Die Tiere sterben zuerst, dann stirbt der Mensch

Das Ebola-Virus überträgt sich von Affen, aber auch von Antilopen auf den Menschen

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Unbemerkt bringen die Jäger das Ebola-Virus mit. Und wenige Tage später schafft der Kontakt mit den nächsten Verwandten oder Freunden den Ausbruch des Hämorrhagischen Fiebers, der in den meisten Fällen (88 Prozent) tödlich verläuft. Eric Leroy vom Centre International de Recherches Medicales de Franceville und ein Team berichten in der neuesten Ausgabe von Science über neue Erkenntnisse zum Ebola- Virus.

Ihre Analyse kommt zu dem Schluss, dass gar nicht der Befall des Menschen im Vordergrund steht, sondern die Erkrankung von Gorillas (Gorilla gorilla), Schimpansen (Pan troglodytes) und auch den kleinen Antilopen (Cephalophus pp). So ergab ihre Zählung in einem 320 km2 großen Schutzgebiet, dass die Gorillas in der Zeit von 2000 bis 2003 um 56, die Schimpansen um 89 Prozent und die Antilopen um 53 Prozent dezimiert wurden. Die Verwesungszeit der Tiere dauert selten als einen Monat. Diese überraschende Besonderheit entging bisher den Beobachtungen und macht sie sogar riskant, weil ein gerade verendetes Tier den Jäger anstecken kann.

Das Ebola-Virus kann vom Knochen eines toten Gorillas entnommen werden (Bilder: Pierre Rouquet)

Die biochemische Analyse (Antigenmuster, Serologie, DNA- Strukturen und Sequenzen, Immunhistochemie und Virusgewinnung) bestätigen das Ebola-Virus. Ferner verrät das Muster, dass das Muskelgewebe auf Immunglobulin G negativ ist. Dieser Befund ist für die Erkrankung und den tödlichen Verlauf typisch, während die selten Überlebenden Antikörper entwickeln und IgG-positiv sind.

Das Ebola-Virus ist eine Erkrankung der Filoviridae, zu denen auch das Marburg Virus zählt. Das Ebola-Virus gehört damit zu den RNA- Viren und erzeugt vier Typen. Weder die Herkunft, noch das natürliche Reservoir ist bekannt. Dennoch sind die Forscher davon überzeugt, dass es sich um eine Zoonose handelt, nämlich eine auf den Menschen übertragbare Tierkrankheit

Das Hämorrhagische Fieber durch Ebola ist in der Demokratischen Republik Kongo, in Gabun, dem Sudan, der Elfenbeinküste und in Uganda beschrieben worden. Die Inkubationszeit beträgt 2 bis 21 Tage. Das Auftreten der Erkrankung erfolgt abrupt: Fieber, Kopfschmerzen, Gelenk- und Muskelschmerzen, gefolgt von Schwäche, Diarrhoe und Erbrechen. Die meisten Opfer versterben; einige wenige überleben und zeigen dann den wirksamen Immunrespons.

In Gabun handelt es sich bei den letzten Ausbrüchen um einen der "Zaire Subtypen", der wiederum zu einem der vier bekannten Ebola- Virus Untertypen zählt. Obwohl der Zaire-Typ nur Abweichungen von 1-2 Prozent der Nukleotidsequenz aufweist, scheint es sich dennoch um mehrere Infektionen gehandelt zu haben: fünf Quellen wurden bei acht lokalisierten Epidemien im Umkreis von 3000 km2 ausgemacht.

Diese Beobachtungen aus der Zeit von 2002-2003 sind natürlich der Boden für weitreichende Spekulationen. Die Sterberate für Gorillas und Schimpansen ist ungemein hoch und hat seit den Anfängen der Ebola-Virusinfektion im Jahr 1976 deutlich zugenommen. Die jetzige Erkenntnis, wonach zusätzlich die afrikanische Antilopenart betroffen ist, spricht für eine Mitbeteiligung von Nicht-Affen. Damit handelt es sich um eine generalisierte Infektion, und die Frage nach der Quelle steht nun im Vordergrund.

Handelt es sich um einen Erreger, der aus harmlosen Vorstufen erstmals 1976 an Macht gewonnen hat - wie bei der Lungenkrankheit SARS? Oder ist doch etwas wahr an der Behauptung, dass das Virus in abgewandelter Form ausgesetzt wurde?

Immerhin wissen wir, dass es ein hoch gefährliches Virus ist, das nur durch die Vorsorge in Zaum gehalten werden kann und das auf keine Therapie anspricht. Eine breit angelegte Informationskampagne und die Speicherung aller Daten könnte zunächst eine Übersicht der Ereignisse Schaffen und Warnsysteme ermöglichen. Denn die plötzlich zunehmende Sterblichkeit in der Tierwelt kündigt die verheerende Infektion beim Menschen an. Wenn es gelingt, dieses Netzwerk zu erkennen und die Bevölkerung rechtzeitig davor zu warnen, besteht eine reale Chance, die Jäger zu schützen und den Erreger ausfindig zu machen.