Größter Schlag gegen Europas Piraterie?

Wieder einmal will Spanien der größte Schlag gegen die Musikpiraterie gelungen sein. Bei Razzien in verschiedenen spanischen Städten sind 14 Jugendliche verhaftet worden

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Inzwischen hat die Guardia Civil die "Operation Snort" für abgeschlossen erklärt. Schon am Wochenanfang wurden von der Militäreinheit 14 Personen in verschiedenen Städten im gesamten spanischen Staats verhaftet. Dabei seien 41 Computer, zwölf Drucker, sechs Scanner und 13 Modems beschlagnahmt worden.

Den Beteiligten eines Netzwerks, überwiegend Jugendliche, die selbst nicht studieren, wird vorgeworfen, sie hätten mit dem Virus einen Windows-Fehler ausgenutzt und sich so in den Rechner der Universität der galizischen Stadt Vigo eingeschlichen. Von dort aus hätten sie, geführt von einem Jugendlichen aus Barcelona, der in Internet-Chats als Onkel Sam auftrete, einen Handel mit Musik, Filmen und Programmen betrieben. Insgesamt 500.000 Dateien sollen sie auf Rechnern installiert und von Abonnenten einen Mitgliedsbeitrag kassiert haben.

Den 14 mutmaßlichen Hackern werden "Urheberrechtsdelikte" und die "Verbreitung von Geheimnissen" vorgeworfen, worauf bis zu vier Jahre Haft stehen. So hätten sie die ersten Fälschungen der Authentifizierungszertikate von Microsofts Windows XP Professional angeboten. Zudem hätten sie Schäden im Rechnernetz der Universität angerichtet. Auch auf einem Supercomputer der chemischen Fakultät, die Projekte über das menschliche Genom und über die magnetische Resonanz von Atomkernen durchführt, hätten sich die Hacker eingenistet. Dort lagen Kapazitäten und eine Highspeed Verbindung von 100 Mbps weitgehend brach.

Gestern haben sich die Vertreter der Musikindustrie in die Zentrale der Guardia Civil nach Pontevedra begeben, um vor Ort den "modus operandi" zu studieren und zu überprüfen, ob auch andere Rechner betroffen sind. In einem Bericht, den die Vereinigung der Musikhersteller (AFYVE) in London vorgestellt hat, bezeichnet sie die Operation als "bedeutsamste in Europa" gegen die Piraterie, was nicht nur die Quantität, sondern vor allem das Eindringen und Benutzen eines Computers einer öffentlichen Institution betriffe.

Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass mit derlei großspurigen Worten um sich geworfen wird. Eine gleichsam betitelte Aktion im vergangenen Sommer gegen die Firma CD-World stellte sich als größter Schlag ins Wasser heraus (Größter Schlag ins Wasser gegen Piraterie in Spanien) Auch angekündigte Massenanklagen lassen auf sich warten. (Spanische Software-Firmen wollen 4000 Nutzer von Tauschbörsen anklagen). Allerdings scheint sich zu bestätigen, dass man sich zweifelhafter Methoden bedient, um Computer auszuspähen (Schwierigkeiten mit dem Ausspionieren).

Die Operation Snort wurde schon im vergangenen Sommer gestartet. Sie geht auf Anzeigen der Afyvey und der Vereinigung zum Schutz des Urheberrechts (Egeda) zurück, die "Angriffe" auf Computer der Universität Vigo festgestellt hatten. Daraufhin seien die IP-Adressen der Angreifer ermittelt worden.