Chips in Euro-Scheinen

Die Europäische Zentralbank überlegt, in Euro-Scheine Transponder zu integrieren, um Fälschungen zu erschweren und die Geldzirkulation besser kontrollieren zu können

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Für die Sicherheit wird viel getan - und es wird auch viel akzeptiert, auch wenn der Sinn der Maßnahmen zweifelhaft ist. Mehr Sicherheit aber heißt meist auch mehr Kontrolle, die nicht nur etwaige Übeltäter betrifft, sondern auch diejenigen, die vor diesen geschützt werden sollen. Mit der Informationsgesellschaft steigt zwar nicht unbedingt die Sicherheit an, wohl aber explodieren die Überwachungsmöglichkeiten, die dank dem 11.9. von den Regierungen und Sicherheitsbehörden auch leichter politisch umgesetzt und finanziert werden können. In der Europäischen Zentralbank (EZB) denkt man offenbar daran, zum besseren Schutz der Euroscheine vor Fälschungen diese ab 2005 mit Transpondern auszustatten. Damit ließen sich Blüten mit den entsprechenden Lesegeräten vermutlich gut erkennen, aber auch der Weg der Geldscheine könnte besser überwacht werden.

Eu-Chip von Hitachi

Natürlich sind das vermutlich noch Überlegungen, die nach der EE Times von einem Sprecher der Europäischen Zentralbank und von Halbleiterproduzenten bestätigt wurden. Bislang sprechen neben technischen Problemen allerdings schlicht finanzielle Erwägungen gegen die Ausstattung von Geldscheinen mit Transpondern, also mit winzigen Chips und Antennen (radio frequency identification tags - RFID). In den Chips können bestimmte Informationen gespeichert werden, die sich mit Geräten über Funkverbindung auch ohne optischen Kontakt lesen lassen. Es gibt aber nicht nur "Read Only"-Transponder, sondern es können auf solchen Chips auch neue Informationen gespeichert werden, also beispielsweise wann und wo ein derart markierter Geldschein weiter gereicht wurde. Daraus ließe sich dann eine "Geschichte" einzelner Geldscheine erstellen, um so besser Steuerhintergehungen, Schwarzarbeitbezahlung oder Geldwäsche erkennen zu können. Die Funkverbindung hat den Vorteil, dass keine bestimmte Leserichtung notwendig und der eingebettete Transponder relativ unempfindlich gegenüber Verschmutzung oder Nässe ist. Der Transponder benötigt auch keine eigene Energieversorgung, sondern gewinnt diese von den elektromagnetischen Impulsen des Senders, um so die Informationen zu senden oder zu speichern.

Die Technik wird schon des längeren eingesetzt. Auf Chipkarten, Folien, Münzen, Koffer, Bücher oder Verpackungsmaterialien können Transponder angebracht werden, um beispielsweise Transportwege verfolgen oder Dinge oder Menschen identifizieren zu können. Im Jahr 2000 betrug der weltweite Markt für RFID-Technologien fast 900 Millionen US-Dollar, einschließlich Hardware, Software und Dienstleistungen im Bereich Warenverwaltung und -verfolgung in Logistiksystemen und Sicherheitsanwendungen.

Allerdings müssten die Transponder, wenn sie zusätzlich oder in Ersatz von Hologrammen, Metallfäden, Wasserzeichen und anderen Vorkehrungen zum Erschweren von Fälschung auf allen Geldscheinen angebracht werden sollten, noch kleiner, robuster und vor allem billiger werden. Noch kosten existierende Minitransponder über 50 Pfennige, was bei Milliarden von Geldscheinen erheblich zu Buche schlagen würde. Um die Kosten zu senken, könnten auch nur die hohen Euro-Scheine mit Chips ausgestattet werden. Doch es sind nicht nur diese Kosten, die eine Einführung der Chipgeldscheine erschweren, sondern es müsste auch die entsprechende Zahl von Lese/Schreibgeräten vorhanden sein, um die Zirkulation der Scheine sowie deren Echtheit kontrollieren zu können.

Über 14 Milliarden Euro-Scheine wurden produziert, an die 10 Milliarden gelangen ab dem 1. Januar auf den Markt: eine gewaltige Menge also. Geprüft auf Echtheit werden die Geldscheine kaum, und den Weg der Scheine lässt sich mit allen Sicherheitsmaßnahmen bislang nicht wirklich überwachen. Noch also bietet das materielle Geld, gleich ob es echt oder eine Fälschung ist, einen Schutz aufgrund einer erschwerten Zurückverfolgbarkeit, mit einem Transponder wäre sein Weg ebenso kontrollierbar wie digitales Geld. Allerdings unterlaufen Geldscheine in ihrem Gebrauch richtigen Härtetests, die auch die Transponder überstehen müssten. Und sie müssten natürlich sicher vor Crackern sein, die sie zur Vernichtung der Informationen beschädigen oder mit neuen Informationen ausstatten könnten.

Entscheidend aber wird auch sein, wie klein sich derartige RFID-Chips herstellen lassen werden. Hitachi hat im Sommer bekannt gegeben, den weltweit kleinsten RFID-Chip namens "Meu" entwickelt zu haben, der für Papiergeld, aber natürlich auch zur Sicherung anderer Dokumente verwendet werden kann. Der Chip ist 0,4 Quadratmillimeter groß, 60 Mikron dick und besteht aus einem ROM, auf der verschlüsselte 128 Bit Codes abgespeichert werden können, und einer kleinen Antenne.