Das Internet und die Kinderpornografie

Nach einem britischen Bericht soll durch das Internet nicht nur die Verbreitung von Kinderpornografie enorm zugenommen haben, sondern auch der Kindesmissbrauch

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Nach einem Bericht, der von der NCH, einer britischen Kinderhilfsorganisation, in Auftrag gegeben wurde, ist das Internet die Ursache für einen angeblich gewaltigen Anstieg an Straftaten, die mit Kinderpornografie zu tun haben. Das Internet habe Pädophilen neue Möglichkeiten gegeben, an Kinder heranzukomen und sie zu missbrauchen, aber auch leicht große Mengen an Kinderpornografie zu erhalten.

Nach dem Bericht "Child abuse, child pornography and the internet" haben aufgrund der Ausbreitung des Internet Kinderpornografie-Fälle um 1.500 Prozent in den letzten drei Jahren in Großbritannien. Die Zahl der wegen Herstellung oder Besitz von Kinderpornografie von der Polizei verfolgten und verwarnten Personen in England und Wales ist von 35 im Jahr 1988 auf 549 im Jahr 2001 angestiegen. Über 3.000 Personen wurden in diesem Zeitraum verwarnt oder bestraft. Und 2002 wurde im Rahmen der weltweiten "Operation Avalanche", deren britische Variante "Operation Ore" war, der Polizei in Großbritannien die Namen von über 6.500 Briten bekannt, die von einer Website mit Kreditkarte Kinderpornografie gekauft haben. 2.300 wurden bereits festgenommen, 38 Männer, darunter auch Pete Townshend von der Popgruppe The Who, verwarnt. Weitere Verhaftungen stehen noch aus.

Der Bericht weist zum Thema Internet, Computer und Kinderpornografie auch darauf hin, dass mit dem globalen Medium die Verbreitung von Bildern enorm zugenommen habe. Einzelne Pädophile hätten in der zeit vor dem Internet "nur eine Handvoll von Bildern" gehabt - auf Papier oder Video. Es sei nicht ungewöhnlich, dass eine Person nun Zehntausende von Bildern auf seinem Computer gespeichert habe. So wurde 2003 ein Mann aus Lincolnshire festgenommen, der 450.000 kinderpornographische Bilder in seinem Besitz gehabt hatte, in New York habe ein Mann gar über eine Million Bilder gehabt. Viele der Bilder seien zwar alt und werden immer wieder kopiert, aber es gebe auch organisierte Banden, die mit Kinderpornografie handeln.

Eine erstaunlich große Zahl von Menschen hat niemals akzeptiert, dass es eine Verbindung zwischen der Entwicklung des Internet und der Zunahme an Kinderpornografie sowie dem daraus folgenden Kindesmissbrauch gibt. Die Zahlen sprechen für sich selbst. Das Ausmaß des Problems hat sich innerhalb eines Jahrzehnts über alle Vorstellung hinaus verändert.

Nachdem, wie der Bericht mit Hinweis auf einige Studien und Aussagen von Pädophilen behauptet, Bilder die sexuelle Fantasie steigern und eine wichtige Rolle dabei spielen sollen, dass Pädophile diese in die Tat umsetzen, würde durch die Ausbreitung von kinderpornographischen Bildern über das Internet und damit die Vermehrung von Anfälligen auch die Wahrscheinlichkeit höher werden, dass Kinder missbraucht werden. Nach einer Untersuchung der University of Cork von Newsgroups von Pädophilen würden nun mehr Kinder missbraucht, um den Nachschub an Bildern zu decken. So seien 1999 jeden Monat Bilder von vier neuen missbrauchten Kindern in den Newsgroups gepostet worden, Mitte 2002 seien es während einer Zeitspanne von sechs Wochen bereits Bilder von 20 neuen Kindern gewesen. Zudem werde der Missbrauch immer sadistischer.

In der Prä-Internetzeit war es ziemlich schwierig, an Bilder von missbrauchten Kindern zu kommen. Das Internet hat alles verändert. Die Menschen mit einem unterdrücktem oder latentem Interesse haben jetzt einen Mechanismus gefunden ... Sie denken, das Internet sei anonym.

John Carr, der Autor des Berichts

Möglicherweise aber verdankt sich ein Teil der Zunahme an Kinderpornografie auch der Tatsache, dass sich die entsprechenden Personen über das Internet auch leichter aufspüren lassen als in der Prä-Internetzeit. Wenn allerdings die Zahl der Kinderporno-Anhänger so groß ist, wie manche aus den Ergebnissen von "Operation Avalanche" folgern, bei der man alleine weltweit an die Namen von 250.000 Personen gelangt, dann wären freilich die Polizei und der Strafvollzug nicht nur in Großbritannien hoffnungslos überfordert. Scotland Yard sprach etwa davon, dass allein in Großbritannien eine Viertelmillion Männer kinderpornographische Bilder über das Internet gekauft haben könnten (Spitze des Eisbergs).

Gewarnt wird auch davor, dass Kinder über das Internet leicht an pornographische Bilder aller Art herankommen und man nicht wisse, welche langfristigen Auswirkungen dies haben könne. Die Eltern und Erzieher müssten die Kinder natürlich aufklären und sich ihrer Verantwortung bewusst werden, aber auch die Internetindustrie müsse alles tun, was technisch möglich ist, um zu verhindern, dass die von ihnen angebotenen Dienste Kindern Schaden zufügen. Es seien weitere technische Möglichkeiten erforderlich, um die Polizei bei der Verfolgung der "neuen Formen des Internetmissbrauchs" zu unterstützen.

Große Probleme aber gebe es auch mit der neuen Handy-Generation, mit der auf das Internet zugegriffen werden kann: "Fast alle Probleme beim Schutz der Kinder im Internet, die es heute gibt, werden sehr viel komplexer, wenn das Internet auf die Straße kommt." Man könne jetzt nicht mehr jedem einfach ein Handy verkaufen, ohne dass er sein Alter und seine Identität nachweise müsse. Die großen Anbieter Orange, O2, T-Mobile, Virgin, Vodaphone und 3 haben aber bereits beschlossen, berichtet der Guardian, dass Handys mit Internetzugang, die von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren gekauft werden, mit einer Sperre für Chaträume, Pornoseiten und Glücksspielangebote versehen werden. Um die Filter zu beseitigen, wird es für den Benutzer notwendig sein, sein Alter nachzuweisen.