Kongress schweigt sich aus - Raptor rettet Redefreiheit

The WTC Conspiracy LI

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"Wir haben den F-22- Raptor mit Stealth-Technologie ausgerüstet - um Dinge wie Freiheit und freie Rede zu erhalten und zu schützen", verkündet eine Anzeige des Rüstungskonzerns Lockheed für den mit 83 Mio. Dollar pro Stück teuersten Kampfflugzeug der Welt - und fügt hinzu: "Fühlen Sie sich frei, uns Ihren Kommentar zu senden."

Trotz der Einladung verkniff ich mir ein herzliches "Fuck You!", denn auf die Flashgrafik mit dem abdüsenden Monsterjet war ich nur gestoßen, weil ich einen Artikel in der Washington Post lesen wollte: "Ausschuss findet keine "smoking gun" bei der Untersuchung von 9-11 Geheimdienst-Fehlern". Seit die "Bush-Cheney Inc." den Oppositionsführer Daschle Ende Januar in die Zange nahm, die Untersuchungen des 11.September nicht zu vertiefen, hatte eigentlich niemand etwas anderes erwartet. Schon die Zusammensetzung des Ausschusses - die Mehrheit der Mitglieder stehen auf der Spenden- oder Gehaltsliste von Rüstungs- oder Ölkonzernen - deutete an, das es hier um eine Operation Whitewash und nicht um eine wirkliche Untersuchung geht.

So ist denn auch jetzt, laut Washington Post "unwahrscheinlich, dass die Regierung oder irgendeine Führungsperson aus den Geheimdiensten verantwortlich dafür gemacht wird, bei der Verhinderung der Attacken auf World Trade Center und Pentagon versagt zu haben". Für die Geschichtsbücher können wir also festhalten: 11.9.2001 - das größte Versagen militärischer und geheimdienstlicher Abwehrdienste aller Zeiten, doch laut US-Kongress war niemand war dafür verantwortlich.

So einfach ist die Sache freilich noch nicht vom Tisch, denn da sind noch die Angehörigen der Opfer. Nach den Terroranschlägen bot die US-Regierung den Familien der ums Leben gekommenen Flugzeuginsassen sofort eine Entschädigung an, unter der Bedingung, dass sie auf alle rechtlichen Schritte gegen Airlines und Behörden verzichten. Ein unüblicher Handel, normalerweise ist die US-Regierung nicht mit dem Scheckbuch unterwegs, um Opfer von Flugzeugunglücken zu entschädigen. Zuletzt geschah dies 1996 nach dem bis heute umstrittenen Absturz des Jumbo-Jets TWA 800 über Long-Island.

Einige Angehörige der Opfer des 11.9. haben unterdessen Zahlungen aus dem "9-11 - Halt' s Maul"- Fonds abgelehnt, wie ihn Ellen Mariani nennt, deren Mann in einer der WTC-Maschinen saß und die eine Klage gegen "United Airlines" angestrengt hat. Darauf erfolgte ein weiterer unüblicher Schritt der Regierung: Das Justizministerium wandte sich an den zuständigen Richter und forderte, den Anwälten der Familie den Zugang zu bestimmten Dokumenten - u.a. über Warnungen und Sicherheitsvorkehrungen vor dem 11.9. - zu verweigern. Der Richter hat diese Forderung als unzulässig und nicht verfassungsmäßig abgelehnt und die Beweisaufnahme am vergangenen Freitag eröffnet. Beobachter rechnen damit, dass Justizminister Ashcroft gegen die Freigabe von Dokumenten im Prozess klagen wird - um zu verhindern, dass der vom offiziellen Untersuchungsausschuss gerade glücklich beerdigte Fall jetzt in einem Zivilverfahren exhumiert und genauer unter die Lupe genommen wird.

Ein Zwischenfall im deutschen Luftraum während der Herbststürme letzter Woche könnte der Witwe und ihren Anwälten dabei gelegen kommen: eine am Mittwoch im Gewitter vom US-Stützpunkt Ramstein gestartete Boeing 747-100 meldete kurz darauf den Ausfall sämtlicher Bordinstrumente. Die FAZ berichtete am 12. Juli was dann geschah:

"Weil die Rückkehr zum Flughafen Ramstein aufgrund der Wetterlage nicht möglich war, alarmierten die Amerikaner auf dem nahe Trier gelegenen Militärflughafen Spandahlem zwei F-16-Flugzeuge des 52. Jagdgeschwaders, die schon wenige Minuten später die orientierungslose Boeing begleiteten. In dem 97 Tonnen Nutzlast fassenden Frachtraum des Flugzeugs sollen sich nach dieser Zeitung vorliegenden Informationen 'Dutzende Tonnen Waffen, unter ihnen Raketen mit Fest- und Flüssigtreibstoff sowie andere Explosivstoffe', befunden haben."

Uns interessiert hier weniger die brisante Ladung, die von den amerikanischen Freunden in 30 Jahre alten Schrottfrachtern über unseren Köpfen verschippert wird, sondern die Tatsache, dass das in Not geratene Flugzeug "wenige Minuten später" von zwei F-16-Jägern erreicht und eskortiert wurde. Dies ist das absolut übliche und normale Procedere - und wirft erneut ein bezeichnendes Licht auf das größte Mysterium des 11.September: das Ausbleiben jeglicher Luftraumsicherung über einen Zeitraum von 45 Minuten. Mit der Ausrede, dass die Abfangjäger leider zu spät kamen, werden sich die Opfer-Anwälte nicht abspeisen lassen. Kein Wunder also, dass die US-Regierung versucht, jede Art von Beweisaufnahme durch ein ordentliches Gericht zu verhindern. Wir werden den Fall im Auge behalten.

Unterdessen fragt die britische Presse schon, ob Bush ohne einen schnellen Irak-Krieg noch über die Runden kommen kann, und räumt John Pilger im bürgerlichen "Observer" eine Kolumne über den "ultimativen Terroristen Amerika" ein, die deutsche Schriftleiter - "unabhängig" und "überparteilich" fixiert im Auspuff von Onkel Sam - vor lauter Schreck vermutlich kaum zu Ende lesen, geschweige denn drucken würden. Und während F-22-Raptor aus der Luft die "Redefreiheit" schützt, startet auf amerikanischem Boden das "Terrorism Information and Prevention System" (TIPS), innerhalb dessen Millionen von Bürgern jetzt als Spitzel rekrutiert werden: 4% der Bevölkerung sollen nach dem Willen des Justizministeriums ab August regelmäßig "verdächtige Aktivitäten" melden (Ashcrofts Spitzelsystem).

Ich würde mich natürlich gleich als Rekrut eintragen und auf die verdächtigen Aktivitäten der US-Regierung im Zusammenhang mit dem wegen der Ermordung des Wall Street Journal-Reporters David Pearl jetzt zum Tode verurteilten ISI-Topagenten Omar Sheikh aufmerksam machen. Lesern dieser Kolumne ist er seit dem 26.Oktober als derjenige bekannt, der im Auftrag des (deswegen zurückgetretenen) ISI-Chefs General Mahmud 100.000 $ auf ein Konto des vermuteten "Terrorpiloten" Mohammed Atta in Florida überwiesen haben soll. Was die FAZ, die am 16.7.02 über das Todesurteil berichtet, freilich eher beiläufig erwähnt. Dabei ist, bei Lichte betrachtet, dies die allerheißeste und direkteste Spur zu den Hintermännern und Köpfen der Anschläge vom 11. September.

Die oben noch gelobte englische Presse berichtet zwar ausführlich über das 13 Tage währende Geheimtribunal gegen den britischen Staatsbürger Omar Sheikh, erwähnt aber dieses mehr als pikante Detail überhaupt nicht. Auch nicht der ansonsten zuverlässige Robert Fisk, der im Independent vermutet, dass Pakistan die Auslieferung Sheikhs an die USA verweigert habe, weil man befürchte, er könne über die Verbindungen von ISI und Al Quaida plaudern. Die freilich sind dem FBI anhand der Kontoauszüge von Atta längst bekannt - umgekehrt scheint mir eher ein Schuh daraus zu werden: Man lässt Sheikh lieber in einem nichtöffentlichem Verfahren in Pakistan hinrichten, damit in USA nichts über die Verbindungen ISI, al-Qaida und CIA ans Licht kommt.