Wahrscheinlich gibt es keinen Gott

Hunderte von Bussen fahren in den britischen Städten mit der Aufschrift: "Es gibt wahrscheinlich keinen Gott." Bild: Atheistic Campaign

Eine atheistische Kampagne breitet sich aus und führt zu Gegenkampagnen von religiösen Gruppen

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In den Straßen von London wird der Streit zwischen Atheisten und Gläubigen derzeit mit Anzeigen ausgetragen, die auf Bussen angebracht sind. Begonnen hatte dies letztes Jahr, als Jesus Aid Werbeflächen auf Bussen mietete, um Bibelsprüche und eine URL anzubringen. Auf der Website wurde dann denen, die die Botschaft von Jesus nicht annehmen, mit der ewigen Verdammnis in der Hölle gedroht.

Die Kampagne war Ariane Sherine unangenehm aufgefallen. Sie schrieb im Guardian einen Kommentar, der auf die Aufmerksamkeit von Jon Worth stieß. Worth startete daraufhin einen Spendenaufruf und konnte die British Humanist Association und vor allem den bekannten und provokativ für den Atheismus eintretenden Evolutionstheoretiker Richard Dawkins gewinnen, um Geld für eine Gegenkampagne zu sammeln. Als Text wurde vorgeschlagen: "There's probably no God. Now stop worrying and enjoy your life." (Es gibt wahrscheinlich keinen Gott. Höre jetzt auf, dich zu sorgen und genieße dein Leben.")

Der Aufruf hatte überraschend großen Erfolg und erhielt den richtigen Schwung durch einen Kommentar im konservativen Telegraph, der sich über die Kampagne und Dawkins lustig machte.. Es wurden 135.000 Pfund gestiftet, was für Plakate auf 800 Bussen in fast ganz Großbritannien anstatt der zunächst geplanten 30 Busse reichte.

Richard Dawkins beim Start der Kampagne. Bild: Atheist Campaign

Ab Anfang Januar fuhren dann alleine in London 200 Busse mit dem Spruch und der URL der Kampagnenwebsite, auf der die "positive Antwort" auf die drohende christliche Botschaft von Jesus Aid zu lesen ist. In Schottland sind die Busse allerdings schon dünn gesät, in Nordirland fahren noch keine. Mittlerweile finden sich auch Plakate in der U-Bahn Londons.

In der U-Bahn mit einem Zitat von Douglas Adams. Bild: Atheistic Campaign

Auch in Barcelona und Madrid hat die Unión de Ateos y Librepensadores Busse mit dem Slogan versehen. In Washington fahren bereits Busse mit der etwas anders lautenden Parole: "Why believe in a god? Just be goog for goodness' sake".

Bild: Bus Ateo

In Großbritannien wurde die atheistische Kampagne auch von kirchlicher Seite begrüßt, weil damit angestoßen werde, um Religion nachzudenken. Allerdings gab es auch Kritiker, die die Kampagne als blasphemisch verdammten und Einspruch vor der Advertising Standards Authority erhoben. Über 300 Beschwerden gingen dort ein. Die Behörde wies aber die Klage ab, da mit dem Wort "wahrscheinlich" die Regeln nicht verletzt werden und keine unhaltbare Aussage gemacht wird. Dawkins besteht auch darauf, um sich von Gläubigen abzugrenzen. Wenn man sagen würde, es gibt keinen Gott, dann bezieht man eine religiöse Position, während Atheisten vernünftig argumentieren und eine Existenz Gottes zwar für unwahrscheinlich halten, aber nicht ganz ausschließen können.

Kampagne in Washington. Bild: American Humanist Organistaion

In Italien wurde eine ähnliche Kampagne mit dem Slogan: "Die schlechte Nachricht ist, dass es keinen Gott gibt. Die gute nachricht ist, dass du ihn nicht brauchst" verboten. In Kanada kam genug Geld zusammen und wurde die Kampagne genehmigt, so dass auch hier bald die ersten Bussein Calgary und Toronto fahren werden. In Halifax stoßen die Atheisten aber noch auf Schwierigkeiten.

In Großbritannien haben nun die Christian Party, die Trinitarian Bible Society und die Russian Orthodox Church wiederum eine Gegenkampagne gestartet, die ab Montag auf 175 Bussen ihre Slogans der Öffentlichkeit präsentieren. Die Christian Party verkündet: "There definitely is a God. So join the Christian Party and enjoy your life."

Die russisch-orthodoxe Kirche geht mit dem Slogan: "There IS a God, BELIEVE. Don't worry and enjoy your life" auf die Straße, während die Trinitarian Bible Society ein Zitat aus dem Psalm 53 ausgesucht hat: "The fool hath said in his heart, there is no God" Liest man aber weiter, dann geht es auch gut zur Sache mit der Drohung: "Die Toren sprechen in ihrem Herzen: Es ist kein Gott. Sie taugen nichts und sind ein Greuel worden in ihrem bösen Wesen. Da ist keiner, der Gutes tut."

Im Papstland Deutschland schaut man vielleicht neugierig nach Großbritannien oder Spanien, wundert sich über Italien und findet das wahrscheinlich gar nicht so aufregend.