Iran hält Militante zurück

Die iranische Führung scheint im Gaza-Krieg auf Politik und Rhetorik zu setzen

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Iran verurteilt scharf den Krieg Israels gegen den Haza-Streifen und versucht, die übrigen arabischen Staaten gegen Israel zu vereinen. So forderte die iranische Regierung die islamischen Länder ein, wegen des Krieges die Öllieferungen einzustellen. Doch der saudische Außenminister Prinz Saud Al-Faisal wies schon einmal die Forderung zurück, da die Ölproduzenten die Einnahmen aus den Verkäufen benötigten und Öl keine Waffe sei.

Auch die irakische Regierung kritisiert die israelische Militäroffensive. Der irakische Regierungschef Nouri al-Malik forderte die arabischen Staaten, die diplomatischen Beziehungen mit Israel einzustellen. Der einflussreiche und militante schiitische Milizenführer as-Sadr geht allerdings weiter. Wie die Hisbollah und Iran geißelt auch er das Schweigen der arabischen Regierungen und ruft allerdings den "irakischen Widerstand" dazu auf, "Racheanschläge gegen den großen Komplizen des zionistischen Feindes" auszuführen.

Die iranische Führung will aber wohl keine offene Konfrontation riskieren, setzt auf eine gemeinsame Aktion mit anderen muslimischen Staaten, und hält vermutlich auch die Hisbollah zurück, die bekundete, gestern nicht die Raketen auf Israel vom Libanon aus abgefeuert zu haben. Allerdings sieht man in Israel dahinter die Hisbolah und damit letztlich auch den Iran. Israel wäre möglich die Eröffnung einer zweiten Front im Norden gar nicht unrecht, weil damit Iran, die primäre Bedrohung, ins Blickfeld rücken würde. Vermutlich ist auch deswegen die iransiche Führung besonders vorsichtig, um nicht in diese Falle zu tappen.

Das geistliche Oberhaupt Irans, Ayatollah Ali Khamenei, sagte zwar, dass Iran die Hamas unterstützen werde und er hatte nach dem Beginn der Kriegs alle Gläubigen aufgefordert, den Palästinensern beizustehen, aber er jetzt wies das Ansinnen einer radikalen iranischen Gruppe zurück, Freiwillige aus dem Land und gegen Israel Angriffe ausführen zu lassen. Ende Dezember hatte die Vereinigung kämpferischer Geistlicher Freiwillige aufgerufen, sich für den "militärischen, finanziellen oder propagandistischen" Kampf gegen Israel zu melden.

Dawud Ahmadinedschad, der Bruder des iranischen Präsidenten, zog den Unmut iranischer Militanter der Organisation Basidsch oder Basiji auf sich, als er diese am Flugplatz Mehrabad besuchte und ihnen verkündete, dass sie auch nach einem sechstägigen Sit-in nicht außer Landes nach Gaza reisen dürften. Die zu den Revolutionären Garden gehörde Miliz war bekannt und berüchtigt geworden, weil sie im iranisch-irakischen Krieg Kinder und Jugendliche als "menschliche Wellen" gegen irakische Stellungen anrennen ließ, wobei Tausende starben. Chamenei war damals Oberbefehlshaber der iranischen Streitkräfte.

Die Basidsch hatten eine Belohnung von einer Million für denjenigen ausgesetzt, der den ägyptischen Präsidenten Mubarak ermordet, weil Ägypten den Grenzübergang Rafah blockiert, so dass die Menschen aus Gaza nicht nach Ägypten fliehen können. Dawud Ahmadinedschad und der Pressesprecher des iranischen Präsidenten waren mit einem Brief von Mohammad Ali Dschafari, dem Kommandeur der Revolutionären Garden, zu der Gruppe gekommen, in dem dieser die Basidsch nur zu einem "geistigen und politischen Dschihad" gegen den Feind aufruft. Auch Dawud sagte: "Wir müssen geistige Unterstützung für die Menschen in Gaza leisten, ihr habt das sehr gut gemacht. Aber wenn ihr denkt, dass ihr nach Palästina geschickt werden müsst, dann könnte ihr die Regierung dazu nicht zwingen."

Kalhor schlug vor, dass Freiwillige, die zum Sterben bereit seien, wenn sie vom israelischen Militär angegriffen werden, "mit einer einfachen Fahrkarte" auf kleinen Schiffen Lebensmittel und Medizin nach Gaza bringen sollten. Unter Protest lösten die Basidsch dann offenbar das Sit-in auf. Dschafri selbst prophezeite gestern das Scheitern Israels im Gaza-Streifen und betonte wieder, dass die Palästinenser keine militärische Hilfe von anderen Ländern benötigten. Es seien mutige und starke Menschen, die ihr Land mit ihren Waffen und selbstgebauten Raketen verteidigen könnten.