US-Präsident Bush wird angeblich Pläne für bemannte Mission zum Mond und Mars ankündigen

Bush könnte damit im Wahlkampf die Nation wieder hinter einem großen Projekt vereinen wollen, was der Krieg gegen den Terrorismus nicht mehr leistet, aber es wird auch Kritik verstärken, die jetzt schon vor der zunehmenden Verschuldung warnen

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Es gab Gerüchte, dass US-Präsident Bush am 100. Jahrestag des ersten Motorflugs durch die Gebrüder Wright ankündigen würde, die bemannte Raumfahrt wieder aufzunehmen und mit einer Mission zum Mond zu beginnen (Reiseziel Mond). Das hat er erst einmal nicht gemacht, auch nicht zur "State of the Union"-Rede Anfang 2003, als erstmals solche Gerüchte aufkamen (Erste bemannte Mars-Mission bis 2010?). Der Erfolg der Mars-Mission (Sturm der Begeisterung bei der NASA) hat möglicherweise nun die Erinnerung an die Columbia-Katastrophe verdrängt, jedenfalls zirkulieren erneut Vermutungen, dass Bush nächste, noch vor seiner letzten "State of the Union"-Rede die Absicht verkünden will, die Weichen für eine bemannte Mission zum Mond, den Aufbau einer Mondkolonie sowie eine bemannte Mission verkünden will.

Traumziel Mars? Das neueste Bild der Panoramakamera des Rover Spirit

Natürlich, es ist Wahljahr. US-Präsident Bush will auch etwas Zukunftsweisendes oder Visionäres vorweisen können und die USA auch im technisch und militärisch wichtigen Bereich von Weltraum und Raumfahrt an der Spitze halten (Das Pentagon strebt absolute militärische Dominanz im Weltraum an), nachdem immer mehr Länder, allen voran China, aufholen wollen ("A giant leap into space"). Mit der Weltpolitik ist nicht alles zum Besten gegangen, mittlerweile werden die Stimmen immer lauter, die auch die Wirtschaftspolitik von Bush und die steigenden Ausgaben kritisieren und - auch angesichts des schwächelnden Dollar - vor den negativen Folgen des steigenden Haushaltdefizits und der galoppierenden Verschuldung warnen. Schließlich ist möglicherweise das gerade stattfindende Wirtschaftswachstum auch von den höheren Staatsausgaben im Bereich Sicherheit und Rüstung bedingt.

Aber auch der Wiedereinstieg in die bemannte Raumfahrt ist natürlich eine kostspielige Sache - und damit im Wahljahr ein zweischneidiges Schwert, auch wenn es natürlich auch die Wirtschaft mit anschieben und neue Hightech-Arbeitsplätze schaffen könnte. Das Johnson Space Center, Kontrollzentrum für bemannte Missionen, liegt zudem noch in Texas. So haben die Informanten der US-Medien aus den Reihen der Nasa zwar berichtet, dass die neue Orientierung sich einer Gruppe des Weißen Hauses verdankt, die sich mit den Konsequenzen aus dem Columbia-Unfall beschäftigte, aber meist keine Zahlen genannt. Allerdings gibt es Vermutungen, dass Bush neben dem Pentagon und dem Heimatschutzministerium nur der Nasa ein erhöhtes Budget im nächsten Haushaltsjahr geben will. Angeblich will er das Budget für die nächsten 5 Jahre um 5 Prozent anheben und den Kongress um 800 Millionen US-Dollar Zuschuss für 2005 bitten.

Bush würde dazu aufrufen, sofort mit der Forschung und Entwicklung zu beginnen, um eine Kolonie auf den Mond aufbauen zu können. Diese soll dann als Sprungbrett für bemannte Mission zum Mars oder zu nahen Asteroiden dienen. Das schließt an Absichten des Vaters von Bush an, der 1989 - 20 Jahre nach dem ersten Flug zum Mond - auch schon mit dem Plan aufgetreten ist, wieder bemannte Missionen zum Mond und dann zum Mars zu schicken. Die Kosten aber verhinderten die Umsetzung des Projekts.

Daran könnten nun die Kritiker auch wieder erinnern. Schließlich ist die Nasa in den letzten Jahren Kürzungsmaßnahmen anheim gefallen und hat nun noch ein Jahresbudget von 15 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig sieht es bei den technischen Voraussetzungen nicht zum Besten aus. Nach dem Columbia-Unglück wurde zunächst einmal das Shuttle-Prgramm eingestellt - mit Konsequenzen für die Internationale Raumstation. Zudem sind die Shuttles schon eine verhältnismäßig alte Technologie. Das jährlich 3,5 Milliarden Dollar verschlingende Shuttle-Programm dürfte also eingestellt werden, während neue Raumfähren entwickelt werden müssten. Dafür gibt es auch schon einen Namen: crew exploration vehicle (CEV). Nach Informationen würden auch alle anderen Nasa-Programme, die nichts mit dem neuen Plan zu tun haben, eingestellt oder stark zurück gefahren werden.

Die Vision, sollte sie Bush wirklich vortragen, wird daher vor allem politischen Zwecken dienen. Sie soll demonstrieren, dass die USA weiterhin die technologisch fortgeschrittenste Nation bleiben wird und den Chinesen auf dem Mond zuvor kommen will, vor allem aber soll sie Nation wieder hinter einer großen Aufgabe wie einst im Kalten Krieg beim Wettlauf zum Mond einen, nachdem der Krieg gegen den internationalen Terrorismus dies immer weniger leistet. "Es geht darauf zurück, die Menschen zu vereinen, nicht sie zu spalten", zitiert die Washington Post einen Berater des Präsidenten. "Und es versucht, die Menschen emotional hinter einem großen nationalen Projekt zu sammeln." Die Idee ist freilich nicht neu: Ohne Expansion in den Raum zerbricht die Gesellschaft.

Ein anderer sprach von der Wiederholung eines "Kennedy-Moments" (Wettlauf zum Mond) und davon, dass es nicht nur die Nation, sondern auch die Welt einen könnte. Interessant wird sein, wenn Bush den Plan tatsächlich verkünden wird, ob er dieses Projekt in erster Linie als amerikanisches verstanden haben will oder doch versucht, es als internationales Projekt umzusetzen. Allerdings dürfte dann ausgerechnet die Internationale Raumstation, die ja ein solches internationales Projekt ist, unter der neuen Ausrichtung leiden. Angeblich plant Bush die Förderung der Raumstation völlig einzustellen, wenn die bemannten Missionen zum Mond starten sollen. Das soll in etwa 10 Jahren sein, davor könnten die neuen Weltraumfähren auch bei den Fahrten zur Raumstation getestet werden. Vermutlich dürfte es sich bei dem Plan, gemäß der bisher geübten Praxis der Bush-Regierung, um ein Projekt unter amerikanischer Führung mit einer "Koalition der Willigen" handeln.

Allerdings wird auch ein Berater zitiert, der den Plan als "verrückt" bezeichnet: "Das kostet eine Menge Geld, und wir haben kein Geld. Das ist für jede Art der Haushaltskonsolidierung destruktiv."