Atlantis ist endlich wieder aufgetaucht, vorerst aber nur im Internet

Die wundersame Geschichte eines deutschen Königs

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Es war einmal ein Journalist, der hatte einen Traum. Er wollte König werden. So überlegte er hin und überlegte her, bis er eines Tages die zündende Idee hatte: Warum, dachte er, werde ich nicht einfach König von Atlantis? Und das war eine feine Idee, wie sich alsbald bei einem klugen Notar herausstellte. Mit dessen Hilfe sicherte sich unser Journalist 1967 weltweit die Rechte an dem einst im Meer versunkenen Kontinent Atlantis und ließ sich drei Monate später als König ausrufen.

Eigentlich wäre diese wundersame Geschichte jetzt schon zu Ende, der König wäre König, und allen anderen wäre es piepegal. Doch dann machte der Pastor Jürgen Spannuth einen sensationellen Fund. Helgoland, entdeckte er, ist ein Teil des versunkenen Kontinents Atlantis. Als unser König davon erfuhr, dachte er laut: Hoppla! Wenn ich König von Atlantis bin und Helgoland ein Teil von Atlantis ist, dann bin ich ja auch König von Helgoland. Weil das irgendwie logisch ist, rief unser König ohne Land den Bürgermeister der kleinen Insel in der Nordsee an und erzählte dem erstaunten Mann, dass er der wahre Herrscher von Helgoland sei.

"Diese Nachricht", schreibt unser König auf seiner Netzseite, "brach wie eine riesige Woge über Helgoland herein. Die Helgoländer waren begeistert und wollten ihren König sehen. Nun ging die Nachricht auch an die Presse. BILD und BILD am Sonntag berichteten in großen Aufmachern und sogar bis nach New York zur Times war die frohe Kunde vorgedrungen."

Da ging ein Staunen und Raunen durch unser Land, und in einem Volksbegehren riefen die Helgoländer unseren Journalisten alsbald zum König von Helgoland aus ­ mit dem märchenhaften Titel Christian Wilfried Attalos Roland I, Rex Maximus von Gottes Gnaden, König von Helgoland und Atlantis. Und fast wäre unsere Geschichte schon wieder zu Ende, wenn nicht eines Tages das Internet erfunden worden wäre. Dort kann jeder, der will, einen virtuellen Staat ausrufen. Und viele wollen das. Auch unser König Roland I., der im Netz inzwischen das virtuelle Königsreich Atlantis gegründet hat.

Premierminister Prinz Daniel, König Roland I, Staatssekretär Jörg Steinhaus

Wem die Blase drückt, der kann dort Mitglied werden als Junker, Konsul oder Prinz. Das kostet zwar Geld, aber das wird auch benötigt. Roland I. möchte nämlich nicht nur König eines virtuellen Landes sein, sondern eines ganz realen. Ausgeguckt hat er sich die dänische Insel Vejro, die für 4,4 Millionen Euro zum Kauf angeboten wird. Dort will er dann viel Gutes tun, ja ein Bildungs- Forschungs- und Informationsmittelpunkt des Volkes von Atlantis errichten lassen. Und vielleicht wird er dort auch einmal zur späten Stunde in froher Runde zur Klampfe greifen, weil er ja schon früher als Protestsänger Lieder wie "Ein bisschen Frieden ist zu wenig" gesungen hat.

Die Insel Vejro fürs neue Königreich Atlantis

Jetzt sucht also unser König ohne Land für dieses majestätische Projekt landaus, landein nach Gleichgesinnten und wird dabei inzwischen schon von so hochkarätigen Prominenten wie Ex-Boxer René Weller und Nadja abd el Farrag (Naddel) unterstützt - das schreibt jedenfalls in einer Email "Ihre Hoheit Prinzessin Julia I zu Atlantis".

Und noch einer unterstützt unseren König: Seine Majestät TOGBUI NGORYIFIA OLATIDOYE KOSI CE'PHAS BANSAH König von HOHOE dem Königreich HOHOE, der am 8. Oktober dieses Jahres diplomatische Beziehungen zu dem virtuellen Königreich Atlantis aufgenommen hat. Und TOGBUI NGORYIFIA OLATIDOYE KOSI CE'PHAS BANSAH gibt es wirklich. Er, der als Kfz-Meister in Deutschland arbeitet, ist nämlich 1992 im fernen Ghana zum König gekrönt worden, weil seine beiden älteren Brüder, die eigentlich den Job machen sollten, Linkshänder sind. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.