Die Wega - eine Schwester der Sonne?

Britische Astronomen glauben, das bislang sonnenähnlichste Planetensystem gefunden zu haben

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In den Jahren 1970-71 versuchten im deutschen Fernsehen wieder einmal Außerirdische die menschliche Zivilisation zu unterwandern. Die Invasion von der Wega war besonders schwer abzuwehren, weil die Aliens genau wie Menschen aussahen. Lediglich anhand ihres seltsam abstehenden kleinen Fingers konnte man sie identifizieren. Und sie bluteten nicht, wenn man ihre Haut verletzte. Stattdessen rieselte ein seltsames Pulver aus ihren Adern.

Das Bild zeigt die Wärme, die von der Staubscheibe um Wega ausgeht. Wega ist kaum sichtbar und befindet sich zwischen den beiden hellen Flecken. Weil der Staub sich weit weg von der Sonne befindet, ist das nach den britischen Astronomen ein Hinweis darauf, dass sich hier ein Planetensystem verbirgt.

Die Wega ist der fünfthellste Stern am Himmel, von der Nordhalbkugel aus gesehen sogar der hellste Stern des Sommerhimmels. Zusammen mit Deneb und Altair bildet sie das bekannte Sommerdreieck. Diese prominente Position, verbunden mit der Tatsache, dass sie lediglich 25 Lichtjahre entfernt ist, hat immer wieder die Fantasie von Science-Fiction-Autoren angeregt. Jetzt scheint die Realität die Fiktion langsam einzuholen: Britischen Astronomen zufolge verfügt die Wega über ein Planetensystem, das unserem eigenen so ähnlich ist wie bislang kein anderes bekanntes.

Bei den bisher außerhalb unseres Sonnensystems entdeckten 110 Planeten handelt es sich um Gasriesen von der Größe des Jupiters oder größer, die ihre Muttersterne aber auf sehr viel näheren Umlaufbahnen umkreisen als Jupiter die Sonne. Solche Konstellationen bieten der gängigen astronomischen Lehrmeinung zufolge kaum Chancen für erdähnliche Planeten in einem Abstand, der Leben ermöglichen könnte. Zwar mögen die Gasriesen wiederum von Monden umkreist werden, auf denen günstigere Bedingungen für die Entstehung und Entwicklung von Leben herrschen. Die Entdeckung eines Planetensystems mit einer dem Sonnensystem ähnlichen Planetenkonstellation wäre gleichwohl ein wichtiger Meilenstein bei der Suche nach einer "zweiten Erde".

Zwar wurden bei der Wega bisher keine Planeten direkt nachgewiesen, wohl aber ist seit 1983 die Existenz einer Staubscheibe bekannt, die den Stern umgibt. 1998 konnten erstmals Strukturen in dieser Scheibe beobachtet werden, begünstigt durch den Umstand, dass die Wega uns ihre Polachse entgegen richtet, wir also praktisch von oben beziehungsweise unten auf das Sternsystem blicken. Diese Strukturen wurden rasch als Signatur eines Planeten gedeutet, ähnlich den Bugwellen eines Schiffes, die man aus einem hoch fliegenden Flugzeug sehen kann, ohne das Schiff selbst zu erkennen.

Mark Wyatt und Wayne Holland vom Royal Observatory in Edinburgh haben jetzt auf der Grundlage neuester Beobachtungen ein Computermodell entwickelt, um die Strukturen zu erklären. Wie sie in The Astrophysical Journal berichten, ist das plausibelste Szenario demnach ein Planet von der Größe des Neptun, der die Wega in ungefähr gleichem Abstand umkreist. Mehr noch: Ähnlich wie neuerdings vom Neptun angenommen wird, war auch dieser Planet seinem Mutterstern ursprünglich viel näher. Im Lauf von 56 Millionen Jahren hat er sich und die durch ihn verursachten Staubballungen weiter nach außen bewegt. Beim Neptun wird der Schwerkrafteinfluss des Jupiter für diese Wanderung verantwortlich gemacht. Wyatt und Holland vermuten daher, dass sich auch bei der Wega ein jupiterähnlicher Planet in einer vergleichbaren Umlaufbahn befinden könnte.

Weitere Beobachtungen im Verlauf der kommenden Jahre dürften mehr Klarheit bringen. "Unser Modell sagt vorher, dass die Klumpen in der Staubscheibe den Stern in 300 Jahren einmal umkreisen", erläutert Holland. "Diese Bewegung sollten wir mit neuen Beobachtungen in einigen Jahren erkennen können. Außerdem macht unser Modell Voraussagen über die feinere Struktur der Scheibe. Die können mit der nächsten Generation von Teleskopen und Kameras überprüft werden."