US-Pilot schießt den Vogel ab

Ein Amerikaner zeigt der Welt, was er von Gleichbehandlung hält

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Viele Ausländer, die in die USA einreisen, müssen neuerdings ein Foto mit Fingerabdruck bei der Einreise abgeben - allerdings sind EU-Bürger ausgenommen. Wie Telepolis neulich berichtete, müssen nun auch Amerikaner, die in Brasilien einreisen, dieses Prozedere auch über sich ergehen lassen, denn Brasilien wendet das "Prinzip der Reziprozität" an. Ein US-Pilot der American Airlines zeigte am Mittwoch bei seinem Einreise-Foto den Behörden den Vogel - und kam dafür fast auch ins Gefängnis.

Ins Fernsehen kam er prompt, und die Empörung war unter den Brasilianern offenbar groß. In den USA dagegen wird die Sache mit Humor genommen: Ein Moderator bei National Public Radio fragte einen Korrespondenten, ob Hirsh wirklich den Vogel gezeigt hatte oder nur "we're number one" sagen wollte (siehe Foto). Dem 52-jährigen Pilot, Dale Robin Hirsh (bzw. Hersh, denn die Medien sind sich über die Schreibweise nicht einig), wurde "Beamtenbeleidigung" vorgeworfen. Dafür hätte er zwischen 6 Monaten und zwei Jahren hinter Gitter kommen können. Er zog es vor, die Geldstrafe von rund 10.000 Euro zu zahlen, damit er auf freien Fuß bleibt. Das Geld wird einer Stiftung für Senioren zugute kommen.

Auch wenn Hirsh wohl allgemein als arroganter "gringo" bei den Brasilianern gesehen wird, sind bei weitem nicht alle Brasilianer für die Reziprozität für Amerikaner. Die Amerikaner beklagen, dass sie stundenlang Schlage stehen müssen, um in Brasilien einzureisen; auch wenn das gleiche Schicksal auf Brasilianer in den USA wartet, hat die örtliche Tourismus-Industrie schon reagiert und lässt Samba-Musiker und -Tänzer für die wartenden Amerikaner im Flughafen auftreten. Außerdem werden in Rio de Janeiro Rosen und T-Shirts mit der Aufschrift "Rio loves you" an wartende Amerikaner verteilt.

Dem Pilot ist die Sache mittlerweile wohl peinlich. Er bezeichnete den Vorfall als "puren Spaß". Auch seine Fluggesellschaft hat sich mittlerweile dafür entschuldigt. Auf dem politischen Parkett hat sich jedoch nichts geändert: Erst am Dienstag hatte der Präsident Brasiliens Luiz Inacio Lula da Silva den US-Präsidenten Bush darum gebeten, die Einreisebedingungen für Brasilianer zu lockern, damit beide Länder wieder zur Normalität zurückkehren können. Bis jetzt gibt es jedoch nur die Reaktion von Colin Powell, der sagte, seine Landsleute würden in Brasilien "diskriminiert".