Das Universum ist blass

Nicht schön türkis ist das Weltall, wie Wissenschaftler vor kurzem behaupteten, sondern offenbar hässlich bleich-beige

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Im Januar stellten die Kosmologen Ivan Baldry und Karl Glazebrook von der John Hopkins University auf dem Meeting der American Astronomical Society stolz ihre Entdeckung vor. Sie präsentierten ein Weltall, das im Grund wie ein Schwimmbad aussah (vgl. Helles Türkis mit einem Hauch Aquamarin). Doch ihre Definition der Durchschnittsfarbe des Lichts der Sterne hat sich als falsch heraus gestellt.

Nicht attraktiv helltürkis ist das All, ...

Im April werden die neuen Ergebnisse publiziert, schon jetzt gibt es eine Vorankündigung. Karl Glazebrook entschuldigt sich für den Irrtum:

"Es ist unser Fehler, weil wir die wissenschaftliche Farblehre nicht ernst genug genommen haben. Ich schäme mich sehr, denn ich mag es nicht, wenn ich unrecht habe, aber als ich es heraus gefunden hatte, wusste ich sofort, dass ich es zugegeben muss."

... sondern fast farblos in hellbeige. Bilder: John Hopkins University

Eigentlich war die Berechnung der Farbe nur ein Fußnote in dem Bericht der Forscher zu dem Lichtspektrum der Himmelskörper aus 200.000 Galaxien, das vom Australian 2dF Galaxy Redshift Survey gesammelt worden war, aber die Farbe des Universums fand weltweit viele Anhänger auch außerhalb der astronomischen Fakultäten. Mit dem folgenden, enormen Medienecho hatten Baldry und Glazebrook nicht gerechnet.

Durch die vielen Berichte wurde auch Mark Fairchild, ein Farbexperte und Professor am Munsell Color Laboratories in Rochester aufmerksam. Er kontaktierte die beiden Astronomen. Zusammen setzten sie sich hin und kalkulierten neu, denn das Computer-Programm von Glazebrook hatte eine ungenaue Definition des Nullpunkts, der als "white point" bezeichnet wird. Es handelt sich um nicht genauer bezeichnete Freeware, die die Lichtsituation des Betrachters nicht einbezieht. Das menschliche Auge adaptiert und sieht z.B. bei bestimmtem Kunstlicht ein leichtes Gelb oder Blau als Weiß.

Durch die Ungenauigkeit des Programms hatten sich alle Ergebnisse verschoben, denn der "white point" bestimmt, was das menschliche Auge in der jeweiligen Umgebung als weiß wahrnimmt. Baldry stellte nun scherzhaft fest:

"Wie sich jetzt heraus stellt, sieht das Licht im Universum nur türkis aus, wenn jemand es aus einem Zimmer mit rotem Neon-Licht betrachtet. Aber das ist keine Standard-Perspektive.<"

Die neue Farbe gibt es wieder auf der Website des Instituts, jeder ist eingeladen, sich an der Kalkulation zu beteiligen. Und dazu heißt es dort:

"Suggestions for the name are welcome. As long as it is not 'beige'!"

Die Farbe des Alls variiert je nach Ausgangspunkt des Betrachters, das Schema oben zeigt das Spektrum: die Farbe links entspricht der Wahrnehmung bei Tageslicht, die rechts bei Kunstlicht. In der Tiefe des Alls ist das Licht in Dunkelheit eingebettet, es muss also von der Farb-Wahrnehmung her auch entsprechend eingebettet sein, das Resultat entspricht "III E Gamma". Weitere Berechnungen unter Berücksichtigung der Lichtsituation des Betrachters sind geplant.

Die Wissenschaftler denken, dass Innendekorateure sich für diese Neuigkeit begeistern werden - aber wenn überhaupt sind das sicher die einzigen. Wer würde sich schon freiwillig einen Desktop in hellbeige einrichten, Farbe des Universums hin oder her?