Better Place für deutsche E-Autos

Nach Projekten von Australien bis Hawaii will Shai Agassi mit seinem Unternehmen Better Place ein deutsches Netz von Lade- und Akkuwechselstationen aufbauen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

"Gute Chancen für einen Start" verkündet Rolf Schumann, Projektleiter für Deutschland und Europa, gegenüber dem Handelsblatt. Wenn Better Place in Deutschland starte, dann werde es um ein flächendeckendes Netz gehen. Auch in anderen europäischen Ländern will sein Unternehmen schon bald vertreten sein und Elektrofahrzeuge unter Strom setzen.

Im Gespräch sei man auch mit deutschen Autoherstellern, die reihenweise Elektrofahrzeuge ankündigen, die nach den ersten Kleinserien schon ab 2012 in Großserien kommen sollen. Besonders rasant will Daimler durchstarten mit vollelektrischen Smarts sowie Elektroautos, die auf A-Klasse und B-Klasse basieren. Better Place setzte jedoch bei seinen bisherigen Projekten in Dänemark, Israel, Australien, Kalifornien, Ontario und Hawaii auf Fahrzeuge des Partners Renault-Nissan.

Es bleibt daher abzuwarten, wie begeistert oder auch nicht die deutschen Hersteller auf Agassis Vernetzungspläne reagieren werden. Zwar träumen auch sie davon, mit dem Elektroauto aus der Krise zu fahren. Doch sie wollen erstens ihre eigenen Fahrzeuge verkaufen und streben darüber hinaus auch selbst in das erwartete große Geschäft mit den Akkus für E-Autos. So sicherte sich Daimler eine 49-prozentige Beteiligung am sächsischen Unternehmen Li-Tec, das zum Evonik-Konzern gehört. Lithium-Ionen-Akkus für die E-Smarts liefert Tesla Motors, ein für seine Elektro-Sportwagen bekannter kalifornischer Hersteller. Volkswagen verbündete sich mit dem japanischen Akkuhersteller Sanyo.

Nur den größten Zulieferer der Autoindustrie scheinen die E-Auto-Pläne so kalt erwischt zu haben, dass seine Manager lieber nicht öffentlich darüber reden wollen. So klagte Bernd Bohr, Kraftfahrzeug-Chef von Bosch: "Die aktuelle Elektrofahrzeug-Euphorie ist schädlich für den Markt."

Schumann gesteht Widerstände aus der Autoindustrie ein: "Die Batterie wird als primäres Differenzierungsmerkmal der künftigen Elektrofahrzeuge angesehen und so sehen viele Hersteller in uns zunächst einen Wettbewerber. Aber das ist ein altes Denken, das den alten Strukturen verhaftet ist. Wir sind sicher, dass auch die Autobatterie langfristig nicht ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal für die Hersteller sein wird, sondern lediglich der intelligente Einsatz der Stromquelle."

Aloa für das Elektroauto

Das bislang größte Projekt stellte Better Place, erst 2007 mit 200 Millionen US-Dollar Wagniskapital gegründet, Ende 2008 für Hawaii mit offizieller Unterstützung des 50. US-Staats vor. Mit einem Investitionsvolumen von bis zu 100 Millionen US-Dollar soll dort zusammen mit Hawaiian Electric Co. ein Netz von 70.000 bis 100.000 Lade- und Akkuwechselstationen geschaffen werden. Schon in eineinhalb Jahren sollen die ersten Elektrofahrzeuge dort Strom zapfen oder auf längerer Strecke einfach die Akkus tauschen können.

Agassis Initiative fällt in Hawaii auf besonders fruchtbaren Boden, da die Inselkette ihre Abhängigkeit vom Erdöl mit jährlich sieben Milliarden US-Dollar teuer bezahlt und sich gute Chancen ausrechnet, sie durch den Einsatz erneuerbarer Energien stark zu verringern. Erklärtes Ziel des Staates ist ein Anteil von 70 Prozent "sauberer Energie", die dann auch für den umweltfreundlichen Betrieb einer Flotte von E-Autos zu nutzen wäre.

Die Inselkette sei besonders geeignet für ein solches Mega-Umweltprojekt durch den "direkten Zugang zu erneuerbaren Energien wie Sonne, Wind, Welle, Geothermie". Shai Agassi, Unternehmensgründer aus dem Silicon Valley und arriviert bis zum Vorstandsmitglied von SAP, erklärte Hawaii daher gleich zum idealen Ort, um "ein Beispiel für die gesamten USA zu setzen".

Für sein eigenes Geschäftsmodell, wie er es auch in einem möglichen deutschen Netz umsetzen will, hat er ebenfalls ein Beispiel parat. Er gibt gerne zu, von den Mobilfunkbetreibern inspiriert zu sein, und nennt deshalb seine Firma sogar gerne Vodacar. Better Place versorge Fahrzeuge mit Strom in ähnlicher Weise, wie Mobiltelefone den Zugang zum Funknetz erhalten. Anstelle von Minutenkontingenten soll es Kilometerkontingente geben, für die das Netz von Lade- und Akkutauschstationen verfügbar ist. Selbst das subventionierte Handy findet sein Gegenstück in einem von Better Place günstig zu erwerbenden Elektroauto, während die Wechselakkus Eigentum von Better Place bleiben.