Fernsteuerung per Funkstrahl aus WTC-Gebäude 7

Andreas von Bülow: Die CIA und der 11. September

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Wer sich intensiv mit Geheimdiensten beschäftigt, muss aufpassen, nicht irgendwann in Verfolgungswahn zu enden. Andreas von Bülow hat nun sein zweites Buch geschrieben. Das Ergebnis ist teils krude, aber sicher nicht langweilig - und auch nicht durchgehend leicht zu widerlegen.

Andreas von Bülow, Bilder: Wolf-Dieter Roth

Es gibt etliche Verschwörungstheorien zum Ablauf des 11. September 2001. Die offizielle besagt, 19 in Afghanistan geschulte Verschwörer hätten die vier Passagierflugzeuge entführt und damit unter anderem die beiden Türme des World Trade Center zerstört. Als Drehbuch klänge so ein Skript ziemlich abenteuerlich, aber wir kennen alle den tödlich realisierten Film. Dass zwei Flugzeuge in die WTC-Türme rasten, ist also unbestritten, während bei dem Einschlag ins Pentagon (Wie schaffte der es so tief einzuschlagen, ohne den Rasen zu beschädigen?) sowie dem auf offenem Feld zerschollenen vierten Jet einiges diskutiert wird. Umstritten ist, dass dies wirklich nicht verhindert werden konnte und wie wichtige Leute im Staat USA darauf zunächst kaum reagierten (vgl. Ist da was faul im Bush?).

Dies bereitet den Boden für weniger offizielle Verschwörungstheorien, die deutlich angreifbarer sind - und sich dennoch für gutes Geld verkaufen lassen, ob man nun dafür ist oder dagegen. Mittlerweile ist eine Schlammschlacht (vgl. Der Countdown läuft) losgebrochen, in der selbst Michael Moore von anerkannten Journalisten als "scheinheilig und argumentativer Schwindler" beschimpft wird, obwohl der sich in seinen bisher veröffentlichten Werken gar nicht zum 11. September 2001 geäußert hat - was auch kaum möglich wäre, da sie vorher entstanden sind -, sondern über inneramerikanische Probleme wie Waffenbegeisterung (vgl. Thanks for not shooting me) und Wahlfälschung (vgl. One Moore stupid man). Allerdings hatte Michael Moore stets den Präsidenten Bush und die Regierung kritisiert - und dies ist nach dem 11. September nicht mehr opportun. Tatsächlich sollte deshalb sein bis heute erfolgreichstes frech-satirisches Buch "Stupid white men" vor der Auslieferung eingestampft werden - was allerdings nur die für England bestimmte Ausgabe in einem zusätzlichen Vorwort verrät, nicht das US-Original und auch nicht die deutsche Übersetzung. Nur auf seiner eigenen Website hat Moore eine gekürzte Zusammenfassung des Vorfalls.

Neben eher unbekannten Webautoren, deren Websites nach kurzer Zeit oft gar nicht mehr existieren, gibt es in Deutschland auch einige Bücher zum Thema. Wer (auf Papier) schreibt, der bleibt. Mathias Bröckers ist auf Telepolis durch seine Serie The WTC Conspiracy natürlich bestens bekannt und wird auch sonst am ehesten akzeptiert. Er hat mittlerweile zwei Bücher zum Thema veröffentlicht, in teils zweistelligen Auflagen. Auch Gerhard Wisnewski stellte die Frage nach den ungelösten Fragen des 11.9.2001 und schrieb ein Buch darüber.

Dritter im Bunde der bekannten deutschen Verschwörungs-Kritiker ist Dr. Andreas von Bülow und auch sein Buch verkauft sich ganz ausgezeichnet, doch hört man eher wenig darüber. Kunststück, galt er ja schon mit seinem ersten Werk als Verschwörungstheoretiker, obwohl er sich mit dem Thema "Geheimdienste" auskennen muss: Bülow, Jurist und ehemaliger SPD-Abgeordnete war von 1976 bis 1980 Staatssekretär im Verteidigungsministerium und übernahm dann die Leitung des Bundesministeriums für Forschung und Technologie. Erfahrungen mit Geheimdiensten sammelte er 1992/1993 als SPD-Obmann im Schalck-Golodkowski Untersuchungsausschuss. Selbst für einen Geheimdienst gearbeitet hat er allerdings nicht. 1994 schied von Bülow aus dem Bundestag aus.

Telepolis besuchte am 11.9.2003 zum zweijährigen Jubiläum des Terroranschlags einen Abend im Literaturhaus München, wo von Bülow Ulrich Encke vom bayrischen Rundfunk Rede und Antwort stand. Der Saal war bis zum letzten Platz belegt und einige Besucher mussten stattdessen nebenan vor einem Monitor Platz nehmen. Dabei überraschte viele, einen älteren, seriösen Herren zu sehen und keinen jungen Revoluzzer. Auf der Bühne konnte von Bülow auch gut überzeugen, wenn er sich auch im Laufe des Abends öfters wiederholte, was ihm nicht immer gelingen soll. Sein Buch dagegen schreckt durch einige übertriebene Thesen schnell ab, enthält aber auch wieder schlüssige Dinge.

Manche Thesen des Buches sind auch schon in seinem Vorläufer zu finden, so die, dass Geheimdienste den Rauschgifthandel kontrollieren und darüber auch politische Umstürze finanzieren. Andererseits wäre es ja durchaus nicht der erste an einem 11. September (vgl. Der erste 11. September) von Geheimdiensten angezettelte Ärger (vgl. Der Putsch in Chile). Von Bülow glaubt folgerichtig, dass die CIA die Anschläge organisiert und eingefädelt hat. Und immerhin jeder fünfte Deutsche traut der US-Regierung dies ebenfalls zu (vgl. Aufruhr um Verschwörungstheorien).

Was Andreas von Bülow als Merkwürdigkeiten anführt

  1. Die Attentäter um Mohammed Atta hinterließen eine Spur wie eine Herde Elefanten - sie versuchten nie, wirklich unauffällig zu sein. War dies eine extra gelegte Spur? Andererseits siegt Frechheit bekanntlich und wer sich ohnehin umbringen will, hat nichts mehr zu befürchten
  2. Die Attentäter waren innerhalb von 48 Stunden bekannt
  3. Ausgerechnet der Anführer Atta hat seine Verbindung zum Todesflug nur knapp erreicht, sein Gepäck mit seinem Testament schaffte es dagegen nicht mehr und war so gut aufzufinden - ebenso wie die Fluganleitungen im zurückgelassenen Mietwagen
  4. 19 Minuten nach dem Einschlag funkten Feuerwehrmänner aus dem Nordturm "Hier sind nur noch zwei kleinere Feuer auszumachen".
  5. Stahl schmilzt bei 800°C, Kerosin brennt bei 350°C - andere sprechen aber auch von 700°C
  6. Das CIA hatte 15 der 19 Attentäter bereits überwacht, aber das FBI nicht informiert. Geschah dies nur aus Konkurrenzdenken zwischen den Geheimdiensten oder aus ernsteren Gründen?
  7. Die Flugabwehr versagte trotz ausreichender Vorlaufzeit bei allen vier Maschinen
  8. Der Krieg in Afghanistan und im Irak sei schon vor dem 11.9.2001 geplant und vorbereitet gewesen
  9. Keiner der Araber steht auf den Fluglisten. Diese allerdings wurden den trauernden Hinterbliebenen ausgehändigt und dass jemand um die Attentäter trauern will, war nicht anzunehmen.
  10. Sieben der Attentäter sollen sich lebend gemeldet haben. Ursache hierfür sind jedoch teilweise Namensgleichheiten
  11. Die Beschlagnahme des Computers eines Verdächtigen wurde mehrfach vom FBI verhindert.
  12. Bush solle die Abgeordneten angerufen haben "Bloß keine volle Aufklärung"
  13. Der Anschlag 1993 (Bülow sprach allerdings von "1973") auf das World Trade Center fand bereits unter Kenntnis von CIA und FBI statt, doch sei der geplante Austausch des Sprengsatzes durch eine Attrappe verhindert worden.
  14. Gegenüber 60 Millionen Dollar zur detaillierten Aufklärung der sexuellen Vorlieben von Bill Clinton und Monica Lewinski wurden zur Aufklärung des 11. Septembers nur 600.000 Dollar ausgegeben
  15. Es gibt keinen offiziellen minutengenauen zeitlichen Ablauf der Anschläge - "nur im Internet"
  16. Handys funktionieren nicht in Flugzeugen, sollen aber an Bord der entführten Flugzeuge benutzt worden sein - teilweise ist aber auch klar von im Flugzeug eingebauten Telefonen die Rede. Diese wiederum sind aber nicht für R-Gespräche geeignet, wie sie von Flug 93 geführt worden sein sollen.
  17. Die Voicerecorder der meisten Jets waren leer - nur von Flug 93 existieren Aufzeichnungen
  18. Zu viele Leute waren an Insidergeschäften an der Börse beteiligt - wussten also von der kommenden Katastrophe
  19. Attas Pass übersteht den Crash ins WTC unversehrt

Fernsteuerung für Jumbo-Jets

Von Bülow sieht sich dabei als Kriminalinspektor, der nach dem Motiv sucht: "Wem nutzt es?" Dem Islam jedenfalls nicht. "Die Theorie der 19 Muslime und Osama bin Laden ist mit 99% Sicherheit falsch", so von Bülow. Er würde gerne brauchbare Beweise sehen und seine Theorien zurücknehmen, doch die offiziellen 800 Seiten Untersuchungsreport zeigen für ihn nichts außer "Chaos in einem Bananenstaat". Mit der naheliegenden Erklärung massiver, auch hierzulande ja nicht unbekannter Blödheit der Behörden mag er sich jedoch trotz des in dieser Hinsicht leuchtenden Vorbilds in Form des Staatsoberhaupts George W. Bush nicht anfreunden.

Vielmehr kommt er zu dem Schluss, das World Trade Center sei in Wirklichkeit gesprengt worden wie auch das ausgebombte Federal Office Gebäude in Oklahoma City und die Flugzeuge ferngesteuert worden wie im noch im Sommer 2001 herausgekommenen Action-Streifen Air Panic geschildert, der auch schon den Crash in ein Hochhaus vorwegnahm und allen "Verschwörern" - sowohl Tätern als auch Zweiflern - als Vorlage gedient haben könnte. Während im Film die Fernsteuerung der Jumbo-Jets durch einen kriminellen Techniker nachgerüstet wurde, gibt es sie laut von Bülow in heutigen Passagierflugzeugen längst, sie soll bereits in 600 Flugzeugen eingebaut sein.

Für ihn erklärt dies, wie die Flugzeuge trotz anerkannt schlechter Flugkünste der Araber- sie flogen jahrelang praktisch aus jeder Flugschule, allerdings hochkant und nicht mit einer Cessna - überhaupt ins Ziel trafen, zumal die engen Kurven auf den letzten Metern vor dem World Trade Center mehr als 1,5 g Beschleunigung erzeugten, so von Bülow, was vom Cockpit aus gar nicht möglich sei: Die Piloten und Passagiere würden ohnmächtig und der Computer sperre daher so extreme Manöver - nur über externe Fernsteuerung seien diese möglich. Piloten wiederum schließen es aus, dass Flugzeuge in dieser Weise über Fernsteuerung steuerbar seien. Außerdem wurde mit Sprengsätzen an den Türmen nachgeholfen und ins Pentagon sei kein Jumbo, sondern Cruise Missiles eingeschlagen. Wo dann allerdings das entführte Flugzeug hingekommen sein soll, kann er nicht erklären.

Geheimdienste machen prinzipiell krumme Geschäfte

Der größere Teil des Misstrauens kommt für von Bülow jedoch klar aus der US-Außenpolitik der Vergangenheit und der Geschichte der CIA. So hat Osama Bin Laden seinerzeit für die USA 10.000 von insgesamt 40.000 Söldnern für den Kampf gegen die Sowjetunion rekrutiert, die auch im Anfertigen von Autobomben zur Nutzung in sowjetischen Städten ausgebildet sein sollten. Der Plan von Carters Geheimdienstchef Brezinski war, "die Sowjetunion solle in Afghanistan ihr Vietnam erleben", was sie in ihrem muslimischen Teil destabilisieren sollte nach dem alten Motto "teile und herrsche". Dazu wurden die gemäßigten Kräfte aus der afghanischen Regierung entfernt und stattdessen die drogenfinanzierten "Warlords" eingesetzt.

Und dies sei nicht so ungewöhnlich, denn die CIA wurde 1945 für Manipulationen im Ausland gegründet. Auch soll der geplante japanische Angriff auf Pearl Harbor den Geheimdiensten damals durch Abhören des Funkverkehrs bekannt gewesen sein, doch man wollte Amerika so in den Krieg zwingen, da das Volk eigentlich gegen eine Kriegsbeteiligung war und opferte so 2500 Menschenleben. 1963 sollte die Operation Northwood einen 3. Weltkrieg anzetteln, bei der ein Flugzeug mit amerikanischen Austauschschülern über Kuba von US-Militär abgeschossen werden sollte, um dies dann den Kubanern in die Schuhe zu schieben. Allerdings wäre hier die Maschine ausgetauscht worden und ein leeres Flugzeug abgeschossen worden. Präsident Kennedy lehnte den Plan jedoch ab. Auch jetzt habe man das amerikanische Volk in einen Krieg zwingen wollen. Es sei logisch, wenn die Geheimdienste ihren Bestand sichern wollen.

Der Moderator fragte hier prompt: "Werden wir von Massenmördern gesteuert?" Bülow darauf "Im Jahre 2500 sagen wir möglicherweise, Roosevelt war ein Massenmörder". Der amerikanische Fernsehsprecher Don Ruther fühle sich von dem Patriotismus in seinem Land so in die Enge getrieben, dass er fast wie in Südafrika zur Zeit der Apartheid das Gefühl hatte, brennende Autoreifen um seinen Hals gelegt zu bekommen, falls er weiter kritische Fragen zum 11. September stellen würde.

Von Bülow bezieht sich aber etwas zu häufig auf das WWW als Informationsquelle, das ja bekanntlich auch viele Falschmeldungen (vgl. Alle meine Entchen - schwimmen heut im Netz) enthält. Doch auch von Bülow hat ganz offensichtliche Fehler im Buch: So behauptet er, eine Boing 737 und 767 seien praktisch gleich groß, was natürlich nicht der Fall ist. Auch heißt es, "es sei nur ein einziger Jude im WTC gestorben", während andere Quellen hier 400 nennen.

7 WTC: Funk- und Sprengzentrale der CIA?

Wirklich wild wird es jedoch mit der Abhandlung über das 47 Stock hohe Gebäude World Trade Center 7. Dieses war auf 5 Stockwerke hohen Transformatoren gelagert und enthielt außerdem Tanks mit 159.000 Liter Diesel für Notstromaggregate. Gegen diese Konstruktion hatte die New Yorker Feuerwehr schon bei der Planung verständlicherweise protestiert, dennoch erstaunt von Bülow dessen Einsturz durch Brände. Zwischen 23. und 25. Stock wurde das Gebäude als Kommandostand für den Oberbürgermeister verbunkert und von Bülow geht nun davon aus, dass von hier die beiden Türme gesprengt wurden und ein Sender auf dem Dach als Leitstrahl für die Flugzeuge diente und so deren Flugbahnen erzeugte. Deshalb habe man am Ende auch dieses Gebäude sprengen müssen. Warum man wegen eines angeblichen Senders gleich ein ganzes Hochhaus sprengen sollte, erschließt sich nicht und auch die Funktion eines Leitstrahls sieht anders aus.

Auch wenn man Geheimdiensten sicher einiges zutrauen kann, gibt diese Theorie dem Buch den Rest: Warum sollte eine Geheimdienstzentrale freiwillig so nahe am zu sprengenden Objekt eingerichtet werden und so riskieren, selbst von dessen herabstürzenden Trümmern ausgeschaltet zu werden?