Verschwörungsverdacht im US-Kongress angekommen

Die Kongressabgeordnete Cynthia McKinney fordert eine Untersuchung über die mögliche Verstrickung der US-Regierung in die Ereignisse vom 11.9.

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Während die Verschwörungsliebhaber in den vielen offenen Fragen um die Ereignisse am 11.9. herumstochern, sind die auf Vernunft pochenden Ablehner von Verschwörungstheorien wesentlich weniger damit beschäftigt, die Wahrheit der offiziellen Version der Geschehnisse zu bestätigen. Die oft heftige, kaum begründete Zurückweisung der Skeptiker scheint mit der konservativen Haltung zusammen zu hängen, dass das Unvorstellbare nicht gedacht werden darf und dass bei Zweifeln eher der Regierung als irgendwelchen Spinnern geglaubt werden sollte. Nun haben die Skeptiker in der demokratischen Kongressabgeordneten Cynthia McKinney, Georgia, eine Vertreterin gefunden, die den Verdacht, dass hier irgend etwas nicht stimmen könnte, in die politische Arena hievt, der Verschwörungen freilich nicht fremd sind (Wer in Washington nicht paranoid ist, spinnt).

In einem Radiointerview hat Cynthia McKinney, wie die Washington Post ziemlich neutral berichtet, eine Untersuchung gefordert, die klären soll, ob Präsident Bush oder andere Mitglieder der Regierung Kenntnis von den Anschlagsplänen hatten, aber nichts getan hatten, um diese zu verhindern. Der Verdacht bestehe deswegen, weil "dieser Regierung nahestehende Personen vermutlich gewaltige Profite aus Amerikas neuem Krieg ziehen". Sie behauptet, dass es zahlreiche Warnungen vor den Anschlägen gegeben habe:

"Was wusste diese Regierung von den Ereignissen des 11. Septembers und wann wusste sie etwas? Wer wusste noch davon, und warum haben sie die unschuldigen Menschen von New York nicht gewarnt, die ohne Grund ermordet wurden? ... Was müssen sie verbergen?"

McKinney erklärte in einem Statement, sie habe zwar keine Beweise dafür, dass Bush oder andere Mitglieder der Regierung sich persönlich an den Folgen der Angriffe bereichert hätten, aber dass eine gewissenhafte Untersuchung solche durchaus entdecken könnte. Der Verteidigungshaushalt der USA für 2003 soll beispielsweise um 11 Prozent auf insgesamt 379 Milliarden Dollar steigen. Viel Geld fließt dabei nicht direkt in Bereiche, die mit der Terrorbekämpfung zu tun haben, sondern in große Rüstungsprojekte, die vor der Bush-Regierung in Gefahr standen, gekippt zu werden.

Die Abgeordnete verweist etwa darauf, dass die Bush-Regierung eng mit den Interessen der Carlyle Group verbunden sein könnte, der wiederum der Rüstungskonzern United Defence gehört, der beispielsweise den 11 Milliarden Dollar teuren Crusader herstellt (Zur Ökonomie des Kriegs). Das ist im übrigen kein Geheimnis, das nur in verschwörungstheoretischen Zirkeln kursiert (siehe z. B. Bush of Arabia oder Making Money, the Bush Way). Neben anderen Politikern ist auch der ehemalige Präsident George H. W. Bush ein Berater der großen Investmentgruppe, die vornehmlich in Rüstung investiert und an der auch die Bin Ladin Familie beteiligt ist. Die enge Beziehung zwischen der Carlyle Group und Saudi Arabien wird ergänzt durch andere Mitglieder der Regierung, die wie Vizepräsident Cheney oder Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice mit Ölkonzernen verbunden sind.

"Unbestreitbar ist, dass Unternehmen, die der Regierung nahe stehen, direkt von den steigenden Rüstungsausgaben nach dem 11.9. profitiert haben", sagt McKinney. "Amerikas Glaubwürdigkeit gegenüber der Welt und gegenüber den Bürgern beruht darauf, überzeugende Antworten auf diese Fragen zu finden,"

Der Sprecher von Präsident Bush, Scott McLellan, sagte dazu nur: "Die amerikanischen Menschen kennen die Fakten, und sie achten nicht auf solche lächerlichen, grundlosen Ansichten." McKinney ist jedenfalls der Meinung, dass die Anschläge "einer Regierung mit zweifelhafter Legitimität eine unvorstellbare Macht" beschert hätten, weswegen ein Verdacht nicht von der Hand zu weisen sei.