Wie man einen Möchtegern-Star öffentlich hinrichtet

Zynische RTL-Show erzielt hohe Einschaltquoten

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Das deutsche Volk ist arschig. Diese Erkenntnis verdanken wir der Kabarettistin Lisa Fitz, die sich derzeit in der RTL-Dschungel-Show "Ich bin ein Star ­ Holt mich hier raus!" zum Affen macht. Zusammen mit anderen drittklassigen Prominenten aus der Kategorie Susan Stahnke und Co. hat sie der Sender in den australischen Busch geschickt, wo die Reisetruppe nun 14 Tage unter dürftigsten Bedingungen verbringen muss.

Natürlich ist bei dieser Tarzan-Big-Brother-Show die Kamera immer mit dabei. Was für die Teilnehmer alles andere als vorteilhaft ist: Langsam blättert nämlich bei ihnen die Schminke, die Haare werden immer fettiger, die Blicke immer starrer, und während der Silikonbusen einer Mitspielerin gar gefährlich explosiv glänzt, zeigt Werner Böhm alias Gottlieb Wendehals Mut zur Unterhose und zur nackten männlichen Brust und erzählt Geschichten, von einem Lichtwesen, das nachts an seiner Pritsche gestanden hat.

Zunehmend werden so diese Stars und Sternchen in das verwandelt, was sie sowieso sind: in arme Würstchen. Und man hat beim Zuschauen den Verdacht, dass sich der Sender RTL klammheimlich an die Personen zynisch rächt, die er zuvor selber groß gemacht hat oder von deren Klatsch und Tratsch er ansonsten gut lebt. Aber nicht nur RTL rächt sich und erzielt mit diesem Zynismus eine enorm hohe Einschaltquote, auch die Zuschauer rächen sich an jemanden: an Daniel Küblböck, der sich in den letzten Monaten vom RTL-Superstar zur omnipräsenten Supernervensäge entwickelt hat. Dreimal haben sie ihn nämlich bereits per Telefonabstimmung ausgewählt für Aufgaben, die wahrlich ekelig sind. So wurde er am Sonntag beispielsweise mit Tausenden von Kakerlaken übergossen. Anschließend erfuhr er dann schockiert, dass die Zuschauer ihn schon wieder ausgeguckt haben und auf ihn nun ein Wasserbassin mit fetten Aalen wartet, in das er seinen Kopf halten soll. Und vermutlich wird Küblböck noch ganz andere Dinge im Busch erleben, wenn er nicht rechtzeitig freiwillig aussteigt.

Für den jungen Möchtegern-Star wird diese Sendung langsam, aber gewaltig zur medialen Hinrichtung ­ ausgerechnet durch den Sender, der ihn zuvor monatelang aufgebaut, unterstützt und dabei übrigens auch ganz gut von ihm gelebt hat. Dass die Zuschauer jetzt auf so drastische Weise Küblböck klarmachen, dass sie ihn einfach nicht mehr sehen wollen, das war dann der Grund, warum Lisa Fitz uns alle eben arschig genannt hat. Ja, uns alle, denn ich muss gestehen, auch ich hab angerufen.