Die Einen zerstören, die Anderen sollen es wieder richten

Der UN-Generalsekretär hat die Weltgemeinschaft um mehr als 600 Millionen US-Dollar gebeten, um die schlimmsten Folgen des Kriegs im Gaza-Streifen zu beseitigen

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Nach dem Krieg von 22 Tagen, den Israel gegen Ziele der Hamas im Gazastreifen geführt und dabei große Schäden angerichtet hat, rief nun UN-Generalsekretär Ban Ki-moon auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos die Weltgemeinschaft dazu auf, Geld bereitzustellen, um die 1,4 Millionen Palästinenser mit dem Notwendigsten zu versorgen.

613 Millionen US-Dollar seien notwendig, um die Menschen mit Lebensmitteln, sauberem Trinkwasser und Unterkünften zu versorgen, dringende Probleme wie die Beseitigung des Abwassers zu lösen oder den Schulunterricht für die Kinder und die medizinische Versorgung sicherzustellen. Zudem müssten die Trümmer der zerstörten Häuser und nicht explodierte Munition beseitig und psychologische Hilfe für die Opfer bereitgestellt werden. Nach Angaben der UN sind 1.300 Palästinenser getötet und mehr als 5.300 verletzt worden, 34 Prozent davon Kinder. Geld allein wird sowieso nicht helfen. Was in 22 Tagen angerichtet wurde, wird möglicherweise Generationen lang seine Spuren hinterlassen.

Die Gesamtkosten des Wiederaufbaus dürften weit höher als diese Soforthilfe liegen und in die Milliarden gehen. Der Zivilbevölkerung, die den Krieg über sich ergehen lassen musste und zwischen der israelischen Armee und den Hamas eingesperrt war, muss geholfen werden. Das versteht sich von selbst, schon allein aus dem Grund, weil die Welt dem Krieg tatenlos zugesehen hat, auch wenn sie ihn nicht gebilligt hat. Ohne auf die Schuldfrage einzugehen, die vermutlich nicht im Hinblick auf eine Seite gelöst werden kann, wäre aber doch die Frage, ob die Kriegsparteien – und die sie jeweils unterstützenden Länder – nicht eigentlich verpflichtet werden, zumindest für den Schaden, den sie angerichtet haben, auch aufzukommen. Anklagen wegen Kriegs- und Menschenrechtsverbrechen gegen israelische Militärs und Hamas-Kämpfer wären davon ganz unbenommen.

So erinnert die im Sinne der betroffenen Menschen ganz berechtigte und notwendige Forderung nach schneller Hilfe ein wenig an die Finanzkrise, in der auch die Allgemeinheit für die Verluste einstehen soll, die andere aus eigenem Interesse heraus begangen haben. Das mag nicht anders gehen und vielleicht auch langfristig zum Besten der Allgemeinheit oder der Weltbevölkerung sein, aber zum Automatismus darf beides nicht werden – schon allein um der Menschen willen, die im Krieg und in der Finanzkrise zwischen die Räder geraten.