Entwurf von Creative Commons-Lizenz für Großbritannien vorgestellt

Das alternative Copyright-Modell könnte hier eine besondere Bedeutung haben, wenn BBC sie nutzt, um - wie angekündigt - die Archive frei zugänglich ins Internet zu stellen

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Von heute an ist die Creative Commons-Lizenz auch in Großbritannien auf dem Weg. Am Dienstagabend präsentierte Lawrence Lessig den Lizenzentwurf für das Vereinigte Königreich auf der Oxford Media Convention vor einem Publikum einflussreicher britischer Medienpolitiker, Journalisten und Produzenten.

"Ich hoffe, dass es Kreativen mit unseren Lizenzen möglich sein wird, von den Entwicklungen neuer Technologien zu profitieren, ohne gegen geltendes Recht zu verstoßen", sagte Lessig, Professor an der Stanford Law School und "Chefentwickler" des Creative Commons-Modells. Die CC-Lizenzen ermöglichen es Künstlern, Werke so zur Verfügung zu stellen, dass andere sie nutzen können, ohne sich darüber Sorgen machen zu müssen, ob alle Rechte geklärt sind oder welche Lizenzgebühren anfallen. Dadurch werde die Grundlage für einen ungehinderten Umgang mit Kunst geschaffen, der Bedingung sei für eine reichhaltige Kultur, sagte Lessig.

Darüber hinaus stellt die CC-Lizenz einen Satz maschinenlesbarer Daten bereit, der ermöglicht, beispielsweise mithilfe von Suchmaschinen Werke zu finden, die frei weiter verwendet werden dürfen. Seit der CC-Gründung vor einem Jahr seien etwa eine Million Bücher, Fotos, Musikstücke, Weblogs, Filme und andere Inhalte unter einer CC-Lizenz bereitgestellt worden.

In Großbritannien könnte die Creative Commons-Lizenz eine besondere Bedeutung bekommen, weil die BBC im August 2003 angekündigt hatte, ihre Hörfunk- und Fernseh-Archive im Internet frei zur Verfügung zu stellen. Da für eine solch beispiellose Unternehmung bisher kein angemessenes Lizenzmodell bereit steht, wird spekuliert, dass die BBC dafür eine Creative Commons-Lizenz verwenden könnte - wenn diese eine rechtlich robuste Form hat, bei der davon ausgegangen werden kann, dass sie nicht gleich im ersten Rechtsstreit für ungültig erklärt werden würde.

Der Lizenzentwurf für Großbritannien wurde von der international tätigen Anwaltskanzlei Baker & McKenzie ausgearbeitet. In allen anderen Ländern hatte das Creative Commons-Projekt bisher mit Rechtsforschungs-Instituten oder den Jura-Fakultäten von Universitäten zusammengearbeitet, um diskussionsfähige Entwürfe zu entwickeln.

In diesem Fall sei es aber wichtig gewesen, schnell eine Vorlage präsentieren zu können, um bei Gelegenheit der Oxford Media Convention darauf aufmerksam zu machen und so einen gewissen Einfluss auf kommende politische Entscheidungen nehmen zu können, erklärte Christiane Asschenfeldt, die als "International Commons Coordinator" dafür zuständig ist, die Vorhaben in Ländern außerhalb der USA zu organisieren. Bisher gibt es in etwa 50 Ländern den Versuch, CC-Lizenzen zu entwickeln oder in das entsprechende Rechtssystem zu übertragen (s.a. Copyleft-Label für Musik und Comics).

Obwohl es auch hierzulande erste Vorschläge für eine CC-Lizenz gibt (Naturschutzgebiete für geistiges Eigentum), gehört Deutschland bisher nicht zu den Staaten, in denen ein offizieller, vom CC-Projekt entwickelter Lizenzentwurf zur Diskussion steht. Ein solcher Entwurf soll bis zum Sommer dieses Jahres fertig gestellt werden, kündigte Asschenfeldt an.