Terrorismus als offiziell sanktionierte Massenunterhaltung

Church of Euthanasia provoziert im Internet mit einem Video

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Terror ist geil und macht geil - das behauptet der selbst ernannte Reverend der Church of Euthanasia und tritt mit einem 4-minütigen Video - aus seiner Sicht - den Beweis an.

Unter dem Titel "I like to Watch" werden in dem im Internet jetzt veröffentlichen Film Bilder vom Terroranschlag auf das World Trade Center konfrontiert mit Aufnahmen von Sportevents und mit explizit pornographischem Material. Und dazu hört man eine männliche Stimme, die Textzeilen singt wie:

"People dive into the street/ While I play with my meat" oder "Now my hand's all sticky/ And I can't find a rag/ I guess I'll have to use/ The American Flag."

Eine Provokation, die vermutlich nicht folgenlos bleiben wird. Wie auch der namenlose Reverend gegenüber dem Magazin Boston Phoenix einräumt: "Leute aus dem Mainstream werden denken, dass das nicht nur verantwortungslos, sondern antiamerikanisch ist. Sie werden es sich anschauen und sagen, dass der dafür Verantwortliche, egal wer es ist, sofort ins Gefängnis gesteckt werden sollte."

Für ihn jedoch, betont der Reverend, seien auch die Anschläge des 11. Septembers nichts anderes als offiziell sanktionierte Massenunterhaltung, die sich zwar im Inhalt, aber nicht in der Form von Sport-Berichterstattung und Pornographie unterscheide. So fand er selbst die Berichte von den Anschlägen wunderschön ("very beautiful") und sogar sexuell erregend. Das mache ihn womöglich zum Monster, aber er glaube nicht, dass er allein ein Monster sei.

Zumindest letzteres lässt sich leicht bestätigen durch Netzseiten, die mit den Bildern des Anschlags genüsslich ihr voyeuristisches Spielchen treiben. Doch im Unterschied zu diesen vor Blut triefenden Angeboten versteht sich der Reverend (und seine Gruppe) als Künstler, der die Verpflichtung habe, seine Gefühle genauestens festzuhalten, um sie dann eben auch öffentlich zu dokumentieren.

Schon in der jüngsten Vergangenheit war die Church of of Euthanasia, die mit dem ungewöhnlich religiösem Motto "Save the planet, kill yourself" für sich wirbt, für manche Provokation gut. Da die vier Säulen ihrer nach eigener Definition weltweit einzigen antihumanen Religion Selbstmord, Abtreibung, Kannibalismus und Sodomie sind, griffen sie beispielsweise eine Samenbank an und forderten die Freilassung der dort gesammelten Spermien oder sie konfrontierten Demonstrationen der Anti-Abtreibungsbewegung "Right of Life" mit Parolen wie "EAT A QUEER FETUS FOR JESUS".

Und zumindest der Erfolg gibt ihrer neuesten Provokation recht: Der Server, von dem man das Video abrufen oder downloaden kann, ist kaum noch zu erreichen.