiten finden Verschwörungstheorien reißenden Absatz, denn die Menschen suchen stets nach einer Erklärung für schwer fassbare Ereignisse.

Dabei ist es normal, wenn Menschen ihren Befürchtungen Ausdruck verleihen, dem Treiben unbekannter, gesichtsloser Akteure ausgesetzt zu sein. Dies geschieht, wie der Historiker Rudolf Jaworksi meint, aus guten Gründen, denn der „Verdacht der Strippenzieherei [wird im] politischen Alltag laufend bestätigt“1. Beispielsweise sind weder die „Machenschaften [der] CIA“, anderer Geheimdienste, oder der Mafia, noch die „wachsende Macht“ internationaler Konzerne das Produkt menschlicher Phantasie2.

Doch zwischen einer wissenschaftlich beweisbaren Zentralsteuerungshypothese und einer Verschwörungstheorie besteht der Unterschied, dass letztere von gegen jeden Widerspruch immunisierten Personen „vertrieben“ wird. Ein Verschwörungstheoretiker tritt als „Anwalt einer hinters Licht geführten Öffentlichkeit“ auf, was an der Stelle zu einem Problem wird, an der er „Kontingenz und Zufall“ aus seinem Weltbild ausschließt, wenn er also „jede Störung der Ordnung“ als das Ergebnis „absichtsvollen Handelns“ versteht. Dies kann als genauso irrational angesehen werden, wie die gegenteilige Sichtweise, nach der „alles Ordnungshafte“ aus „Zufall und Kontingenz“ resultiert3.

Insofern ist ein Mensch, der die offizielle Darstellung der Anschläge vom 11.09.2001 mit einer gewissen Skepsis betrachtet, ohne sich jedoch im Besitz des Wissens um die „tatsächlichen“ Vorgänge und Hintergründe zu wähnen, kein Verschwörungstheoretiker. Doch auch auf ihn wartet inzwischen eine regelrechte „Industrie“ der Verschwörungen mit Theorien zu den Vorgängen um die Anschläge, die zumeist als „Fakt“ verkauft werden.

“Nine-eleven“ und die Suche nach der Wahrheit

Mit den „9/11-truthern“ bildete sich bereits Anfang des Jahres 2002 eine aus Vertretern verschiedenster politischer Lager bestehende Bewegung heraus, die anfangs durch ihre Zweifel an der offiziellen Lesart der Anschläge geeint wurde. Menschen, die Lücken oder Widersprüche in der offiziellen Darstellung der Ereignisse entdeckt hatten oder entdeckt zu haben glaubten, fanden dafür eine Erklärung: ein „cover-up“ fand statt, das verbergen sollte, dass Mitglieder der Regierung die Anschläge entweder bewusst haben geschehen lassen oder sogar direkt an den Planungen beteiligt waren.

Die Nutznießer der Verschwörung waren alsbald ausgemacht: Neokonservative Ideologen, die bereits vor den Anschlägen von der Notwendigkeit eines „neuen Pearl Harbor“ überzeugt waren, um daraus resultierend eine aggressivere Außen- und Verteidigungspolitik der USA einzuleiten. Dass die Tatsache dieser Überlegungen, sowie die unverzügliche Umsetzung ihrer Pläne nach „nine-eleven“ – immer gerechtfertigt durch die grauenhaften Anschläge – noch lange nicht bedeuten muss, dass neokonservative Strippenzieher die Anschläge auch zu verantworten haben, ist dabei eher vernachlässigt worden. Dies ist auch der Grund dafür, dass sich beispielsweise ein führender amerikanischer Linksintellektueller wie Noam Chomsky nicht an dieser Bewegung beteiligt

Noam Chomsky

Dabei schließt Chomsky die Möglichkeit eines „inside jobs“ nicht einmal kategorisch aus – hält sie aber für unwahrscheinlich, womit er sich bei den Anhängern von Verschwörungstheorien nicht gerade beliebt gemacht hat. Gerade liberale, bzw. linke Regierungskritiker propagieren in großem Umfang Theorien, nach denen „nine-eleven“ beispielsweise ein Werk der US-Ölindustrie und des militärisch-industriellen Komplexes war, um den Vereinigten Staaten in der Folge den Zugriff auf die Ölvorräte des Nahen und Mittleren Ostens zu sichern – und um dabei Milliarden an Dollar zu verdienen.

Generell sind im linken politischen Spektrum Verschwörungstheorien zu finden, die auf der Kritik an der Globalisierung fußen, welche Macht und Einfluss internationaler Unternehmen vergrößert, als deren verlängerter Arm das Pentagon gilt. Doch auch Kräfte aus dem rechten politischen Lager mischen an dieser Stelle gerne mit, um dies für ihre Zwecke zu nutzen. Auch die globalisierungskritische Organisation Attac hatte bereits das Problem der Infiltration durch Rechtsextremisten zu verzeichnen, die auf diese Weise von den Ängsten der Bevölkerung profitieren wollen und sich so auch politische Legitimation zu verschaffen versuchen.

Ähnliches geschieht auch mit den „9/11-truthern“, deren interne Differenzen zur Gründung einer Fülle verschiedener Organisationen führten – eine ideale Voraussetzung für „Trittbrettfahrer“. Ein Beispiel für eine fragwürdige Verbindung zwischen linken und rechten „truthern“ ist die so genannte Stern Intel Memo , die vom rechten „American Patriots Friends Network“, einer Seite, die der US-Milizbewegung nahe steht, ausging und besagte, es gäbe eine Verbindung zwischen den Anschlägen und dem israelischen Nachrichtendienst Mossad.

Diese Information wurde, nach Recherchen von „Public Eye“, einem Magazin des Institutes „Political Research Associates“, vom linken „Eco News Service“ aufgegriffen, weiterverbreitet und landete schließlich auf der Seite des Briten David Icke, der mit antisemitischen Verschwörungstheorien wiederum Vorlagen für die extreme Rechte liefert.

Auch auf der Seite der Hauptorganisation der amerikanischen „truther“, 9/11truth.org, werden Publikationen der amerikanischen Rechten zitiert oder als Belege genutzt, wie in diesem Artikel , in dem aus dem Magazin „The New American“, einer Publikation der „John Birch Society“, zitiert wird. Die „John Birch Society“ (JBS) ist zwar noch nicht als rechtsextrem einzustufen, fungiert jedoch mit den von ihr propagierten Verschwörungstheorien von „säkularen Humanisten“, die eine sozialistisch geprägte „Neue Weltordnung“ (NWO) erschaffen wollen, als ein Bindeglied zwischen traditionellen Konservativen und dem ebenfalls als konservativ einzustufenden Teil der amerikanischen Neo-Milizen4.

Der Verschwörungs-Makler

Alex Jones

Und dann gibt es da Alex Jones. Der Radio-Moderator ist Pate eines ausgedehnten Netzwerkes von Websites und Produzent einer Reihe von Filmen über Machtmissbrauch, die Aushöhlung von Bürgerrechten, negative Folgen der Globalisierung und inszenierten Terror. Spätestens mit dem Auftritt des Schauspielers Charlie Sheen in seiner Show, und dessen nachfolgenden Auftritten in landesweiten Programmen wie CNN Showbiz Tonight, erlangte Jones mit seinen Theorien vom „inside job“ landesweite Bekanntheit in den USA. Für nicht wenige gilt er als der „Großvater“ der "9/11 truther".

Ein Grund für seinen Erfolg dürfte in seiner Selbstdarstellung liegen: nicht erst seit „nine-eleven“ tritt der bekennende „traditionelle Konservative“ als Verteidiger der US-Verfassung auf, der betont, es gehe nicht um „links oder rechts“, sondern um "wahr oder falsch". Auf diese Weise spricht er, insbesondere seit den Anschlägen vom 11.9.2001, mit seiner Kritik an US-Regierung, transnationalen Konzernen und Banken, sowie an UNO und NATO, Menschen aus den verschiedensten politischen Lagern an.

America: Destroyed by Design

Doch sollte man genau hinhören: In seinem ersten Film, America: Destroyed by Design, der im Jahr 1998 entstand, sprach Jones von Verrat und vom „absichtlichen“ Verlust der nationalen Souveränität der USA, sowie von US-Politikern, die auf der Gehaltsliste „europäischer Banken“ stünden. Auch führt er bspw. die Ausweisung amerikanischer Naturparks als Biosphärenreservate durch die UNESCO als Beweis für die Unterminierung der staatlichen Souveränität an – die Voraussetzung für die Errichtung der „New World Order“5.

Kein Wunder, denn Alex Jones bedient sich der Informationsquelle „The New American“, wie zu Beginn des genannten Film ersichtlich wird. Jahre später erklärte er bei einem Interview mit dem Präsidenten der JBS, John McManus:

Ich möchte mit euch Jungs zusammenarbeiten, um euch wachsen zu sehen

Mehr noch: Jones, der in seinen Filmen und auf seinen Internet-Seiten gerne die Teilnehmer der „Bilderberg“-Konferenz (siehe dazu auch: Keine Angst vor den globalen Eliten) als Drahtzieher der Verschwörung zur Errichtung der sozialistischen „Neuen Weltordnung“ präsentiert, nutzt auch noch wesentlich fragwürdigere Informationsquellen. Beispielsweise wird auf seinen Internetseiten häufig das Magazin „American Free Press“ zitiert, dessen vormaligen Autor Christopher Bollyn er auch interviewte.

Rechtsextreme Verbindungen

Sowohl die „Anti-Defamation-League“ (ADL) als auch das Southern Poverty Law Center , zwei Institutionen, die sich intensiv mit dem Phänomen der „hate crimes“ in den USA beschäftigen, stufen das vom Holocaust-Leugner Willis Carto gegründete Magazin „American Free Press“ als antisemitisch, bzw. als „hate group“ ein.

AFP Interviews Willis Carto

Sowohl der von Jones als „respektierter Journalist und Forscher“ vorgestellte Bollyn, wie auch Carto haben Verbindungen zu David Duke, einer „zentrale[n] Figur innerhalb der extremen amerikanischen Rechten“6 und Gründer der „Knights of the Ku Klux Klan“.

Darüber hinaus war die von Carto gegründete „Liberty Lobby“, ähnlich wie die bereits erwähnte „John Birch Society“, ein Bindeglied zu den, seit den 1990er Jahren stark expandierenden, amerikanischen Neo-Milizen. Im Gegensatz zur JBS hingegen verband die Liberty Lobby offen rassistische und antisemitische Organisationen mit den politisch entsprechend positionierten Milizen.

Thomas Grumke konstatiert in seinem Buch „Rechtsextremismus in den USA“, dass etwa ein Fünftel der existierenden Neo-Milizen als rechtsextrem eingestuft werden kann7. Ein großer Teil der Milizen bezeichnet sich selbst als „wertkonservativ“ und „ultra-patriotisch“ und ist nicht zwangsläufig rassistisch oder antisemitisch eingestellt, doch die Übergänge sind fließend.

Nicht wenige Neo-Milizen sind von Rechtsextremisten der „Aryan Nations“ und der „National Alliance“ unterwandert, respektive mit ihnen verbunden, wie beispielsweise die „Militia of Montana“ (MOM). Auch rassistische „Christian Patriots“8 wie die „Freemen“, für die Afroamerikaner „Tiere“ und Juden „Kinder Satans“ sind, und andere Splittergruppen der unübersichtlichen rechtsextremen Szene in den USA sickern seit Mitte der 1990er Jahre in die Milizen ein.

Das Bindeglied zwischen Miliz-Mitgliedern und rechtsextremen Gruppen stellt die zugrunde liegende Ideologie dar. So unterschiedlich die Details dieser Ideologie(n) sein mögen, so verbindend sind ihre Gemeinsamkeiten, wie Thomas Grumke festhält:

  • Ein obsessives Misstrauen gegen die Bundesregierung;
  • Der Glaube an – oftmals antisemitisch und immer [regierungsfeindlich] geprägte –[Verschwörungstheorien] („New World Order“);
  • Tiefsitzender Hass und Misstrauen gegen Bundesbeamte, die als ‚verlängerter Arm der Tyrannei’ gesehen werden;
  • Die Ansicht, dass die amerikanische Verfassung von Washingtoner Bürokraten zunehmend zu Lasten ‚weißer christlicher Patrioten’ außer Kraft gesetzt wird9.

“Join, or die“

In diesem Milieu fallen die Theorien des Alex Jones auf sehr fruchtbaren Boden, wie auch dieses Video zeigt, in dem Jones Ratschläge zum Thema Miliz-Zugehörigkeit erteilt. Auch Jones’ Position zur Waco-Belagerung 1993, bei der mehr als 80 Mitglieder der Sekte der „Branch Davidians“ im Zuge der Erstürmung des Sektengeländes durch Bundesbehörden starben, steht im Einklang mit der Haltung der meisten Milizen: Jones propagiert die Theorie eines bewussten und völlig unnötigen Blutbades durch die Regierung - eine Meinung, die bereits 1993 durch die Anwältin und selbsternannte „Acting Adjutant General“ der „Unorganized Militia of the United States“10, Linda Thompson, in einem Video verbreitet wurde

9/11-The Road To Tyranny

Als zwei Jahre später eine Bombe das „Alfred P. Murrah Federal Building“ in Oklahoma City zerstörte und 168 Menschen tötete, geschah dies am zweiten Jahrestag des Dramas von Waco. Obgleich die Beweise gegen den Täter Timothy McVeigh erdrückend waren, ist Jones auch hier der Meinung, es handele sich um eine „false-flag“- Operation der Regierung. In seiner Dokumentation 9/11-The Road To Tyranny behauptet er unter anderem, seismologische Untersuchungen hätten ergeben, dass es zwei Detonationen gegeben habe.

Laut Jones beweist dies, dass die Handlanger der „New World Order“ den Anschlag zu verantworten hätten, um ihn dann den letzten Patrioten – also den Milizen, in die Schuhe zu schieben. Auch hier kann Jones sich der Zustimmung der Miliz-Bewegung sicher sein11.

Die Nutznießer von „nine-eleven“

Die „Verschwörungsindustrie“, wie sie auch von Noam Chomsky genannt wird, hat Produkte für jedermann im Angebot. Die Bewegung der „9/11-truther“ ist so heterogen, wie es die USA selbst sind. Wer annimmt, dass es vornehmlich Mitglieder der linken, globalisierungskritischen Bewegung sind, die hinter „nine-eleven“ einen „inside job“ vermuten und dagegen lautstark demonstrieren, der irrt: Von Organisationen aus der Milizbewegung, bis hin zu den bizarrsten Erscheinungsformen des US-Rechtsextremismus wie den „Aryan Nations“ oder dem „Creativity Movement“, sind es eben auch die Kräfte in der rechten Hälfte des politischen Spektrums, welche die Unsicherheit der amerikanischen Bevölkerung gegenüber den Verlautbarungen der eigenen Regierung für ihre politischen und finanziellen Ziele auszunutzen versuchen.

Nicht dass es abwegig wäre, die Verlautbarungen offizieller Stellen zu hinterfragen und mit einer gewissen Skepsis zu betrachten, auch waren Verschwörungen schon immer Teil der menschlichen Geschichte. Doch Menschen möchten plausible Erklärungen für Ereignisse wie die Anschläge vom 11.09.2001. Der Gedanke daran, dass Inkompetenz, Kommunikationsprobleme und eine Unzahl weiterer kleiner Fehler, Pannen und Zufälle dazu geführt haben könnten, dass 19 Männer mit Teppichmessern „Gods Own Country“ derartig getroffen haben, ist vor allem für viele Amerikaner unvorstellbar.

Die Verschwörungstheorien um „nine-eleven“ haben eines gemeinsam: sie können ein „Gewerbe“, wie auch ein Rekrutierungsinstrument darstellen, mit denen Menschen ein bestimmtes Weltbild näher gebracht wird. Es stellt sich die Frage nach dem Gefahrenpotential dieser Gruppen am Rand der Gesellschaft. Schaut man sich die links- wie die rechtsextreme Szene in den USA an, ist es sehr eindeutig, von wem die größere Gefahr ausgeht. Unzählige Morde durch Rechtsextremisten, Gewalttaten von „The Order“, die Philosophie von Bewegungen wie „Posse Comitatus“, terroristische Akte im Stil eines Timothy McVeigh, sowie die schiere Anzahl und Bewaffnung amerikanischer Rechtsextremisten sprechen eine deutliche Sprache.

Gerade die Bewegung der „Neo-Milizen“ ist in diesem Kontext von Bedeutung. Der US-Senat verglich sie in einer Anhörung mit Blick auf ihre Rekrutierungsmöglichkeiten mit einem Trichter12. Am oberen Ende geht es unter anderem um Waffenkontrolle und die „Diktatur“ der Bundesregierung. Je weiter man aber nach unten vordringt, um so mehr geht es um Freimaurer, Bilderberger, internationale Banker und schließlich auch um „die Juden“. Ein Mann wie Alex Jones – der kein Antisemit ist – und seine Verschwörungstheorien um „nine-eleven“ dienen in diesem Zusammenhang letztendlich als eine Art „message force multiplier“ für das „Militia Movement“.