Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge

Täter zu Opfern gemacht - Heldengedenken auf ewig

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Heute findet er wieder statt - der Volkstrauertag und die zentrale Gedenkfeier des "Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V." im Plenarsaal des Bundestages. Der Volksbund (VDK) handelt in hoheitlichem Auftrag, wenn auch nicht immer im Sinne der Völkerverständigung. Denn insbesondere die vom VDK betriebene Gleichsetzung von Tätern und Opfern sorgt in den von Deutschen überfallenen Ländern immer wieder für Irritationen.

Seit seiner Gründung im Jahre 1919 ist es Aufgabe des VDK, die Gräber der deutschen Kriegstoten im Ausland zu erfassen, zu erhalten und zu pflegen, er versteht sich selbst als "humanitäre Organisation". Öffentlich in Erscheinung tritt er insbesondere dann, wenn Bundeswehrangehörige und andere Uniformierte in Fußgängerzonen mit der Sammeldose herumstehen.

Heute hat der Verein 1,3 Millionen Mitglieder und Spender. Mit ihren Beiträgen und Spenden sowie den Erträgen aus der Haus- und Straßensammlung, die einmal im Jahr stattfindet, finanziert der Volksbund seine Arbeit. Die Bundesregierung hilft dort, wo die Mittel des Volksbundes nicht mehr ausreichen.

Selbstdarstellung des Volksbundes

Gräber für die Ewigkeit

Kriegsgräber sind etwas ganz besonderes. Denn während die Nutzungszeit eines Grabes auf einem öffentlichen Friedhof für "Normalsterbliche" meistens zwischen 20 bis 40 Jahre beträgt, sind "Heldengräber" auf Dauer angelegt. So werden vom Volksbund heute noch Kriegsgräber für im Ersten Weltkrieg gefallene deutsche Soldaten instandgesetzt, zum Beispiel in der Ukraine.

Ob von den sterblichen Überresten überhaupt noch etwas vorhanden ist, spielt dabei keine Rolle. Über 50 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg finden vor allem in den nun zugänglichen Staaten Osteuropas noch Umbettungen gefallener deutscher Soldaten statt, werden mit Millionen Euro neue Heldenfriedhöfe angelegt und feierlich eingeweiht. Folglich gibt es für den VDK immer noch viel zu tun. Sicherlich wird auch in anderen Kulturen und auch in den europäischen Nachbarländern der jeweiligen Kriegstoten in besonderer Weise gedacht, dennoch erscheinen manche Aktivitäten des Deutschen Volksbunds in Osteuropa etwas übertrieben.

Proteste der Opferverbände

Kaum jemand käme auf die Idee, die Umbettung seiner vor 50 Jahren irgendwo in Osteuropa verstorbenen Urgroßmutter zu erwirken. Anders bei den Kriegsopfern. Finanziert mit Steuermitteln und steuerabzugsfähigen Spenden, veranstaltet der "Volksbund" noch immer Umbettungen deutscher Soldaten aus normalen Gräbern auf örtlichen Friedhöfen in oftmals völlig neu eingerichtete deutsche Soldatenfriedhöfe. Dies geschieht derzeit in Polen, Russland und den übrigen osteuropäischen Ländern. In der Bevölkerung der damals von den Deutschen überfallenen Länder, bei den Angehörigen der Opfer, stößt dies nicht nur auf Wohlwollen. So gab es vor einem Jahr im tschechischen Cheb heftigen Protest gegen die vom Volksbund beabsichtigte Einrichtung eines deutschen Soldatenfriedhofes. Schließlich wurde darauf verzichtet.

Auch in Prag sprach sich im Jahr 2002 der Rat der tschechischen NS-Opfer gegen die Einrichtung eines deutschen Soldatenfriedhofs aus. Auch Sologubowka, ein Ort rund Ort siebzig Kilometer vor dem damaligen Leningrad, war im Zweiten Weltkrieg einer der Schauplätze des Vernichtungsfeldzuges der Wehrmacht. Der Ort lag mitten im tödlichen Blockadering der deutschen Armee um Leningrad. Etwa eine Million sowjetischer Zivilisten fielen allein dieser Blockade zum Opfer, durch Hunger und Entkräftung.

Die mit deutschen Geldern restaurierte und vom Volksbund für das Gedenken an die Täter genutzte russisch-orthodoxe Kirche diente damals u.a. als Gefängnis für russische Kriegsgefangene. Heute dient die Kirche als Ergänzung des im Jahre 2000 eingeweihten deutschen Soldatenfriedhofes Sologubowka, auf dem schon 32.000 Leichen deutscher Besatzer bestattet sind. Mit zukünftig 80.000 Toten soll er zum größten deutschen Soldatenfriedhof der Welt ausgebaut werden. In der Kirche befinden sich bereits Bücher mit den Namen von 800.000 deutschen Soldaten, die während des Zweiten Weltkriegs auf dem Gebiet des heutigen Russland ums Leben kamen. Daraus soll - einzigartig für ganz Russland - ein Gedenk- und Ausstellungsraum entstehen, in dem alle Namen der deutschen Kriegstoten dokumentiert werden. Kritik richtet sich jetzt insbesondere dagegen, dass auf den in der Kirche aufgestellten Gedenktafeln die toten Täter ihren Opfern gleichgestellt und selber zu Opfern erklärt werden.

Ärger um Nazigräber auch in Italien

Ärger um deutsche Gedenkstätten gab es auch immer wieder in westlichen Ländern. So hat der ehemalige deutsche Generalkonsul in Mailand, Dr. Manfred Steinkühler, mehrfach verlangt, dass die auf dem Soldatenfriedhof Costermano (Provinz Verona) begrabenen Leichen mehrerer deutscher Massenverbrecher umgebettet oder aus den ehrenden Totenritualen des deutschen Staates ausgeschlossen werden. Steinkühler schrieb 2001 an Joschka Fischer:

Sehr geehrter Herr Minister, bereits 1998 hatte ich mir erlaubt, Sie, sehr geehrter Herr Bundesminister, auf den Umgang des Auswärtigen Amtes mit der deutschen Geschichte, insbesondere mit der Ehrung eines Personenkreises aufmerksam zu machen, der Verbrechen gegen die Menschheit beging. Aus meiner Tätigkeit als Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Italien verwies ich auf den Soldatenfriedhof in Costermano bei Verona. Dort wird namens der Bundesrepublik Deutschland Jahr für Jahr auch solcher Personen gedacht, die als Leiter von Tötungsanstalten und Vernichtungslagern zu den hauptbelasteten Tätern des NS-Regimes gehören. Wegen dieser jährlichen Ehrung und weil zwischen mir und dem Auswärtigen Amt über die Behandlung und Aufarbeitung der Nazizeit ein unüberbrückbarer Dissens besteht, habe ich 1991 gegenüber dem Auswärtigen Amt von meinem Recht Gebrauch gemacht, vorzeitig in den Ruhestand zu treten. Seitdem wird auch unter Ihrer Leitung und auf Ihre Weisung, sehr geehrter Herr Bundesminister, an den Kranzniederlegungen für Haupttäter der NS-Euthanasie und des Holocaust festgehalten..Quelle

Beziehungen nach rechts außen

In seiner Bildungsarbeit widmet sich der VDK ausdrücklich auch den jüdischen Opfern der Nazi-Diktatur. So wurde unter Beteiligung des Volksbundes am 23. Mai 2000 in Berlin das Deutsche Riga-Komitee gegründet, welches in Zusammenarbeit mit deutschen Städten, aus denen die Juden verschleppt wurden, der lettischen Partner-Organisation, dem Brüderfriedhöfekomitee und der Stadtverwaltung Riga an das Schicksal von über 20.000 deutschen Juden erinnert, die in den Jahren 1941/42 nach Riga deportiert und in ihrer überwiegenden Zahl im Wald von Bikernieki ermordet wurden.

Explizit erinnert der VDK auch an die zahlreichen deutschen Soldaten jüdischen Glaubens im Ersten Weltkrieg, doch seine traditionellen Beziehungen nach rechts waren und sind dennoch weiterhin sehr eng, auch wenn er in seiner Selbstdarstellung darauf hinweist, "nach 1933 gleichgeschaltet worden zu sein". Die Errichtung von Soldatenfriedhöfen habe der Gräberdienst der Wehrmacht übernommen. "Erst 1946 konnte der Volksbund seine humanitäre Tätigkeit wieder aufnehmen." Tatsächlich waren die Bande zu den Nazis wesentlich enger. So erklärte der ,"Bundesamtsführer" des Volksbundes Otto Margraf 1944:

Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge bedeutet Besinnung auf Ehre und Größe der Nation, auf die heldischen Opfer und den Todesmut unserer Gefallenen (...) auf das Deutschtum überhaupt.

Und jener Nazi-"Bundesamtsführer" Margraf wurde 1946 bei Wiederaufnahme der VDK-Arbeit dessen Generalsekretär, was er bis 1969 blieb. Der VDK unterhielt (und unterhält) zahlreiche Kontakte und Kooperationsbeziehungen zu Personen und Organisationen aus dem Spektrum der Vertriebenenverbände, soldatischen Traditionsverbände und lange Jahre auch zum Verband der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS, der ,"Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS" (HIAG). Hohe Funktionäre des VDK traten auf den Jahrestreffen der HIAG auf, so etwa der damalige Vizepräsident Hans-Otto Weber (SPD) 1982 in Bad Hersfeld. Nach heftiger öffentlicher Kritik an der Mitgliedschaft der Organisation der Nazi-Täter verzichtete die HIAG 1987 auf ihre Mitgliedschaft, "um Schaden vom Volksbund abzuwenden".

Nachdem sich die HIAG im Jahre 1992 auf Bundesebene aufgelöst hatte, "um einer Überalterung vorzubeugen", wurde von den Ewiggestrigen die "Kriegsgräberstiftung 'Wenn alle Brüder schweigen'" errichtet, die sich auf den Nachlass des "Kameraden" August Ern stützte. Von dort gingen zumindest in den letzten Jahren regelmäßige finanzielle Zuwendungen an den Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge

Vom Volksbund betreute "Heldenfriedhöfe" wie der in Halbe bei Berlin ziehen alljährlich zum Volkstrauertag vor allem Neo-Nazi-Gruppen an, weil dort neben normalen Soldaten auch Angehörige des 11. SS-Panzerkorps und des 5. SS-Gebirgskorps bestattet wurden.

Am rechten Rand der Union

Auch heute noch bewegen sich zahlreiche Funktionäre des Volksbunds am rechten Rand der CDU. So galt etwa der ehemalige Bremer Innensenator Ralf Bortscheller noch im Frühjahr dieses Jahres als Sympathisant der mittlerweile durch ihren Namensgeber selbst abgewirtschafteten Schill-Partei. Bortscheller ist Landesvorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

Aber auch unter den einfachen Mitgliedern finden sich bemerkenswerte Gesellen, wie etwa Volker Wagner aus Neuwied, Anhänger germanischer Religionen, der von sich sagt:

Ich bin Mitglied im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, von dem ich bei der Suche nach Vorfahren profitieren konnte (...)Als jemand, für den "Kriegertum" etwas ehrenhaftes bedeutet, ist es für mich selbstverständlich, meiner im Kampf gefallenen Ahnen gerade zu den Winternächten und zu Jul zu gedenken.

Quelle

Immerhin - den verurteilten Rechtsterroristen Manfred Roeder ließ der Volksbund durch ein Urteil des OLG Frankfurt Roeder ausschließen, weil Roeder durch seine Aktionen das Ansehen des Vereins geschädigt hatte.

Gegen Hottentotten und Bastards

Frieden, Verständigung und Aussöhnung sind zentrale Begriffe in der Selbstdarstellung des VDK. Wer sich jedoch die einzelnen Länderberichte anschaut, ist erstaut über die ignorante Darstellung der Opfer in den von Deutschen überfallenen Ländern. So werden auf der Länderseite "Russland" mit keinem Wort die russischen Kriegsopfer erwähnt: Dort heißt es stattdessen:

Die deutschen Verluste für das Gebiet der ehemaligen Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg werden auf 2,2, Millionen Kriegstote geschätzt. Über 1,88 Millionen Kriegstote liegen Todes- oder Grabmeldungen vor. Die Zahl der registrierten Verlustorte beträgt 118.000. Über die Höhe der deutschen Verluste und die Anzahl der Grablageorte in Russland gibt es noch keine Angaben.

Quelle

Purer Rassismus findet sich auf der Länderseite über Namibia. In der ehemaligen deutschen Kolonie "Südwest" ist die "Kriegsgräberfürsorge Windhoek" aktiv und berichtet über die Pflege der etwa 2.300 Gräber an 140 Orten in Namibia und Südafrika. Gepflegt werden dort allen Ernstes "auch die Gräber aus der Schutztruppenzeit": Die Kolonialtruppe aus dem frühen 19. Jahrhundert hätte sicherlich ihre Freude an der Geschichtsschilderung auf dieser Internetseite. Rassismus pur, kein Wort über die fast vollständige Ausrottung der Herero-Bevölkerung nach deren Aufstand. Aus Herero und Nama werden "Hottentotten", aus Mischlingen "Bastards".

1889 wurde aus dem Zwange heraus, die im Lande zwischen Herero und Nama (= Hottentotten) sowie zwischen den einzelnen Namastämmen tobenden Kriege zu beenden, die erste Schutztruppe gebildet und mehrfach verstärkt. April 1893 - August 1894 Unterwerfung der Witbooihottentotten März - Mai 1896 Aufstand der Khausashottentotten und Ostherero Juni - August 1897 Aufstand der Afrikanerhottentotten September 1897 - März 1898 Aufstand der Swartbooihottentotten und Nordwestherero Oktober 1903 (..) April 1915 Aufstand der Rehobother Bastards (...) Anders als in den anderen deutschen Schutzgebieten bestand die Schutztruppe in SWA nur aus Weißen. Eingeborene fanden nur als Hiwis Verwendung.

Quelle