Globales Währungssystem nach dem Vorbild der Einführung des Euro?

Angesichts des steigenden Euro und des fallenden Dollar bei gleichzeitig wachsendem US-Leistungsbilanzdefizit schlägt der Ökonom und Nobelpreisträger Robert Mundell die Einführung einer Weltwährung zur Vermeidung einer Krise vor

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Seit einiger Zeit sinkt der US-Dollar, während der Euro stetig an Wert zu gewinnen scheint. Gleichzeitig steigt die Verschuldung der USA enorm an. Die politische, ökonomische und militärische Supermacht ist gleichzeitig der größte Schuldner der Welt. Trotz des billigeren Dollars importieren die USA weiterhin mehr Güter als sie exportieren. Es besteht das Risiko, so der Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger Robert Mundell, dass immer weniger in den Dollar investiert wird, was diesen noch mehr unter Druck setzen und schließlich zu einer weltweiten Wirtschaftskrise führen könnte.

Robert Mundell hat mit seiner Theorie optimaler Währungsräume aus den 60er Jahren die theoretischen Grundlagen für die Europäische Währungsunion und damit für die Einführung des Euro geschaffen. Mundell suchte damit zu beantworten, unter welchen Bedingungen Länder oder Regionen ihre monetäre Souveränität aufgeben und eine gemeinsame Währung einführen sollten. Vor allem sinken damit die Transaktionskosten, allerdings müsste nach seiner Meinung, wenn "asymmetrische Schocks" beispielsweise in der Nachfrage eintreten und Gehälter in einer Region sinken, eine hohe Mobilität der Arbeit für Ausgleich sorgen. Optimal wäre also für ihn ein Währungsgebiet, in die Migrationsbereitschaft bei Problemen hoch ist. Diese Theorie aus den 60er Jahren war einflussreich und wurde von anderen Ökonomen durch zusätzliche Kriterien erweitert.

Ende 2001 hielt Mundell die Einführung des Euro für geglückt, auch wenn die Gestaltung der Münzen und Scheine ihm "nicht besonders gelungen" zu sein scheint. Er empfahl auch asiatischen Ländern eine Loslösung vom Dollar und die Bildung einer Wahrungsunion. Schon zuvor hatte er dem Euro eine große Bedeutung vorhergesagt:

Die Ankunft des Euro kann sich als die wichtigste Entwicklung in den internationalen Währungsstrukturen seit der Durchsetzung des Dollar als der beherrschenden Währung kurz nach der Schaffung der US-Zentralbank, dem Federal Reserve System, 1913 herausstellen.

Angesichts des erstarkenden Euro und den möglichen Folgen einer Entwertung des Dollar schlägt der Wirtschaftswissenschaftler nun erneut seine Lieblingsidee vor, einen globalen Währungsraum einzuführen. Schon vor der Einführung des Euro-Geldes hatte er eine Währungsunion von Dollar, Yen und Euro propagiert. Würde man die Währungen aneinander binden, so würde dies für die drei Währungsblöcke zu einer stabileren Wirtschaft und zu größerem Wachstum führen. Und für die Länder, die sich der Weltwährung anschließen und ihre Währung daran binden, gäbe es durch die Ausschaltung von Währungskrisen auch größere Stabilität und bessere Handelsbedingungen.

Mundell denkt dabei an das 1971 von US-Präsident Nixon aufgekündigte Bretton Woods-Währungssystem, mit dem 1944 das 1931 zusammen gebrochene internationale Währungssystem neu geordnet wurde. Damals wurden feste Wechselkurse zum Gold bzw. zum Dollar festgelegt und eine Reihe von internationalen Organisationen (Weltbank, Internationaler Währungsfonds, Internationale Handelsorganisation) zur Regulierung des Handels und der Kapitalflüsse geschaffen. Dann aber habe, so Mundell, der Dollar den Goldstandard zunächst erfolgreich zerstört, weil die USA die "finanzielle Vorherrschaft" innehatte.

Mundell warnte schon länger vor dem steigenden US-Leistungsbilanzdefizit, das zu einer Krise führen könne. In den 90er Jahren hätten die USA zunächst vom Boom an den Börsen und dann vom Internet-Boom profitiert, beides aber habe letztlich die Ausgaben und damit die Schulden anwachsen lassen. Jetzt, so sagte der Ökonom gegenüber der Liberation, habe das Leistungsbilanzdefizit das historische Hoch von fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreicht:

Mit einer Schuldenlast, die 2002 einem Anteil von 30 Prozent am Bruttoinlandsprokt entspricht und 2004 sicher auf 35 Prozent anwachsen wird, werden die internationalen Investiteure, die Kapital in Dollar besitzen, diesen nur dann behalten, wenn sein Wert wieder zunimmt. Das Risiko ist, dass sie weiter Dollar verkaufen werden und dass sich der Kursverfall beschleunigt.

Die Krise des Dollar sieht Mundell als Chance für die amerikanische Regierung, dessen Rolle als wichtigste Währung der Welt zu verändern. Er verweist dabei auf die Diskussion, die in Bretton Woods geführt wurden. Auch hier hätten einige Länder bereits daran gedacht, eine globale Währung einzuführen.

Ich glaube, dass wir dieses Szenario erneut in Betracht ziehen sollten. Mit dem Erstarken des Euro und der Instabilität des Dollar sollten sich Europa, die USA und asiatische Staaten vereinen und ein neues internationales Währungssystem schaffen.

Dabei müsse man kein einheitliches Geld einführen, sondern könne weiterhin den Dollar und den Euro beibehalten, die Weltwährung, die unabhängig von nationalen Zinsen und den nationalen Ökonomien wäre, würde man nur für die Kapitalbewegungen und Transaktionen verwenden. Es sei lächerlich, dass die Zentralbanken zwar die Zinssätze verändern könnten, aber keinen Einfluss auf die Wechselkurse haben.

Auch wenn angesichts besseres Aussichten wenig dafür spricht, dass die US-Regierung den Vorschlag von Mundell auch nur in Erwägung zieht, wenn es nicht tatsächlich zu einer schweren Wirtschaftskrise kommen sollte, würde für den Ökonomen eine gemeinsame Weltwährung auch eine neue Art der Gemeinsamkeit schaffen. So wie eine internationale Sprache, die die regionalen Sprachen ergänzt, die internationale Verständigung erleichtern würde, wäre eine internationale Währung "ein großartiger Schritt hin auf wachsenden Wohlstand und eine verbesserte internationale Organisation".