Knapp drei Milliarden Kilometer von der Erde entfernt gibt es auch einen "blauen" Planeten

Spektakuläres Bild vom Uranus: Infrarot-Foto zeigt siebten Planeten des Solarsystem mitsamt Ringsystem und zwei seiner Monde

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Leuchtend blau und strukturlos - so präsentiert sich Uranus bei einer kürzlich veröffentlichten Aufnahme, die Astronomen mithilfe des japanischen Subaru-Teleskops auf Hawaii gemacht haben. Sie entstand während des Tests einer neuen Kamera in Kombination mit der adaptiven Optik des Teleskops, die Luftunruhen ausgleicht. Auf dem Bild offenbart sich Uranus in seiner ganzen Pracht. Ungewöhnlich ist auch, dass nicht nur sein Ringsystem zu sehen ist, sondern auch zwei seiner Monde zu erkennen sind.

Uranus. Fehlfarbenfild von Voyager. Bild: Nasa

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als spielte der siebte Planet des Solarsystems im interplanetaren Konzert alles andere als die erste Geige. Denn mit nennenswerten Superlativen kann der Riesenplanet Uranus offenbar nicht aufwarten. Er ist weder der größte, kleinste, erdnächste oder "erdfernste", sonnennächste oder "sonnenfernste" noch der spektakulärste oder optisch schönste respektive bizarrste Planet in unserem Sonnensystem. Und dennoch kann der ferne Himmelskörper einen einsamen Rekord für sich verbuchen, ist er doch unter den Sterntrabanten im Sonnensystem derjenige, der die meisten bislang entdeckten Monde besitzt.

20 exolunare Kollegen sollen es sein, die ihn bei seiner Reise um die Sonne begleiten. Viele der Monde des Sterntrabanten sind zwar nur kleine unauffällige kosmische Winzlinge; immerhin sind die größten unter ihnen sogar vulkanisch aktiv. Und auf ihren Oberflächen scheinen offensichtlich sogar Wassereis mit Stickstoff- und Kohlenstoffverbindungen zu existieren.

Uranus "rollt"

Obwohl Uranus einen Durchmesser am Äquator von "nur" 51.118 Kilometer (Erde: 12.756 km) hat und damit beträchtlich kleiner ist als die Gasriesen Saturn und Jupiter, weist er aufgrund seiner größeren Dichte dennoch ungefähr die gleiche Masse wie die beiden Riesenplaneten auf. Ein besonderes Charakteristikum des von der Sonne aus gesehen siebten Planeten des Solarsystems besteht in seiner Bewegung um seinen Heimatstern. Da seine Drehachse in Bezug auf die Umlaufebene um 98 Grad geneigt ist, "rollt" Uranus sozusagen um die Sonne - dies mit einer Geschwindigkeit von 6,8 Kilometern in der Sekunde.

Signifikant für Uranus ist aber auch sein strukturloses Äußeres. Denn während andere Planeten wenigstens mit Wolkenbändern oder Wirbelstürmen aufwarten können, versteckt sich Uranus hinter einer eintönigen, nichtssagenden Atmosphäre, die je nach Filterwahl (wobei hier auch andere Faktoren eine Rolle spielen) auf den Betrachter mal bläulich oder rötlich etc. wirkt. Von dem, was hinter dem Schleier steckt, wissen die Astronomen ebenso so wenig, wie von dem schwach ausgebildeten, aus 11 Ringen bestehenden Ringsystem des Uranus.

Angesichts seiner gewaltigen Entfernung zur Sonne - Uranus umkreist diese in einem mittleren Abstand von 2,87 Milliarden Kilometern (2.66 Lichtstunden) einmal in 84 Jahren - ist der "blaue" Planet ein ausgesprochen kalter Himmelskörper, was daher rührt, dass er wegen seiner 30 Mal größeren Entfernung zur Sonne im Vergleich zur Erde gerade mal zwei Tausendstel der solaren Lichtenergie bezieht. Gleichwohl ist Uranus unter günstigen Bedingungen noch mit bloßem Auge erkennbar. Und mit dem heute zur Verfügung stehenden Equipment lassen sich - anders als 1781, als der deutsch-stämmige Brite und damalige Amateurastronom Wilhelm Herschels noch mühsam mit seinem selbstgebauten Teleskop den Uranus entdeckte - nicht nur Planeten dieser Größenordnung, sondern auch deren größte Monde mit Leichtigkeit beobachten - ungeachtet der immensen interplanetaren Distanz zwischen Erde und Uranus.

Altbewährte adaptive Optik half mal wieder

Uranus mit Ariel und Miranda. Bild: National Astronomical Observatory

Wie dies in der Praxis aussieht, belegt eine jüngst veröffentlichte auffallend gute Aufnahme vom Planeten Uranus, seinem Ringsystem und den beiden Monden Ariel (im Bild unten links) und Miranda (im Bild oben). Das Bild wurde von einem internationalen Astronomenteam bereits im Juli letztes Jahres mit dem 8,2 Meter großen auf dem Gipfel des Manua Kea auf Hawaii gelegenen Subaru-Teleskops gemacht, das vom National Astronomical Observatory of Japan betrieben wird.

Bei diesem Bild kam zum einen ein so genannter Coronagraphic Imager with Adaptive Optics (CIAO) und die inzwischen altbewährte adaptive Optik zum Einsatz. Dieses spezielle Korrekturverfahren erlaubt die Kompensation der atmosphärischen Schwankungen durch die laufende Messung der Bildverformungen und deren Kompensation mittels rechnergesteuerter, schnell deformierbarer Spiegel, die in den Strahlengang der Teleskopriesen eingebracht sind. Das Resultat: Die Luftunruhen in der Erdatmosphäre werden quasi herausgefiltert, das Bild wird förmlich "entwackelt".

Unter Ausnutzung dieser Technik kombinierten die Astronomen für den Uranus-Schnappschuss drei Aufnahmen verschiedener Infrarot-Spektren, die mit drei unterschiedlichen Filtern aufgenommen wurden. Als Folge davon, aber nicht zuletzt auch aufgrund des vorherrschenden Methans in der Atmosphäre präsentiert sich der Uranus nunmehr in einem leuchtenden Blau, also völlig anders, als wir ihn mit unseren eigenen Augen sehen würden.