Virtueller Grünlichtbezirk für Kinder

Präsident Bush unterzeichnet das Gesetz zur Schaffung einer geschützten und sauberen kid.us-Domain

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Wenn schon die Welt für die amerikanische Nation, die nach dem Willen ihrer Regierung sich im Kriegszustand befindet, unsicher und gefährlich geworden ist, so sollen es wenigstens die Kinder in der virtuellen Welt besser haben und einen geschützten Hort erhalten. Daher unterzeichnete Präsident Bush den DOT Kids Implementation and Efficiency Act of 2002, um damit einen Sperrbezirk für Kinder unter 13 Jahren zu schaffen.

Die Wünsche gingen früher weiter. Man wollte mit einem amerikanischen Gesetz die Internetverwaltung ICANN mit Sitz in Kalifornien und noch immer prinzipiell unter der Kuratel des US-Wirtschaftsministerium dazu zwingen, eine eigenständige kids-Domain einzurichten, in der dann natürlich nur aufgenommen werden sollte, was amerikanische Sittenwächter für kindgerecht bzw. -widrig halten. So weit kam es denn doch nicht, weswegen dann als Alternative der Sperrbezirk innerhalb der .us-Domain als kids.us eingerichtet werden soll. Der Vorschlag kam übrigens nicht von republikanischer, sondern von demokratischer Seite.

Jede Website, die sich unter der dot-kids-Domain registrieren lassen will, wird erst einmal überprüft, ob die Inhalte auch kindergerecht sind. Garantiert werden müsse, so der Initator des Gesetzes, der demokratische Senator Byron Dorgan, dass die Online-Erfahrung in dem "Grünlichtbezirk" von Anfang bis Ende "fun" und altersgerecht sei. Daher werden die Websites auch immer wieder überprüft und sofort entfernt, wenn etwas Unpassendes auf ihnen auftaucht. Chat-Räume und Instant Messaging sind erst einmal verboten und sollen nur erlaubt werden, wenn ihre Sicherheit garantiert werden könne. Links, die aus .kid.us hinausführen, dürfen nicht gelegt werden. Die Mauer also soll auch keine Fenster haben.

Eltern oder Erziehungsberechtigte können dann über Filter den Zugriff der Kinder auf Websites dieser Domäne beschränken. Kriterien für die Aufnahme werden von einer unabhängigen Kommission ausgearbeitet. Auch die Werbung wird überprüft und soll den Caru-Richtlinien entsprechen. Während die Richtlinien für das sexuell Anstößige ziemlich klar sind und auch die schmutzigen "sieben Worte" verpönt bleiben, ist man nicht ganz sicher, wie man mit etwaigen Gewaltinhalten verfahren soll. Das soll erst noch näher geklärt werden (ab 13 können sie dann ja auf die Angebote des Pentagon wie dem Computerspiel America's Army überwechseln, um für den Militärdienst interessiert zu werden). Verboten sollen aber Inhalte sein, die direkte Gewalt gegen Menschen und Tiere zeigen. Gesucht werden überdies Möglichkeiten, wie sich Kinder im Sperrbezirk vor kriminellen Aktivitäten schützen lassen.

Zuständig für die Überprüfung und Registrierung der Websites, die in die kids.us-Domäne aufgenommen werden wollen, ist NeuStar. Die Firma, die auch von der Regierung beaufragter Registrar für die us-Domain ist, hat für die Betreuung noch einmal zwei weitere Jahre für den 2001 auf vier Jahre abgeschlossenen Vertrag als .us-Registrar herausgeholt.

Präsident Bush zeigte sich über das Gesetz erfreut: Die kids.us-Domäne gleiche "der Kinderecke in einer Bücherei, so dass die Eltern ohne Bedenken ihre Kinder surfen lassen können". Es habe sich um einen "klugen und notwendigen Schritt" gehandelt, "um unsere Kinder zu schützen, wenn sie ihre Computer verwenden und die großen Möglichkeiten des Internet entdecken." So groß sind die Möglichkeiten dann wohl nicht, zumal im Unterschied zur wirklichen Welt dort eine wahrhaft saubere Welt errichtet werden soll, aus der "jeder anstößige Inhalt entfernt werden wird".

Die Journalisten, zu denen Bush sprach, waren freilich nicht allzusehr von der Grünlichtzone für Kinder im Intrenet angetan, sondern interessierten sich eher dafür, wie es im Irak weitergeht und ob der Präsident mit der optimistischen Haltung des UN-Generalsekretärs Kofi Annan im Hinblick auf die Waffeninspektionen übereinstimme. Bush meinte darauf, dass der Prozess gerade erst begonnen habe:

"Und ich will die Amerikaner weiterhin daran erinnern, dass dies kein Spiel ist, bei dem wir Verstecken spielen. Das ist unser Versuch, mit der Weltgemeinschaft zusammen zu arbeiten, um Frieden zu schaffen. Und der beste Weg zum Frieden für Herrn Saddam Hussein ist die Entwaffnung. Es liegt an ihm, eine Entscheidung zu treffen."